Der Herr der Puppen: Das Geheimnis von Askir 4 (German Edition)
Ich wischte mir über den Mund und sah das Blut. »Wenn niemand ihn erreichen kann, ist der verfluchte Stahl endlich sicher verwahrt.« Ich schaute zu Leandra hoch und versuchte es ihr zu erklären. »Er hat dein Blut getrunken, und er wollte mehr … Er war schon immer gierig nach dir …«
»Ich könnte das Schwert erreichen, du müsstest mich nur zur Wasseroberfläche bringen«, sagte Serafine zu Natalyia.
»Ich kann dich da hinbringen«, antwortete diese. »Wenn du das aushältst. Aber wie willst du zum Grund des Brunnens gelangen? Es sind gut und gerne weitere dreißig Mannslängen, und das Wasser ist eiskalt.«
Serafine lächelte sanft. »Das Wasser und ich sind gute Freunde.«
Sie verschwanden aus meinem Blickfeld. »Was geschieht gerade?«, fragte ich.
»Sie sind im Stein«, antwortete Leandra und strich mir über die Stirn. »Du bist kalt und blass, und du wirst schwächer.«
Scheinbar nur einen Moment später beugte sich eine nasse Serafine über mich, tropfte mir ins Gesicht und drückte mir Seelenreißer in die Hand.
»Jetzt brauchen wir nur noch ein Ferkel«, sagte Leandra zufrieden.
»Besser zwei.«
»Die Bolzen müssen vorher raus«, sagte Armin.
»Das mache ich. Seht nur zu, dass die Ferkel bereit sind«, sprach eine nicht minder nasse Natalyia und tropfte ebenfalls auf mich. Den Rest bekam ich nicht so sehr mit. Ich erinnere mich dann nur noch, dass jemand meine Hand führte, und an ein jämmerliches Quieken.
Ich lag auf meinem Bett, Leandra saß auf einem Stuhl daneben und hielt meine rechte Hand. Wir sahen zu, wie der Leibarzt der Essera Falah, da Halat, seine Tasche packte. »Dass Ihr noch am Leben seid, Ser Havald, ist ein Wunder.« Er wusch sich die blutigen Hände und trocknete sie an einem neuen Tuch ab. »Die Wunden sind genäht und sehen so weit gut aus. Ich weiß nicht, ob Ihr ein Fieber bekommen werdet, aber wir können auf die Götter hoffen. Die Schulter habe ich Euch gerichtet und verbunden, den Arm geschient. Ihr blutet innerlich, aber weniger, als ich dachte. Mit etwas Glück hört es bald auf. Versucht flach zu atmen, nicht nur wegen der Rippen, sondern vor allem wegen Eurer Lungen.« Er rollte die Ledermappe mit seinen Instrumenten zusammen und verstaute sie in seiner Tasche, überprüfte noch einmal alles und schloss sie dann. »Trinkt fleißig Brühe, sie wird mit der Zeit das Blut ersetzen.« Er nahm die Tasche auf. »Ich habe einer der Frauen die Liste mit den Zutaten für die Salbe gegeben. Ein Mörser sollte sich auf dem Markt finden lassen, wechselt die Verbände täglich und tragt neue Salbe auf. Oder aber, das wird am besten sein, Ihr fragt bei Eurem Tempel nach, ob sie Euch nicht einen Priester schicken, der Euch hilft. Mit etwas Glück wird es einen geben, der ausgeruht ist. Die Knochen sind gerichtet, also sollte es keine Schwierigkeiten bereiten, Euch zu heilen.«
»Ich danke Euch«, antwortete ich und hustete leicht. So wie das schmerzte, sollte ich besser mit dem Husten aufhören. Ich wischte mir die Blutstropfen vom Mund ab. »Meinen Dank auch der Essera Falah, dass sie mir Euch geschickt hat.«
»Ich werde es ihr ausrichten«, teilte er mir mit und lächelte. Dann verabschiedete er sich. Ich sah ihm nach, dann schaute ich zu Leandra hoch, die mich besorgt musterte.
»Das Ferkel hat wohl nicht viel gebracht«, meinte ich dann leise. Wenn ich leise sprach, ging es mit dem Atmen.
Sie nickte nachdenklich. »Ich glaube, sie haben zumindest ein wenig geholfen. Du siehst besser aus, und du hast gehört, was der Arzt sagte, er denkt, dass du innen nur wenig blutest. Wir haben zwei Ferkel geschlachtet, aber ja, es brachte wirklich nicht viel. Ich verstehe das nicht, bei dem Bären war es stärker.«
Ich sah zu Seelenreißer hinüber, der neben dem Bett stand, bis hierher spürte ich Missfallen der Klinge. Oder bildete es mir zumindest ein.
»Ich habe es nun schon seit über zweihundertundfünfzig Jahren«, sagte ich mit einem reuigen Lächeln. »Meinst du nicht, ich hätte nicht auch schon daran gedacht? Im Kampf ist es anders. Ich hatte es mal mit einem Eber zu tun, das war ein rechtes Wildschwein, ein kapitales Biest, gerissen und bösartig genug, jede Königsjagd zu einem Ereignis zu machen. Das Mistvieh griff alles an, was ihm zu nahe kam, und versetzte ein ganzes Dorf in Angst und Schrecken. Ich dachte, ich kümmere mich um ihn. Er hat sich um mich gekümmert.« Ich lachte leise, aber nur kurz, denn das war eine schlechte Idee. »Ich bin nicht gut mit
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