Der Herr der Puppen: Das Geheimnis von Askir 4 (German Edition)
Platz machte, kamen sie oft schneller durch das Gewühl als ein Mann zu Fuß, auch deshalb dauerte es nicht lange, bis ich die Stimme eines Soldaten der Palastwache hörte. Faihlyd gab leise Antwort, und dann zog eine gewappnete Hand den Vorhang der Sänfte zur Seite, ein Soldat sah kurz mit einer Verbeugung hinein, um den Vorhang wieder zufallen zu lassen.
»Kennen sie jeden, der hineinkommt?«, fragte ich Armin. »Vielleicht nicht kennen«, antwortete er. »Aber jeder, der am Tor Wache steht, hat ein gutes Gedächtnis. Dieser Soldat wird Euch in jedem Detail beschreiben können. Wenn wichtige Gäste erwartet werden, gibt es in den Wachstuben an den Toren Mappen mit Zeichnungen von Gesichtern, die ein jeder Soldat studiert, bevor er den Dienst antritt.« Armin sah mich ernst an. »Am Tor des Palasts zu wachen ist eine große Ehre, Fehler sind nicht vorstellbar. Dieser Soldat wird nun in den Büchern nachsehen, ob er eine Zeichnung von Euch findet. Findet er keine, wird er Euch einem Zeichner genau beschreiben. Zudem weiß dieser Mann noch mehr, denn Ihr seid in Begleitung der Emira gekommen, ohne dass es offiziell gewesen wäre, somit seid Ihr jemand, der in hohem Maße das Vertrauen meiner Löwin besitzt.«
»Als wen kennt er dich, Armin?«, fragte ich lächelnd, und er seufzte theatralisch.
»Ich glaube, die Wachen machen sich einen Spaß daraus, mich nicht zu beachten.« Auch von Armin wusste ich, dass er sich gern verkleidete.
Ich sah ihn überrascht an, doch er schüttelte den Kopf. »Im Ernst, er wird mich als Euren Diener kennen, Herr. Ich bin selten im Palast, noch ist nicht alles sicher, und wenn man zu viel von mir wüsste, könnte das einiges gefährden. Wenn wir uns sehen, dann oft außerhalb dieser sicheren Mauern, ein Grund, weshalb ihr Vater über unsere Verbindung nicht erfreut war.« Er sah mich direkt an. »Es war die Essera Falah, die ihn vom Gegenteil überzeugte.« Er sah zur Seite weg. »Ihr könnt Euch nicht denken, wie sehr ich die Essera achte, denn sie hat unser Glück geschmiedet.« Er machte eine nachdenkliche Pause. »Meine Löwin ist schwer getroffen vom Tod ihres Vaters. Würde der Essera etwas zustoßen, sie würde es nicht überstehen. Mögen die Götter die Tage der Essera ewig währen lassen und ihr Licht in dieser Welt noch lange leuchten lassen.« Er beugte sich vor und berührte mich an der Hand, eine Geste der Vertraulichkeit, die er sich selten gestattete. »Dass die Essera Falah sich in das Reich Soltars begibt, macht meiner Faihlyd Angst, Herr. Gebt Ihr auf sie Acht? Soltar braucht sie nicht so sehr, wie wir sie und ihre Weisheit brauchen. Könnt Ihr es ihm sagen, solltet Ihr ihn sehen?«
»Es ist nicht das Reich des Todes, Armin«, sagte ich beruhigend. »Das hast du mir selbst gesagt.«
»Näher wird man ihm nicht kommen können, ohne durch seine Pforten zu gehen. Und wo es ein kleiner Schritt ist …«
Die Sänfte hielt an, und der Vorhang wurde zurückgeschlagen. Vor uns stand Hahmed, der Hüter des Protokolls, und musterte mich wie üblich missbilligend. Dennoch bildete ich mir ein, es wäre nicht so missbilligend wie sonst. Armin und ich verließen die Sänfte, gemeinsam gingen wir zu Faihlyd hinüber, die uns ernst ansah, während Serafine die Sänfte verließ.
»Wir müssen weiter«, sagte Faihlyd leise, ohne ihren Schleier zu lösen. »Hahmed wird Euch sicher zu meiner Großmutter geleiten und Euch auch erwarten, wenn Ihr fertig seid.« Ich erahnte unter dem Stoff ihres Schleiers ein schnelles Lächeln. »Ich jedenfalls danke Euch für Eure Mühe. Der Götter Schutz und Weisheit mit Euch«, sagte sie formell und deutete eine leichte Verbeugung an. Sie schaute auch zu Serafine hinüber, die ebenfalls zu lächeln schien. Es war Serafine, die vor wenigen Tagen Faihlyd die Möglichkeit gegeben hatte, sich der Nekromantin in Marinaes Körper zu erwehren. Was auch immer die beiden Frauen in der Sänfte besprochen hatten, es hatte sie einander näher gebracht. Sie ließ den Vorhang fallen, als die Träger die Sänfte anhoben.
3. Soltars Gnade und dunkles Kronskrager
Serafine schaute sich mit wachen Augen um, zum größten Teil war ihr Gesicht vom Schleier verborgen, dennoch konnte ich erahnen, was sie empfand. Vor siebenhundert Jahren war dieser Palast – oder ein anderer, früherer an gleicher Stelle – ihr Zuhause gewesen, der Sitz des letzten imperialen Gouverneurs, dessen Tochter sie war. Was war geblieben von damals, was hatte sich verändert? Nur sie
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