Der Herr der Puppen: Das Geheimnis von Askir 4 (German Edition)
zurück und füllte meinen Wein mit mehr Wasser auf als sonst.
»Um auf deine Frage zurückzukommen, Janos: Die meisten in dieser Gaststätte waren nicht viel kleiner als ich, besaßen aber eher deine Statur.« Ich erinnerte mich an den Wirt. »Manche waren noch breiter.«
»Sie sahen wirklich aus wie Barbaren, nur größer«, fügte Serafine hilfreich hinzu. Ich war gerne bereit, sie Helis zu nennen, aber für mich würde sie immer Serafine bleiben.
Sieglinde legte ein paar Scheite Holz in die Feuerstelle und legte Reisig nach. »Leandra?«, fragte sie.
Leandra sah von der Schriftrolle auf, die sie in den Händen hielt, dann verstand sie, was Sieglinde wollte. Sie griff in einen der Beutel, die an ihrem Gürtel hingen, nahm eine kleine Menge Asche heraus und zerrieb diese zwischen ihren Fingerspitzen. Als die Asche aufstaubte, glühte sie kurz, und mit einem fauchenden Geräusch entzündete sich das Reisig und mit ihm der kleinste Scheit in dem Haufen. Leandra klopfte sich die Finger ab und lachte, als sie meinen überraschten Blick bemerkte. »Küchenmagie. Bei der Hitze ist es leicht«, sagte sie mit einem Lächeln.
Leicht. Ich hatte noch immer meine liebe Mühe, wenn ich eine Kerze entzünden wollte!
»Zumindest ist es nützlich«, sagte Serafine und setzte sich wieder an den Tisch. »Wie weit geht deine Ausbildung?«, fragte sie.
»Sie könnte gegen Balthasar nicht bestehen«, sagte Natalyia aus der Ecke heraus, wo sie neben Zokora kniete. »Niemand von uns vermöchte das. Ich bin froh, dass ihr ihn habt besiegen können. Ich hoffe, ihr habt seinen Kopf abgeschlagen und getrennt von ihm begraben. Ich will diesem Bastard nie wieder begegnen.«
»Balthasar ist vollständig verbrannt«, sagte ich. »Es blieb kein Körper zum Begraben. Ich dachte, das wüsstest du.«
»Kein Körper?«, fragte sie fassungslos und sah mich aus weiten Augen an. »Dann ist er noch am Leben!«
»Ich sah, wie er verbrannte«, erklärte ich ihr. Auch die anderen, Leandra und Zokora eingeschlossen, schauten Natalyia nur ungläubig an.
»Er verbrannte? Vollständig?«, fragte Natalyia. »Also habt ihr sicher Reste seines Kettenpanzers, seiner Ringe und der Gürtelschnalle in der Asche gefunden?«
»Er brannte so heiß, dass keine Asche zurückblieb. Die Magie hat ihn vollständig verzehrt«, sagte Leandra in bestimmtem Tonfall.
»Und es ist gut so! Möge Soltar diesen Verräter ewig richten für das, was er getan hat«, bekräftigte Serafine mit geballten Fäusten. »Seine Kameraden so zu verraten. Und einst hat er uns einen guten Freund vorgeheuchelt! Wir haben ihm unser Leben anvertraut!«
»Du hast ihn brennen sehen, Havald«, meinte Leandra. »Das stimmt doch, oder?« Alle sahen mich an, auch Janos, in der Bewegung erstarrt, mit einem Apfel in der Hand, von dem er gerade einen Bissen genommen hatte.
»Ich war etwas … verstört in dem Moment«, sagte ich langsam. »Er schrie laut genug. Die Qualen müssen fürchterlich gewesen sein. Er brannte nicht nur, er leuchtete von innen heraus und zerfaserte dann. Nichts blieb übrig von ihm außer dem Wolfsfokus.«
»Der Wolfsfokus blieb, aber sonst nichts?«, fragte Natalyia und schien plötzlich zu frieren. Sie schloss die Augen und schüttelte den Kopf. Sie hörte nicht auf damit und fing nun auch noch an, in ihrer knienden Position vor und zurück zu wippen. Dabei gab sie leise, winselnde Geräusche von sich. Wir sahen sie sprachlos an, und ich spürte, wie auch mir ein Frösteln über den Rücken lief.
Zokora brach den Bann, indem sie Natalyia leicht im Nacken berührte. »Shhhh«, meinte sie überraschend sanft, als sie ihr über das Haar strich. »Er ist vernichtet.«
»Kein Zweifel daran«, sagte ich so bestimmt, wie es mir möglich war. »Er ist nicht mehr.«
Es war gewiss ein Todesschrei gewesen, den ich von ihm gehört hatte … Und ich hatte gesehen, wie die Magie ihn buchstäblich zerriss … Er musste tot sein. Kein Zweifel daran, wiederholte ich für mich selbst.
»Nun, wenn er wiederkommt, habe ich wenigstens die Chance, ihm noch mal in die Eier zu treten«, sagte Janos und biss herzhaft in den Apfel. Er kaute. »Das letzte Mal hat das nicht so ganz geklappt«, sagte er dann mit vollem Mund und schluckte. »Und wenn er nicht auf so einem Wolfsaltar herumsteht, hilft auch die beste Magie nicht gegen einen Bolzen, Schwert oder einfach einen lautlosen Dolch zwischen die Rippen.« Er sah sich um. »Täuschen wird er uns jedenfalls nicht mehr.«
»Er ist tot«,
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