Der Herr der Puppen: Das Geheimnis von Askir 4 (German Edition)
herumfragen. Wir sind hier schon bekannt. Saik Havald mit einer weiblichen Leibwächterin … Es wird ihre Neugier wecken. Und irgendwann steht einer vor der Botschaft und klopft an unsere Tür.«
»Warum sch… sollten sie das tun?«
»Weil niemand glauben wird, dass du das gemacht hast, nur weil du mal wieder ein anständiges Bier trinken wolltest!«
»Es war wirklich gutes Bier!« Es war mir wichtig, dass sie das verstand.
»Warum hast du das getan?«, fragte mich Leandra, als sie mir die Stiefel auszog.
»Es war gutes Bier. Das beste!«, teilte ich ihr mit. Wo kam sie denn auf einmal her?
»Du trinkst so gut wie nie Bier«, gab sie zurück. »Meist nur gewässerten Wein und immer in Maßen. Warum Bier?«
»Ich wollte den Geschmack loswerden«, erklärte ich ihr ernsthaft. Sie klemmte meinen zweiten Stiefel zwischen ihre Beine, und ich setzte den Fuß auf ihren wohlgerundeten Hintern und drückte, endlich ging der Stiefel ab. Meine Füße schmerzten. Bequem oder nicht, es waren neue Stiefel.
Sie ließ den Stiefel fallen und sah lächelnd auf mich herab. »Glaub nicht, dass ich dir immer so helfe«, sagte sie dann. »Serafine hat mir gesagt, es sei hart gewesen.«
»Das ist es nicht. Ich hab Ordun geschmeckt …«
Ihr Lächeln verschwand. »Ordun, den Nekromanten?«
Ich nickte.
Sie seufzte. »Ich hoffe, das Bier war gut genug.« Sie schüttelte den Kopf. »Trotzdem, es war kein guter Zeitpunkt.«
Ich weiß , wollte ich sagen. Doch dazu kam ich nicht mehr.
4. Abschied und dunkle Gedanken
Ich öffnete die Augen. Erst eines, dann das andere. Es ging eigentlich, ich lebte noch, und selbst als ich meinen Kopf bewegte, blieb alles an seinem Platz. Anstelle des erwarteten Hämmerwerks gab es nur einen milden Druck auf die Schläfen. Der Humpen hatte gut anderthalb Maß gefasst … Und Ragnar hatte die besonderen Qualitäten von Kronskrager wohl auch richtig beschrieben. Kein Wunder, dass er es die Königin der Biere nannte.
»Ich sehe, du lebst noch«, sagte Leandra von ihrem Schreibtisch aus und lächelte zu mir herüber. Ich richtete mich auf – die Welt blieb immer noch an ihrem Ort – und sah hinaus in den Innenhof. Es war noch hell, wenn die Schatten auch deutlicher waren. Ich konnte kaum mehr als eine halbe Kerze lang geschlafen haben.
»Überraschenderweise ja.« Ich stand auf, trat an die Waschkommode und wusch mir das Gesicht. Wasser mit Rosenduft … Wer kümmerte sich zurzeit um solche Dinge? War es Leandra? Unwahrscheinlich. Sie wusste, dass ich den Duft an ihr mochte, aber nicht an mir. Sieglinde? Es würde ihr ähnlich sehen.
Leandra musterte mich sorgfältig. »Serafine erzählte mir, was geschehen ist. Und wie viel du getrunken hast. Bei dieser Hitze, Havald, du bist ein Idiot. Und die Götter müssen es gut mit dir meinen, andere lägen jetzt wohl im Sterben.«
Ich schüttelte den Kopf. Vorsichtig. Er fiel mir nicht von den Schultern. Langsam war ich wirklich beeindruckt. »Ich erwähnte Ragnar, meinen Freund aus dem Norden. Der, von dem Janos dachte, er wollte mich betrügen.«
Sie nickte.
»Er erzählte mir von einem ganz besonderen Bier, das die Nordmänner brauen, eines, mit dem angeblich sogar die Zwerge handeln.«
Sie zog eine Augenbraue hoch. Ich hatte noch nie einen lebenden Zwerg gesehen, sie wohl auch nicht, aber die Balladen waren in dieser Beziehung mehr als deutlich: Zwerge tranken nur ihr eigenes Bier. Nun, jetzt glaubte ich an die Ausnahme.
»Dunkles Kronskrager. Es hat keine Nachwirkungen.« Ich trat zu ihr, legte eine Hand auf ihre Schulter und wollte mich zu einem Kuss vorbeugen, doch sie setzte mir eine Hand auf die Brust, mit der anderen wedelte sie vor meiner Nase herum.
»Wenn du meine Nase hättest, würdest du das jetzt nicht sagen. Du stinkst nach Bier!« Sie lächelte, bemerkte meinen Blick und lachte schallend. »Schau mich nicht so an!«, sagte sie und schubste mich zurück. »Du bist selbst schuld.«
»Da hast du recht, aber glaub mir, es war die bessere Wahl.« Ich fuhr mir übers Haar und setzte mich wieder auf das Bett. »Ich habe so etwas noch nie gemacht.«
»Bier getrunken?«
Ich schüttelte den Kopf.
»Das andere?«, fragte sie leise.
Ich nickte. »Vor Kurzem noch hat dieses Herz geschlagen. Es zu berühren … Hast du während deiner Studien schon einen geöffneten Körper gesehen?«
Sie nickte knapp. »Es ist alles wundersam gefügt. Alles dicht an dicht gepackt, und so unverständlich es mir auf den ersten Blick schien, es hat
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