Der Herr der Puppen: Das Geheimnis von Askir 4 (German Edition)
wiederholte ich.
Janos nickte. »Sehe ich auch so. Aber sollte er doch wiederkommen, schicken wir ihn geradewegs in die Arme des Namenlosen zurück!« Er hielt Sieglinde seinen Becher hin. »Noch einen Schluck, Liebste.« Er bemerkte unsere Blicke und lachte, während Sieglinde ihm einschenkte. »Schaut nicht so verschreckt«, rief er und zog Sieglinde an sich, um ihr einen Kuss zu geben. Der Krug in ihren Händen schwappte über, aber ihn kümmerte es nicht.
»Er hatte Albträume wegen des Sergeanten … Was meint ihr, wie er sich in die Hose macht, wenn er Serafine wiederauferstanden vor sich sieht? Balthasar mag alle Macht der Magie beherrschen, aber er ist ein erbärmlicher Feigling!«
Serafine schüttelte den Kopf. »Das war er nicht. Bei allem, was ich ihm nachsagen kann, bei allem, was er tat, war er nie ein Feigling.«
Janos lachte erneut und nahm einen tiefen Schluck von dem Wein. Noch immer hielt er Sieglinde an sich gepresst.
»Und er war es doch!«, rief er. »Ein elendiger Feigling, der sich vor seinem eigenen Schatten fürchtete! Ich erkenne einen Feigling, wenn ich ihn sehe. Und er lebte in ewiger Angst, dass dieser Sergeant eines Tages vor ihm stehen würde. Ich hörte ihn oft genug im Schlaf um Gnade und Verzeihung winseln.« Janos richtete sich zu seiner vollen Größe auf. »Siebenhundert Jahre lang hat er Soltar um seinen Tod betrogen. Und jede Nacht ist er erwacht und hat gewinselt wie ein getretener Hund. Ja, er hat Natalyia geknechtet, da war sie nicht die Einzige … Aber er trat sie nur so hart, weil er Angst hatte, Angst vor ihr, vor allen hier. Und am meisten vor ihr …« Er zeigte mit dem Finger auf Leandra und dann auf mich. »Vor dir auch, selbst als du ein alter Mann warst.« Er lachte. »Ihr solltet eure Gesichter sehen«, rief er und schüttelte ungläubig den Kopf. »Der Kerl ist wahrscheinlich wirklich hin, hinüber, pfft, und winselt nun unter Soltars Stiefel. Verdient hat er es, der Mistkerl. Aber sollte er es doch nicht sein, hinüber, meine ich, dann wird er alles daran setzen, euch nie mehr zu begegnen. Wie ich hörte, stand er auf diesem Podest, nie ist er stärker gewesen als in diesem Moment … und trotzdem habt ihr ihm den Arsch verkohlt.« Er griff sich den Krug aus Sieglindes Hand und trank einen tiefen Schluck. Dass ein Großteil des Weins auf sein neues Leinenhemd lief, war ihm offenbar egal. »Ich trinke auf diesen Feigling!«, rief er und hielt den Krug hoch. »Auf dass er brennen möge, und wenn nicht, rennen wie ein räudiger Hund, wenn er nur unsere Schatten in der Ferne sieht! Es gibt keinen Grund für eure betretenen Gesichter, keinen, hört ihr? Wir haben ihm in den Arsch getreten, ihm Feuer gemacht, nicht anders herum … Und ob er in Soltars Höllen brennt oder sich dort die Eier abfriert oder doch noch irgendwo herumgeistert … das wird er nie vergessen!«
Er erinnerte mich wieder an Janos, den Räuberhauptmann, der uns so in seinen Bann gezogen hatte. Auch jetzt spürte ich es wieder: seine Überzeugung, dass er bestehen würde, dass er recht hatte, seine Belustigung über die Furcht anderer. Und er hatte Erfolg damit, hier und da sah ich ein Lächeln, selbst Natalyia nickte leicht, und ihre Augen waren wieder klar.
Janos war ein geborener Anführer, mit dem rechten Grad an Furchtlosigkeit und einem unerschütterlichen Glauben an sich selbst. Er grinste mich an, hielt den Krug hoch und trank, warf mir danach den leeren Krug zu, griff Sieglinde an den Hüften und hob sie hoch.
»Bevor ich ihn jemals wieder in deine Nähe lasse, Liebchen«, sagte er dann ganz leise, als er ihr tief in die Augen sah, »werde ich ihn eigenhändig in kleine Stücke zerreißen. Und ihm den Kopf gleich zweimal abschlagen, damit er endlich Ruhe gibt.«
»Er ist bereits tot«, sagte ich erneut und stellte den leeren Krug auf dem Tisch ab.
Janos sah zu mir hinüber. »Ich glaube dir das, Havald. Du hast ihn brennen gesehen. Ich sage nur, er sollte besser auch tot bleiben.«
Der Braten gelang Sieglinde gut und fand allgemeinen Zuspruch. Würzung und Soße waren von ihr selbst ersonnen, und Sieglinde lebte unter unserem Lob auf. Keiner erwähnte Balthasar noch mal, vielmehr sprachen wir über den Hammerkopf , über den Winter, der bei uns zu Hause noch immer das Land im Griff hielt, ob Janos die Botschaft einfach weiterreichen oder sich doch selbst auf den Weg machen sollte. Wir entschieden uns für Letzteres. Ich bot ihm mein Pferd an, ein besseres gab es im ganzen Stall
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