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Der Herr der Puppen: Das Geheimnis von Askir 4 (German Edition)

Der Herr der Puppen: Das Geheimnis von Askir 4 (German Edition)

Titel: Der Herr der Puppen: Das Geheimnis von Askir 4 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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Natalyia leise mit.
    Wir sahen sie alle an.
    »Es ist falsch, wie ihr von ihm sprecht«, erklärte sie dann, noch immer leise. »Ständig sprecht ihr von Thalak, als ob es euer Feind selbst wäre. Aber Thalak ist nur eine Insel, von dort aus nahm das Imperium seinen Ausgang, doch der Name unseres Feindes ist Kolaron. Seine Macht ist deshalb so groß, weil er zugleich Maestro und Nekromant ist. Er beherrscht die Kunst der Magie, und er stiehlt sich seine Gaben zusammen.« Ein Schauer schien über sie zu laufen. »Er hat ein ganzes Reich, das er durchsuchen lässt nach Menschen mit Gaben, die ihm nützlich sein könnten.« Sie sah uns beide an. »Solange ich unter seiner Macht stand, war es mir nicht bewusst, ich machte mir keine Gedanken darüber. Doch es war mein Glück, dass Balthasar eine Attentäterin brauchte und einen Hund zum Spielen. Denn ich weiß jetzt, dass meine Gabe durchaus die Aufmerksamkeit des dunklen Herrschers erregt hatte. Wenn ich ihm jemals wieder in die Hände falle, wird er sich nehmen, was er als seins bezeichnet, meine eigene Seele und Gabe.« Sie sah von Leandra zu mir. »Ich vermag mir nicht vorzustellen, wie es möglich sein könnte, ihn aufzuhalten.«
    »Wir werden einen Weg finden. Was weißt du noch über unseren Feind?«, fragte Leandra neugierig.
    »Ich habe ihn drei Mal gesehen. Einmal, als ich ihm nach meinem ersten Blut vorgestellt wurde, ein anderes Mal, als ich erwachsen war und meine erste Schärpe erhielt, und ein letztes Mal, als er mich Balthasar übergab.« Sie sah uns mit dunklen Augen an. »Ihr habt keine Vorstellung von dem, was ihr bekämpfen wollt«, fuhr sie fort. »Stellt euch einen Mann vor in meiner Größe, zierlich, mit dunklem, welligem Haar, das ihm auf die Schultern fällt. Dunkle, schwarze Augen, die in deine Seele blicken, eine scharfe Nase und einen schmallippigen Mund. Schlank ist er, fast schon zierlich, unter anderen Umständen könnte man ihn fast schon weibisch nennen, grazil, mit der weichen, glatten Haut einer Frau, den geschickten Händen eines Harfners.« Sie holte tief Luft. »Er ist vielleicht der schönste Mann, den ich je gesehen habe. Er wirkt wie ein Jüngling, vielleicht gerade mal ein Dutzend und zehn Jahre alt, und doch liegen Jahrhunderte in seinen Augen. Sieht man ihn, spürt man seine Macht, ist es, als ob sich alle feinen Härchen aufstellen. Gekleidet ist er, den ihr als den Dunklen Herrscher bezeichnet, stets in Weiß, Weiß mit schwarzen Stickereien, die vergessene arkane Symbole darstellen und selbst Runen der Macht sind. Er beherrscht den Anj-tu-il, den waffenlosen Kampfstil meiner Heimat, doch als Schwertkämpfer führt er zwei leichte und tödliche Klingen. Wenn man ihm eine Wunde schlägt, verheilt sie innerhalb von wenigen Augenblicken, Gift lässt ihm übel werden, aber es bringt ihn nicht um. Tötet man ihn, opfert er eine der vielen Seelen, die er gefangen hält, und betrügt Soltar stets auf Neue.« Sie sah uns eindringlich an. »Laut den Gerüchten hat ihn in den letzten Jahrhunderten niemand mehr besiegt. Er ist gebildet, studiert die weißen und die dunklen Künste, ist ein Redner, der die Menschen mitreißt, führt die Feder nicht weniger geschickt als seine Schwerter. Er braucht keine Armee. Es heißt, es reicht, wenn er allein vor den Toren einer Stadt steht. Denn dann wird diese ihm die Tore öffnen und ihm den Hals darbieten. Wenn man ihn nicht kennt und nicht weiß, welche dunklen Sehnsüchte in ihm lauern, könnte man ihn lieben. Kolaron, der Dunkle Herrscher, Imperator von Thalak, unsterblich und für die, die ihm folgen, ein Gott, der noch auf Erden wandelt.« Sie trank einen Schluck Wein und erhob sich von ihrem Platz. »Das ist der Feind, den wir besiegen wollen«, schloss sie ihren Bericht. »Ich hoffe, der Götter Beistand bleibt uns erhalten, denn wir werden ihn brauchen.«
    Mit diesen Worten verließ sie lautlos die Küche. Ich sah ihr nach und schenkte mir noch einmal Wein ein, schaute hinüber zu Leandra, und auf ihr Nicken hin füllte ich auch ihren Becher.
    »Es ist egal«, sagte sie, während sie nachdenklich zur Tür blickte, durch die Natalyia verschwunden war. »Ich habe meinen Eid geleistet, und er wird sterben. Und wenn ich ihn hundertmal sterben lassen muss.«
    »Wenigstens hat er jetzt einen Namen«, sagte Serafine. »Er ist kein Gott, also kann er sterben. Und er ist feige, wie alle Diener des Namenlosen.«
    »Wenn er tatsächlich ein Diener des Namenlosen ist«, sagte ich nachdenklich.

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