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Der Herr der Puppen: Das Geheimnis von Askir 4 (German Edition)

Der Herr der Puppen: Das Geheimnis von Askir 4 (German Edition)

Titel: Der Herr der Puppen: Das Geheimnis von Askir 4 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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Kopf. »Wenn ich ausharre, werde ich trotzdem nicht gewinnen. Ich werde ein unrühmliches Ende finden. Sollte ich jetzt gehen, werde ich mich dem entziehen.«
    »Ihr gebt den Menschen Hoffnung. Wie dieser Baum. Er verspricht immer wieder, dass es einen Sommer geben wird und süße Früchte. Die Menschen lieben und achten Euch, Hoheit, und Ihr gebt ihnen Hoffnung. Auch wenn es ein schwerer Gang ist, den Ihr geht.«
    »Zum Richtklotz getragen werdet, meint Ihr wohl«, sagte sie und lächelte. »Wenn ich gehen könnte, ginge ich aufrecht.« Sie ordnete ihre Kleider. »Könnt Ihr Euch vorstellen, dass das meine größte Sorge ist? Dass ich pathetisch wirke, wenn sie mich zum Richtplatz tragen?«
    »Ihr werdet nie pathetisch sein, Hoheit. Denn ein jeder im Reich weiß, welche schwere Bürde Ihr tragt.«
    »Habt Ihr Euch so gefühlt, als ich Euch an den Pass schickte? So hoffnungslos?«
    Traum oder nicht, ich sah ihr direkt in diese leuchtenden Augen. »Ich ging, weil es der richtige Weg war. Weil ich Euch liebte. Weil ich die Hoffnung nie verloren habe.«
    Der letzte Satz war eine Lüge. Konnte man in Träumen lügen? Ich tat es, sie lächelte und der Garten verging.
    Ich spuckte faules Heu aus und fluchte leise, als ich versuchte mich aufzurichten. Ein Traum, nichts weiter, doch er lastete auf meiner Seele. Ich hatte selten solche Träume.
    Wäre sie heute so gewesen wie in meinem Traum, wenn man sie nicht von den Zinnen gestoßen hätte? Immer noch erschien es mir als eines der größten Verbrechen, von dem ich jemals gehört hatte – ein junges Mädchen so zu verdammen. Die Rose von Illian saß in einem weitaus schlimmeren Kerker als ich. Mir tat jeder Knochen, jeder Muskel in meinem Körper weh, aber immerhin spürte ich sie noch.
    Ich zwang mich auf die Knie, dann in eine sitzende Haltung. Es war reine Sturheit. Außerdem stank das Heu. Ich stank auch. Es musste Nacht sein, Öllampen erhellten den Gang vor den Zellen nur spärlich, aber es war genug, um eine große Schüssel mit einer kalten Fleischbrühe und einem großen Kanten Brot zu sehen, dazu einen Krug mit Wasser. Beides stand im Gang vor meiner Zelle; durch die Löcher im Holzgitter konnte ich sie erreichen. Krug und Schüssel waren an einer Kette festgemacht, ich konnte sie durch die Löcher zu mir ziehen, aber mehr auch nicht.
    Drei Ratten kosteten mein Mahl vor und schauten mich dabei neugierig, aber ohne Angst an. Zwei weitere befanden sich in meiner Zelle und beobachteten mich. Ich musste lächeln, denn sie wirkten wohlgenährt und fast freundlich, gar nicht so, wie ich mir Kerkerratten vorgestellt hatte.
    Wenigstens hatten sie nicht mich angenagt.
    Obgleich kalt, war das Essen nahrhaft und reichlich. Gut konnte man es nicht nennen, das Fleisch war zäh, und meine Zähne taten mir beim Kauen weh.
    Ich nutzte etwas von dem Wasser, um mich notdürftig zu waschen. Was zu Boden tropfte, war blutig.
    »Du bist früher auf, als ich dachte«, sagte eine Stimme aus der Nachbarzelle. Es war ein großer breitschultriger Mann mit dieser dunklen Hautfarbe, die man hier in Gasalabad ab und zu sah, seine Augen und Zähne schimmerten im Halbdunkel. Er trug eine kurze lederne Hose, verfügte über reichlich Muskeln, noch viel mehr Narben und sonst nichts. Er stand am Gitter, ließ seine Hände durch die Holzverstrebungen baumeln und musterte mich aus dunklen Augen. Seine Zellengenossen hingegen kümmerten sich um wenig, sie schliefen oder unterhielten sich leise. Ich hatte ihn vorhin schon bemerkt. Da hing er, wie ich, an einer Kette an der Wand. Zwischenzeitlich hatte ihn der Aufseher wohl befreit.
    Im Halbdunkel erkannte ich eine aufgeplatzte Wange und ein Auge, das leicht geschwollen war, also hatte auch er wohl eine kleine Unterhaltung mit unserem Aufseher geführt. Mein Auge war nicht mehr ganz so geschwollen, ich konnte schon wieder etwas sehen. Wie viel Zeit mochte wohl vergangen sein?
    Er schien meine Gedanken zu lesen. »Du hast nicht lange dagelegen. Eine Kerzenlänge oder so. Es ist früher Abend.« Er deutete eine leichte Verbeugung an. »Ibra ist mein Name, aus dem Haus der Palmen.«
    »Havald der meine.«
    »Hast du denn kein Haus, dem du zugehörig bist?«
    Ich dachte an den Traum zurück. »Ich gehöre der Rose an«, sagte ich. Ich nuschelte, meine Lippen waren immer noch geschwollen, aber er schien mich zu verstehen. Er selbst sprach in einem gutturalen Dialekt, an den ich mich erst noch gewöhnen musste. »Was muss man tun, um ein Bett zu

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