Der Herr der Puppen: Das Geheimnis von Askir 4 (German Edition)
Goldstücke. »Ich habe das Gefühl, Ihr seid auf dem richtigen Weg.«
Als ich das Haus der Genügsamkeit verließ, war ich nachdenklich. Es hatte mich sieben Goldstücke gekostet – fast alles, was ich dabei hatte –, aber Rekas Geschichte war in gewisser Weise aufschlussreich, wenn ich auch noch nicht recht wusste, wie sie sich ins Gesamtbild einfügte. Ich war gespannt darauf, was Leandra und Armin dazu sagen würden.
Es zahlte sich nicht aus, wenn man zu sehr in Gedanken versunken war. Vielleicht war es Seelenreißer, der mich im letzten Moment warnte, jedenfalls hatte ich ihn in der Hand, als das Netz über mich fiel. Seelenreißer war so scharf, dass er das schwere Netz mühelos durchtrennte, trotzdem behinderte es mich. Das gute Dutzend Männer, das sich entschlossen und mit lederumwickelten Knüppeln auf mich stürzte, trug keine Hausfarben, doch die konischen Helme hatte ich heute bereits gesehen: an den Wächtern des Palasts des Turms, von dessen Mauern auch das Netz geworfen wurde.
Es waren viele Gegner, aber ich hatte Seelenreißer in der Hand, und sie waren nur mit Knüppeln bewaffnet. Ich erinnere mich daran, dass keiner von ihnen schrie, als mein Schwert unter ihnen wütete. Sie starben schweigend, und noch im Sterben krallten sich ihre Hände verbissen in meine Gewänder. Sie wussten genau, was sie taten, indem sie zugleich angriffen, und auch wenn Seelenreißer sechs von ihnen in ein frühes Grab schickte, gelang es einem siebten, hinter mich zu kommen. Der erste Schlag ließ mich nur taumeln; ich sah das überraschte Gesicht des Mannes, als Seelenreißers fahle Klinge seinen Hals durchschnitt. Der nächste Schlag traf mich schwer an der Schulter und ließ mich fast meine Klinge verlieren, als ich herumwirbelte. Mein Schwert trennte dennoch einen Arm samt Knüppel von seinem Besitzer, dann traf mich der letzte Schlag an der Schläfe, und es wurde schwarz um mich herum.
7. In schlechter Gesellschaft
Als ich wieder zu mir kam, befand ich mich in einer Lage, die ich erstmals in Fahrds edlem Gasthof kennengelernt hatte: in Eisen geschlagen, nackt und mit schweren Ketten an der Wand gehalten. Ich kannte mich mit Zellen nicht sonderlich gut aus, aber so wie es aussah, war fauliges Stroh üblich. Außerdem saß ich nicht mal, ich hing in diesen Ketten an der Wand, gerade hoch genug, dass ich mit den Zehenspitzen mein Gewicht etwas abstützen konnte.
Ein paar Dinge fielen mir auf. Das war kein privater Kerker, sondern eine größere Anlage. Es gab entlang eines Gangs gut ein Dutzend Zellen, durch schwere, eisenbeschlagene Holzgitter voneinander getrennt. Ich war allein in meiner Zelle, die rechts und links von mir waren mit jeweils sechs Männern besetzt, die nicht aussahen, wie man sich Gefangene so vorstellt. Die meisten von ihnen waren kräftig und gut genährt, nur in der rechten Zelle war ein dunkelhäutiger Mann ebenfalls mit Ketten an die Wand geschlagen, die anderen konnten sich in ihrer Zelle frei bewegen. In diesen anderen Zellen gab es Tische und Bänke sowie Bettstätten, ein Luxus, den ich kaum in einem Verlies erwartet hätte.
Der Grund meines Erwachens stand vor mir, ein großer kräftiger Mann. Sein Gesicht wies eine Narbe von einem Kampf auf, der ihn ein Ohr und einen Teil seines Kiefers gekostet hatte. Sein breites Grinsen wurde deshalb nicht angenehmer. Er hielt einen Holzeimer in der Hand, dessen stinkender Inhalt mich aus meinem unfreiwilligen Schlummer gerissen hatte. Der Mann war in Leinen und schweres Leder gekleidet und trug mit Metalldornen besetzte Lederhandschuhe, stabile Stiefel und, um die Hüfte gewickelt, eine lange Ochsenpeitsche. An seiner Seite baumelte ein großer Ring mit Schlüsseln.
Ein Gefängnisaufseher. Ein glücklicher Mensch, der eine Arbeit gefunden hatte, die ihn befriedigte. Er hatte ein breites Gesicht mit einer platten, krummen Nase, und seine Augen waren klein und lagen tief in ihren Höhlen. Irgendwie erinnerte mich der Kerl an ein Wildschwein, und das Funkeln in diesen kleinen Augen verriet mir, wie sehr er seine Arbeit mochte. Als letzter Hinweis diente mir das frische Blut an seinen Handschuhen.
Ich hatte einen weiteren Gast, der hinter dem Aufseher stand. Er war einen Kopf kleiner als ich und eher hager, hatte ein scharfes Gesicht mit dunklen Augen, rechts trug er einen Ohrring in Form einer Schlange, die sich selbst in den Schwanz biss. Er war dunkel gekleidet, doch der Stoff seines Umhangs war von guter Qualität, und an seiner Seite
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