Der Herr der Puppen: Das Geheimnis von Askir 4 (German Edition)
Arenawachen, war bei ihm und sah mich ausdruckslos an. Er trug einen langen Spieß mit einer Klinge darauf und ein Schwert an seiner Seite. Er hatte in etwa meine Statur und Größe, war vielleicht etwas breiter. Vielleicht war es ja kein Fehler, sondern glückliche Fügung.
»Was denkst du dir, du räudiger Hund? Wie kannst du denken, dass du das überlebst?« Der Aufseher holte zu einem zweiten Tritt aus und wickelte die Peitsche von seiner Hüfte. Offensichtlich hatte er vor, sie mich spüren zu lassen. »Willst du mir mein Geschäft ruinieren, du Sohn eines räudigen Hundes? Ich habe Summen auf seinen nächsten Kampf gesetzt, du schwachsinniger Sohn einer Kröte! Ich werde dir …«
Im Laufe meines Lebens hatte ich nie gelernt, wie man richtig kämpft. Doch eines wusste ich: Man durfte keine Zweifel haben. Nicht zögern. Nicht denken. Es musste einfach geschehen. Unausweichlich, als wäre es nicht anders möglich. Als wäre der Kampf entschieden, bevor er begann. Vielleicht war es auch so.
Was ich aber gelernt hatte, war, jeden Trick zu nutzen, den ich kannte. Also hakte ich mein Bein bei ihm ein, als er zum Tritt ausholte und trat ihm mit dem anderen von unten unter seiner Lederrüstung hindurch hart ins Geschlecht. Der Aufseher kannte diesen Trick auch, er trug eine harte Lederschale zum Schutz, aber ich spürte, wie sie unter meinem Tritt brach.
Als er vornüber sackte, zog ich mich gleichzeitig an ihm hoch und ihn herunter und nach hinten; er schlug mit dem Kopf hart gegen die Wand hinter mir. Der Wächter hatte sein Schwert gezogen, er hätte besser seinen Dolch wählen sollen. Zum einen war ein Schwert wenig nützlich, wenn der Gegner einem so nahe kam wie bei einer innigen Umarmung, zum anderen hätte ich ihm dann nicht seinen eigenen Dolch durch die Unterseite der Kehle ins Hirn stoßen können.
Ich ließ die Klinge erst mal stecken, so blutete er nicht auf Kleider und Rüstung, für die ich noch Verwendung hatte. Jede Bewegung war wie Feuer, mir war schlecht vor Schmerzen, aber dafür hatte ich keine Zeit. Wollte man etwas tun, dann sollte man es ganz tun, es hatte auch keinen Sinn zu zweifeln. Man tat es einfach. Dann sah man weiter.
»Fremder?«
Es war einer der Männer in der Zelle auf der anderen Seite, nicht die, in der Ibra noch immer lag. Der Mann nickte mir zu. »Die Götter mit dir, Fremder.«
Ich hoffte, dass sie es waren.
Es dauerte eine endlose Zeit, bis ich die Rüstung der Arenawache angelegt hatte. Ich kannte diesen Stil nicht, ich musste überlegen, welche Schnallen zu welchem Riemen passten, aber letztlich fand ich es doch heraus. Die ganze Zeit über rechnete ich damit, dass Verstärkung kommen oder jemand den Alarm auslösen würde. Auch den Aufseher behielt ich im Auge, doch er lag noch immer still dort, wo er gefallen war. Es geschah nichts, alles blieb ruhig. Allerdings sahen mich die anderen die ganze Zeit über schweigend an. Es war irritierend.
Jetzt erst zog ich den Dolch aus der Kehle des Toten und reinigte ihn an den Gewändern des Aufsehers. Ihn selbst wuchtete ich herum.
Ich hatte ihn noch mehr über diesen Saik Sarak fragen wollen, doch in diesem Leben würde er mir keine Antwort mehr geben. Sein Hals fiel haltlos zu Seite, und seine Augen starrten mich mit einem Ausdruck ewiger Überraschung an.
Ich nahm seinen Beutel, der schwer vor Münzen war, und löste den Schlüsselbund von seinem Gürtel, hob ihn an und sah fragend zu den Nachbarzellen. In dieser Beziehung behielt Ibra recht: Auf beiden Seiten wurden nur wortlos die Köpfe geschüttelt.
Ich ging zur Zellentür hinaus, schloss die Tür hinter mir ab und schaute in die Zelle zu meiner Rechten. Alle fünf Insassen machten eine Geste zum rechten Gangende hin. Auch der, der mir der Götter Segen gewünscht hatte. Ich ging nach rechts. Der zweite Schlüssel passte ins Schloss. Ich legte den Schleier vor – unter solchen Umständen war er mehr als nützlich –, schloss auf und ging hindurch.
Ein kurzer Gang und der Absatz einer Treppe rechts, ein anderer Gang links. Ich ging die Treppe hoch. Eine weitere schwere Tür versperrte mir den Weg. Wieder passte ein Schlüssel, und als ich aufschloss, sah ich mich einem Wächter gegenüber, der an einem Tisch saß und aus einem tönernen Becher Wein trank. Ich nickte ihm zu, er nickte zurück. Ich schloss hinter mir ab und ging weiter. Dies war das Quartier der Wachen, ich hörte Schnarchen, als ich eine weitere Tür passierte und noch eine Treppe fand. Oben
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