Der Herr der Puppen: Das Geheimnis von Askir 4 (German Edition)
immer getan haben. Ich weiß nicht, ob die Allianz zwischen dem Reich und den Elfen noch besteht, nachdem der Ewige Herrscher ging. Aber vielleicht sind sie neugierig.« Sie lächelte Leandra zu. »Elfen sind oft gelangweilt.«
»Ich wünschte, ich wäre es«, seufzte Leandra. »Ich weiß gar nicht mehr, wie das ist.«
»Sie leben in den Bergen?«, fragte ich.
Es gab einen mächtigen Gebirgszug im Osten, seine Gipfel waren so hoch, dass man sie in der Ferne schweben sehen konnte, seltsamerweise nur die Gipfel und nicht das Bergmassiv selbst. Leandra erklärte mir, dass es damit zu tun habe, dass die Luft spiegele. Ich glaubte ihr, sie verstand von solchen Dingen mehr als ich, aber wie konnte Luft spiegeln? Vielleicht war es die Magie der Elfen.
»Sie lebten einst dort«, bestätigte Serafine. »Warum sollten sie umziehen, wenn sie sich doch gerade erst eingerichtet haben?« Sie lachte leise, als sie meinen Blick sah. »Es sind Elfen. Was ist ein Jahrhundert mehr oder weniger für sie?«
»Das ist eine lange Strecke«, sagte ich skeptisch. »Wie soll ein Signal so weit reichen?«
»Es ist ein großer Spiegel«, meinte Serafine.
Die Essera sah uns mit feuchten Augen an. »Also besteht Hoffnung …«, sagte sie kaum hörbar.
»Wenn die Elfen das Signal sehen, wenn sie neugierig sind, wenn sie uns den Gefallen tun wollen, wenn wir das Schiff finden … Wenn all das möglich ist, ja, dann besteht Hoffnung«, sagte ich sanft.
»Dann sollten wir es versuchen«, sagte die Essera und erhob sich vom Tisch. Keiner von uns hatte das Essen angerührt. »Reicht auch die frühe Morgensonne dazu?«, fragte sie Serafine, und die nickte.
»Es ist die Zeit, in der man sie rufen sollte«, erklärte sie. »Der Spiegel ist so aufgestellt, dass er die Morgensonne einfangen kann. Bis kurz nach dem Mittag ist es möglich, danach steht die Sonne ungünstig. Die Morgensonne ist die beste Zeit.« Sie schaute uns an. »Von dort aus gesehen breitet sich der Tag zu ihren Füßen aus, denn die Sonne steigt hinter ihnen auf. Tatsächlich hätten wir ohne das Nachtgebirge hier eine frühere Morgensonne. Einer der Reiter drückte es mir gegenüber einmal lachend so aus, dass die Goldene Stadt dazu verdammt sei, auf ewig im Schatten der Elfen zu liegen.«
»Es ist mir herzlich egal, was die Elfen sagen«, gab die Essera Falah zurück. »Solange sie nur kommen! Gibt es verschiedene Signale, und wenn ja, welches wird sie am neugierigsten machen?«
»Es gibt verschiedene Signale«, bestätigte Serafine, als wir uns ebenfalls erhoben. »Solche, die zu einem Schwatz einladen, und ein anderes, das in den Krieg ruft. Ich schätze, dass es dieses Signal sein sollte. Ob die Allianz noch besteht, weiß ich nicht. Aber das Signal sollte die Neugier der Elfen wecken.«
»Das glaube ich auch«, meinte ich trocken.
Ganz so einfach war es nicht. Zuerst suchten wir den Zugang, der hoch zur Kuppel führte, aber wir fanden ihn einfach nicht, obwohl Serafine darauf bestand, dass er genau an dieser Stelle sein müsse. Auch die Essera Falah vermutete ihn in diesem breiten Gang. Doch es gab keine Tür und keinen Aufgang.
»Die Tür müsste sich genau hier befinden«, rief Serafine gereizt und schlug mit der flachen Hand auf die Nase eines Satyrs, der dort auf einem Wandgemälde mit leicht bekleideten Nymphen spielte.
Die Nase des haarigen Verführers bröckelte leicht ab. Die Essera Falah, die jetzt auch ihrem Stand entsprechend gekleidet war und deutlich jünger und lebendiger wirkte, stöhnte auf. »Ich erinnere mich! Ich war es selbst, die meinen Vater bat, diese hässliche Tür verkleiden zu lassen!« Sie trat an den Satyr heran und schüttelte den Kopf. »Was man alles vergessen kann …« Sie lächelte verlegen. »Es gab einen feschen Soldaten, den ich aus der Ferne bewunderte. Dieser Satyr trägt seine Züge. Wenn mein Vater das gewusst hätte, hätte er den Soldaten auspeitschen lassen.«
Ich musste lächeln, Leandra und Natalyia schmunzelten, Serafine lachte sogar leise.
Dann holte sie aus und schlug dem Satyr noch mal auf die Nase, ein Riss entstand, und ein Auge löste sich und fiel hinab, um uns vom Boden her vorwurfsvoll anzusehen.
Die Essera rief zwei Wächter heran. »Holt Hämmer und schlagt die Wand ein!«, befahl sie herrschaftlich.
Die Soldaten rannten davon, um das Werkzeug zu holen. Wenn sie über den Befehl erstaunt waren, zeigten sie es nicht.
Kurze Zeit später war der Satyr nur ein Haufen alter Putz, und eine massive,
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