Der Herr der Puppen: Das Geheimnis von Askir 4 (German Edition)
angemessen ist«, teilte mir Hahmed mit unbewegtem Gesicht, aber einem Funkeln in den Augen mit. »Ihr vier tragt Waffen, auch das ist höchst ungewöhnlich. Ihr müsst jemand ganz Besonderes sein, und es ist besser, man irrt auf der Seite der Vorsicht, bevor man einen hohen Gast beleidigt.«
Immer tiefer drangen wir in den Palast vor, jetzt, da ich wusste, dass es einen neuen und einen älteren Teil gab, erkannte ich sogar den Übergang. Der alte Teil war schlichter, die Säulen massiver, oftmals war es nur weißer Stein und nicht Marmor, der die Gänge auskleidete.
»Ich glaube«, sagte Serafine, »es wäre einfacher, wenn wir die Tormuster wüssten.« Sie klang nicht einmal außer Atem. Mir machte der Wein noch immer zu schaffen, und es ging mir nicht gut. Vielleicht hatte Serafine recht und ich war wirklich nicht besonders in Form.
»Was soll uns das nützen?«, fragte ich.
»Gibt es denn hier ein Tor?«, fragte Leandra überrascht.
»Es gab eines. Gut verborgen in den Gemächern des Gouverneurs. Es ist mit Fallen versehen, und man kann es nicht von innen öffnen, aber wenn die Familie noch in den gleichen Gemächern wohnt …« Sie seufzte. »Es nützt nichts, ohne das Muster können wir es nicht verwenden.«
»Ich weiß, wie man das Muster entschlüsselt«, erklärte Leandra.
Serafine sah sie mit großen Augen an. »Oh, Ihr könnt das? Dann seid Ihr wahrhaft begabt.«
»Wovon sprecht ihr?«, fragte Hahmed, als er um eine weitere Ecke bog und nun langsamer ging. Jetzt war es hoheitsvolles Schreiten. Vor uns befand sich eine große Tür, mit Gold und Silber eingelegt, zu beiden Seiten der Tür standen jeweils vier Wachen, vollständig gerüstet, zwei davon sogar mit Armbrüsten bewaffnet, einer Waffe, die im Palast allgemein verboten war. Ich erkannte die Tür wieder, dahinter lagen die privaten Gemächer der Familie.
»Sie wohnen in den gleichen Gemächern wie wir damals«, stellte Serafine leise fest.
»Es ist der sicherste Teil des Palasts«, sagte Hahmed und musterte sie besorgt. »Bedrückt es Euch, diese Räume zu sehen, Tochter des Wassers?«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein … es ist sogar … schön.« Sie sah Hahmed an. »Ich war glücklich hier.«
»Dann waren es wirklich andere Zeiten«, meinte er. »Heutzutage birgt die Krone Gasalabads große Macht, doch glücklich zu sein gestattet sie ihren Trägern selten.« Er ordnete seine Kleider und sah sie noch einmal an. »Weitaus mehr Leid findet seinen Weg in diese Gemächer als Freude.«
»Wir sollten das ändern.« Serafine lächelte und senkte das Haupt.
Hahmed, Hüter des Protokolls, trat vor die kunstvoll gearbeitete Tür und verbeugte sich tief.
»Havald Bey aus dem Haus der Rose, Maestra de Girancourt aus dem Haus des Greifen, Helis aus dem Haus des Adlers und Natalyia, Getreue des Beys, wünschen die Emira in einem persönlichen Begehren zu sprechen.«
Die acht Wächter musterten ihn und uns ausdruckslos, aber sie standen sprung- und kampfbereit, ihre Augen auf unsere Waffen gerichtet und auch, mit einem gewissen Ausdruck der Empörung, auf den Hüter des Protokolls. Es gehörte sich nicht, dass jemand, der Waffen trug, so weit vorgelassen wurde, selbst wenn der Hüter des Protokolls persönlich den Weg bereitete.
Die Tür öffnete sich, zwei Frauen in der Uniform der Palastwache erschienen in der Tür und betrachteten uns neugierig. Beide waren verschleiert und hatten ihre Hände an den Griffen ihrer Dolche.
»Sie mögen eintreten«, sagte die eine von ihnen und schien selbst erstaunt darüber. »Auch dem Hüter ist der Zutritt gestattet«, fügte sie hinzu, als Hahmed zögerte.
Er nickte, atmete tief durch und betrat die privaten Gemächer der Emirsfamilie. Zu unserem Erstaunen schlossen die beiden Soldatinnen die schwere Tür von außen.
Ich kannte diesen Vorraum, aber bevor ich etwas sagen konnte, hörten wir die Stimme von Essera Falah durch eine offene Tür.
»Kommt hierher«, rief sie, und wir folgten ihrer Anweisung, um uns in einem großen luftigen Raum wiederzufinden, in dem auf einem wunderschönen Tisch aus Rosenholz bereits das Frühstück auf die Familie wartete. Dieser Raum war weitläufig und kostbar eingerichtet, an einer Seite, nicht weit von der Tür, die wohl zu den Schlafgemächern führte, stand sogar ein Brunnen, der friedlich plätscherte und der Luft die Hitze nahm.
Essera Falah trug ein Morgengewand und einen leichten Mantel darüber, dessen Gürtel sie gerade um ihre schmale Taille legte.
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