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Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Titel: Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John R Tolkien
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gebahnt hatte. Auch jetzt noch, beladen, wie er war, verbreiterte er die Spur für die Nachfolgenden, indem er im Vorübergehen den Schnee beiseite schob.
    Schließlich kamen sie zu der großen Schneewehe. Sie stand quer über den Bergpfad wie eine glatte, frisch errichtete Mauer, die messerscharfe obere Kante höher als zwei Männer von Boromirs Größe übereinander; doch durch die Mitte war eine Gasse getreten, die auf- und abstieg wie ein Brückenbogen. Auf der andern Seite wurden Merry und Pippin abgesetzt, und zusammen mit Legolas warteten sie auf die anderen.
    Nach einer Weile kam Boromir wieder und brachte Sam. Dahinter in der immer noch schmalen, aber nun gut ausgetretenen Spur ging Gandalf mit Lutz am Zügel, auf dem Gimli zwischen dem Gepäck saß. Als letzter kam Aragorn mit Frodo auf dem Rücken. Sie gingen durch die Gasse, doch kaum stand Frodo wieder auf den eigenen Füßen, als mit tiefem Grollen eine Lawine von Steinen und Schnee herabgedonnert kam. Sie drückten sich an die Felswand, halb geblendet vom aufstiebenden Schnee, und als die Luft wieder rein war, sahen sie den Pfad hinter sich versperrt.
    »Genug, das reicht uns!«, rief Gimli. »Wir gehn ja schon, und zwar schleunigst!« Und tatsächlich schien nach diesem letzten Schlag die Wut des Berges verraucht zu sein, als ob es ihm genügte, die Eindringlinge zurückgeschlagen und von einem zweiten Vorstoß abgeschreckt zu haben. Nun drohte kein Schneefall mehr, die Wolken zerstreuten sich allmählich, und es wurde heller.
    Wie Legolas gemeldet hatte, wurde die Schneedecke dünner, je tiefer sie kamen, so dass auch die Hobbits gehen konnten. Bald standen sie wieder an der flachen Stelle oberhalb des steilen Hangs, wo sie in der letzten Nacht die ersten Schneeflocken bemerkt hatten.
    Der Vormittag war weit fortgeschritten. Von ihrem erhöhten Standort blickten sie zurück auf das niedrigere Land im Westen. Irgendwo, weit weg zwischen den Hügeln zu Füßen des Berges, lag die Talmulde, von der sie den Aufstieg auf den Pass angetreten hatten.
    Frodo taten die Beine weh. Er war durchgefroren bis auf die Knochen und hatte Hunger; ihn schwindelte es beim Gedanken an den langen, mühsamen Abstieg. Schwarze Flecken schwammen ihm vor den Augen. Er rieb sie, aber die schwarzen Flecken blieben da. In einiger Entfernung unter ihnen, aber immer noch hoch über den niedrigen Vorbergen, kreisten schwarze Punkte in der Luft.
    »Schon wieder die Vögel!«, sagte Aragorn und zeigte hin. »Das lässt sich jetzt nicht ändern«, sagte Gandalf. »Ob sie nun gut oder böse sind oder überhaupt nichts mit uns zu tun haben, wir müssen schleunigst hinunter. Auch nicht an den Knien des Rothorns können wir die Nacht abwarten.«
    Ein kalter Wind wehte ihnen von oben hinterher, als sie dem Rothorntor den Rücken kehrten und müde den Hang hinabstolperten. Caradhras hatte gesiegt.

VIERTES KAPITEL

    EINE REISE IN DER FINSTERNIS
    E s war Abend, und das graue Licht schwand schnell, als sie für die Nacht Halt machten. Sie waren sehr müde. Die Berge verschleierten sich mit zunehmender Dämmerung, und der Wind war immer noch kalt. Gandalf gönnte jedem einen Schluck von seinem Bruchtaler Miruvor, und als sie etwas gegessen hatten, rief er sie zu einer Beratung zusammen.
    »Wir können heute Nacht selbstverständlich nicht weitergehen«, sagte er. »Der Versuch, das Rothorntor zu erstürmen, hat uns erschöpft, und wir müssen hier eine Weile ausruhen.«
    »Und wohin sollen wir dann gehen?«, fragte Frodo.
    »Wir haben unseren Weg und unseren Auftrag noch vor uns«, antwortete Gandalf. »Wir haben keine andere Wahl als die, weiterzugehen oder aber umzukehren nach Bruchtal.«
    Pippins Miene wurde bei der bloßen Erwähnung der zweiten Möglichkeit sichtlich heiterer; Sam und Merry blickten hoffnungsvoll auf. Boromir und Aragorn aber zeigten keine Regung. Frodo schaute verwirrt drein.
    »Ich wollte, ich wäre wieder in Bruchtal«, sagte er. »Aber wie kann ich ohne Schande dorthin zurückkehren – es sei denn, es gäbe überhaupt keinen anderen Weg und wir müssten uns schon geschlagen geben?«
    »Du hast Recht, Frodo«, sagte Gandalf. »Umkehren hieße die Niederlage eingestehen und schlimmeren Niederlagen entgegensehen. Wenn wir jetzt nach Bruchtal zurückkehren, muss der Ring dort bleiben, denn ein zweites Mal werden wir nicht aufbrechen können. Früher oder später dann wird Bruchtal belagert und nachkurzem, erbittertem Kampf vernichtet. Die Ringgeister sind furchtbare

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