Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Titel: Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John R Tolkien
Vom Netzwerk:
vielleicht die Sonne zu Hilfe holen«, antwortete Gandalf. »Doch ich brauche etwas, mit dem ich arbeiten kann. Aus Schnee kann auch ich kein Feuer machen.«
    »Nun ja«, sagte Boromir, »wo der Kopf nicht weiterkommt, muss ihn der Körper tragen, sagt man in meiner Heimat. Die Stärksten unter uns müssen einen Weg bahnen. Seht! Jetzt ist zwar alles verschneit, aber der Weg, den wir gekommen sind, bog um diesen Felsvorsprung dort unten. Da war es, wo der Schnee lästig zu werden begann. Haben wir die Stelle einmal erreicht, geht es dahinter womöglich leichter. Es ist nicht weiter als eine Achtelmeile, schätze ich.«
    »Dann lass uns beide den Weg dorthin freimachen!«, sagte Aragorn.
    Er war unter den Gefährten der Größte, doch Boromir war nur wenig kleiner und von breiterem, stämmigerem Wuchs. Boromir ging voran, Aragorn folgte. Langsam entfernten sie sich, und bald hatten sie schwer zu kämpfen. An manchen Stellen reichte ihnen der Schnee bis zur Brust, und oft schien Boromir darin eher zu schwimmen oder sich mit seinen starken Armen durchzuwühlen als zu gehen.
    Legolas schaute ihnen eine Weile lächelnd zu, dann sagte er zu den anderen: »Die Stärksten müssen einen Weg bahnen, meint ihr?Ich aber sage, zum Pflügen nehmt einen Ochsen und zum Schwimmen einen Otter, doch zum Laufen über Gras, Laub oder Schnee nehmt – einen Elben!«
    Damit sprang er leichtfüßig davon, und Frodo fiel zum ersten Mal auf, obwohl er es längst wusste, dass der Elb keine Stiefel, sondern wie immer nur leichte Schuhe trug, und seine Füße drückten sich nur wenig in den Schnee ein.
    »Leb wohl!«, rief er Gandalf noch zu, »jetzt geh ich die Sonne holen.« Dann rannte er davon, schnell, wie wenn er auf festem Boden liefe, winkte im Vorübereilen den beiden tief im Schnee wühlenden Menschen zu und verschwand bald hinter dem Felsvorsprung.
    Die anderen warteten dicht zusammengedrängt und schauten Boromir und Aragorn nach, die langsam zu schwarzen Punkten auf weißem Grund schrumpften. Endlich waren auch sie außer Sicht. Die Zeit schleppte sich hin. Die Wolken hingen wieder tiefer und entließen vereinzelte, kreiselnde Schneeflocken.
    So verging etwa eine Stunde, obwohl es ihnen viel länger vorkam, und dann sahen sie endlich Legolas zurückkehren. Zugleich kamen weit hinter ihm Boromir und Aragorn um die Wegbiegung und arbeiteten sich den Hang herauf.
    »So!«, rief Legolas, als er herbei rannte. »Die Sonne bringe ich nicht mit. Sie ergeht sich in des Südens blauen Gefilden, und um ein paar Schneewehen auf diesem Rothörnchen schert sie sich nicht. Doch einen Hoffnungsschimmer bring ich all denen, die mit dem Schicksal geschlagen sind, auf zwei schweren Beinen laufen zu müssen. Gleich hinter der Biegung liegt die größte Schneewehe, und unter ihr wurden unsere starken Männer beinah begraben. Verzweifeln wollten sie schon, als ich umkehrte und ihnen sagte, dass die Wehe kaum dicker als eine Mauer ist. Auf der andern Seite wird der Schnee gleich spärlicher, und weiter unten ist er nur noch ein weißes Laken, eben genug, um eines Hobbits Zehen zu kühlen.«
    »Ach, hab ich’s nicht gleich gesagt?«, knurrte Gimli. »Das war kein normales Unwetter. Es war der übelwollende Caradhras. Ermag weder Elben noch Zwerge, und diese Wehe hat er dort hingelegt, um uns den Fluchtweg abzuschneiden.«
    »Aber zum Glück hat dein Caradhras vergessen, dass auch Menschen bei euch sind«, sagte Boromir, der eben herankam. »Und wackere Menschen obendrein, wenn ich das sagen darf; allerdings wäre jeder Erstbeste mit einem Spaten wohl nützlicher gewesen. Immerhin, wir haben eine Gasse durch die Wehe gebrochen, und dafür werden alle hier uns dankbar sein, die nicht auf leichten Sohlen wie Elben laufen.«
    »Aber wie sollen wir den überhaupt da hinunterkommen, selbst wenn ihr die Wehe durchbrochen habt?«, sagte Pippin und sprach damit aus, was auch die andern Hobbits dachten.
    »Keine Angst!«, sagte Boromir. »Müde bin ich zwar, aber ein bisschen Kraft hab ich noch, und Aragorn ebenfalls. Die kleinen Leute werden wir tragen, die andern werden es hinter uns zur Not allein schaffen. Komm, Herr Peregrin, fangen wir mit dir an!«
    Er hob sich den Hobbit auf den Rücken. »Halte dich fest, die Arme werd ich brauchen!«, sagte er und ging los. Dahinter kam Aragorn mit Merry. Pippin bestaunte Boromirs Stärke, als er den hohen Schnee um sich sah, durch den Boromir ohne jedes andere Werkzeug als seine mächtigen Gliedmaßen eine Art Weg

Weitere Kostenlose Bücher