Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)
Feinde, aber noch ist ihre Macht und ihr Schrecken nur ein Schatten dessen, was sie erst wären, wenn der Herrscherring wieder an der Hand ihres Gebieters steckte.«
»Also müssen wir weitergehn, wenn es einen Weg gibt«, sagte Frodo mit einem Seufzer. Sams Miene trübte sich wieder.
»Es gibt einen Weg, mit dem wir es versuchen könnten«, sagte Gandalf. »Ich war von Anfang an, als ich über diese Fahrt nachdachte, für diesen Weg. Aber es ist kein angenehmer Weg, und ich habe in unserer Gemeinschaft bisher nicht von ihm gesprochen. Aragorn war gegen diesen Weg, solange wir nicht wenigstens versucht hätten, über den Gebirgspass zu kommen.«
»Wenn er noch schlimmer ist als der über das Rothorntor, muss er schon ganz übel sein«, sagte Merry. »Aber nun sag uns lieber gleich Bescheid, damit wir aufs Schlimmste gefasst sind.«
»Der Weg oder die Straße, von der ich spreche, führt zu den Minen von Moria«, sagte Gandalf. Nur Gimli hob den Kopf; ein Feuer schwelte in seinen Augen. Alle anderen grauste es schon vor dem Namen. Auch für die Hobbits war Moria ein Name für sagenhafte Greuel.
»Die Straße mag zwar nach Moria hinführen, aber wie können wir hoffen, dass sie auch durch Moria hindurchführt«, sagte Aragorn bedenklich.
»Schon der Name verheißt nichts Gutes«, sagte Boromir. »Auch sehe ich nicht ein, warum es nötig sein sollte, dort hinzugehen. Wenn wir die Berge nicht überschreiten können, lasst uns den Weg nach Süden nehmen, bis zur Pforte von Rohan, wo die Menschen mit meinem Volk befreundet sind; auf dem gleichen Weg bin ich nach Bruchtal gekommen. Oder wir könnten Rohan links liegen lassen und über den Isen nach Langstrand und Lebennin gehen; dann kämen wir durch die küstennahen Gebiete nach Gondor.«
»Dort hat sich einiges geändert, seit du nach Norden gekommen bist, Boromir«, antwortete Gandalf. »Hast du nicht gehört, was ich euch über Saruman berichtet habe? Ihn werde ich selbst noch herausfordern müssen, bevor alles zu einem Ende kommt. Aber der Ring darf um keinen Preis auch nur in die Nähe von Isengard kommen. Die Pforte von Rohan ist uns verschlossen, solange wir mit dem Ringträger gehen.
Was den längeren Weg über das Küstenland angeht: so viel Zeit haben wir nicht. Eine solche Reise könnte ein Jahr dauern, und wir kämen durch viele haus- und hafenlose Gegenden. Dennoch wären sie nicht ungefährlich. Sowohl Saruman als auch der Feind haben ein wachsames Auge auf sie. Als du nach Norden gingst, Boromir, warst du für den Feind nur ein einzelner Wanderer aus dem Süden, für ihn völlig uninteressant, denn er war ganz mit der Suche nach dem Ring beschäftigt. Doch jetzt kehrst du zurück als ein Gefährte des Ringträgers und bist in Gefahr, solange du bei uns bleibst. Und die Gefahr wird größer mit jeder Meile, die wir unter freiem Himmel weiter nach Süden kommen.
Seit unserem nicht allzu heimlichen Versuch, den Gebirgspass zu überschreiten, fürchte ich, hat unsere Lage sich verschlechtert. Ich sehe nur noch wenig Hoffnung, wenn wir nicht bald für eine Weile außer Sicht bleiben und unsere Spuren verwischen. Daher rate ich, weder über die Berge zu gehen noch um sie herum, sondern unter ihnen durch. Dass wir diesen Weg gehen, wird der Feind jedenfalls am wenigsten erwarten.«
»Was er erwartet, wissen wir nicht«, sagte Boromir. »Er könnte alle Wege bewachen lassen, die wahrscheinlichen wie die unwahrscheinlichen. Moria zu betreten, hieße dann in eine Falle laufen – nicht viel besser, als wenn wir gleich ans Tor des Schwarzen Turms klopften. Moria ist schon dem Namen nach schwarz!«
»Du weißt nicht, was du redest, wenn du Moria mit Saurons Festung vergleichst«, antwortete Gandalf. »Ich als Einziger von euch allen bin je in den Verliesen des Dunklen Herrschers gewesen, wenn auch nur in seiner früheren und schwächeren Burg in Dol Guldur. Wer durchs Tor von Barad-dûr geht, kehrt nicht wieder. Aber ich würde euch nicht nach Moria hineinführen, bestünde keine Hoffnung, auch wieder herauszukommen. Wenn dort Orks sind, kann esuns übel ergehen, so viel ist richtig. Aber die meisten Orks aus dem Nebelgebirge wurden in der Schlacht der fünf Heere verjagt oder vernichtet. Die Adler berichten, dass sich die Orks in entlegeneren Gebieten wieder sammeln; doch besteht einige Hoffnung, dass Moria von ihnen noch frei ist.
Es besteht sogar eine gewisse Aussicht, dass Zwerge dort sind und dass wir in den unterirdischen Palästen seiner Väter Balin
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