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Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Titel: Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John R Tolkien
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allein durch Gesang in den Bäumen oder die dünnen Pfeile der Elbenbogen erhalten und gegen den Feind verteidigt wird. Ich sage dir, Frodo, dass ich jetzt, während ich mit dir spreche, den Dunklen Herrscher gewahre und weiß, worauf er sinnt, wenigstens soweit es die Elben angeht. Und immer tastet sein Blick nach mir und will meine Gedanken sehen. Aber noch ist die Tür verschlossen!«
    Sie hob die weißen Arme und hielt die Handflächen dem Osten entgegen, zum Zeichen der Abweisung und Verneinung. Earendil, der Abendstern, stand am Himmel, den die Elben über alles liebten. So hell leuchtete er, dass Galadriels Gestalt einen blassen Schatten auf den Boden warf. Ein Strahl fiel auf einen Ring, den sie am Finger trug. Er glänzte wie blankes Gold im silbernen Licht, und ein weißer Stein an dem Ring blitzte auf, als gäbe der Abendstern selbst sich in ihre Hand. Scheu sah Frodo den Ring an, denn auf einmal war ihm, als habe er nun begriffen.
    »Ja«, sagte sie, seine Gedanken erratend, »darüber zu sprechen, ist nicht erlaubt, und Elrond durfte es nicht. Doch vor dem Ringträger und einem, der das Auge gesehen hat, kann dies nicht verborgen bleiben. Es ist so: Einer der Drei befindet sich im Lande Lórien an Galadriels Finger. Dies ist Nenya, der Ring aus Adamant, und ich bin seine Hüterin.
    Er vermutet, dass es so sei, weiß es aber nicht – noch nicht. Begreifst du nun, warum dein Kommen für uns ein Schicksalszeichen ist? Denn schlägt dein Unternehmen fehl, so werden wir vor dem Feind entblößt. Gelingt es aber, so mindert sich unsere Macht, und Lothlórien schwindet und wird von den Wogen der Zeit überspült. Gen Westen müssen wir dann fahren, oder wir schrumpfen zu einem bäurischen Völkchen in Schluchten und Höhlen, das langsam vergessen wird und sich selbst vergisst.«
    Frodo neigte den Kopf. »Und was wünschst du dir?«, sagte er schließlich.
    »Dass komme, was kommen muss«, antwortete sie. »Tiefer als das Meer ist der Elben Liebe zu ihrem Land und ihren Werken, und unsterblich ist ihre Trauer und kann nie ganz gestillt werden. Doch lieber werden sie dies alles dreingeben, als sich Sauron unterwerfen: Denn nun kennen sie ihn. Nicht für Lothlóriens Schicksal bist du verantwortlich, sondern nur für die Erfüllung deiner Aufgabe. Doch hätte es irgendeinen Sinn, so wünschte ich mir, der Ring wäre nie geschmiedet worden oder für immer verschollen geblieben.«
    »Klug bist du, Frau Galadriel, schön und furchtlos«, sagte Frodo. »Ich gebe dir den Einen Ring, wenn du mich darum bittest. Diese Sache ist zu wichtig, und mir ist er zu schwer.«
    Galadriel lachte plötzlich hell auf. »Klug mag sie sein, die Frau Galadriel«, sagte sie, »doch in deiner Höflichkeit hat sie ihren Meister gefunden. Sanft nimmst du Rache dafür, dass ich bei unserer ersten Begegnung dein Herz erforschte. Du beginnst, hellsichtig zu werden. Ich leugne nicht, dass es mich sehr nach dem verlangt hat, was du mir geben willst. Gegrübelt hab ich viele Jahre lang, was ich tun könnte, fiele mir der Große Ring in die Hände, und siehe da,nun ist er zum Greifen nahe! Das Böse, das einst ersonnen ward, wirkt fort auf vielen Wegen, ob Sauron selbst nun steht oder fällt. Wäre es nicht ein schöner Beweis für des Ringes Kraft, wenn ich ihn mit Gewalt oder List meinem Gast abnähme?
    Und nun endlich fällt er mir zu! Sogar freiwillig würdest du ihn mir geben! An die Stelle des Dunklen Herrschers willst du eine Königin setzen. Und keine dunkle Königin werde ich sein, sondern schön und schrecklich wie der Morgen und die Nacht. Prächtig wie Meer und Sonne und der Schnee auf den Bergen! Entsetzlich wie Donner und Blitz! Stärker als der Erde Grundfesten! Lieben sollen mich alle und verzweifeln!«
    Sie hob die Hand, und von dem Ring, den sie trug, ging ein starkes Licht aus, das nur sie allein erhellte und alles andere im Dunkeln ließ. Über alle Maßen groß stand sie vor Frodo, unerträglich schön, schrecklich und verehrungswürdig. Dann ließ sie die Hand sinken, das Licht erlosch, und schon lachte sie und war wieder die alte, eine schlanke Elbin in einem schlichten weißen Gewand und mit sanfter, traurig klingender Stimme.
    »Die Prüfung hab ich bestanden«, sagte sie. »Ich werde schwinden und gen Westen fahren, und ich bleibe Galadriel.«
    Eine ganze Weile standen sie noch schweigend beisammen. Endlich sagte Galadriel: »Gehen wir zurück! Morgen müsst ihr aufbrechen, denn nun haben wir gewählt, und die Wogen des

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