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Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Titel: Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John R Tolkien
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    »Und für dich, du kleiner Gärtner und Freund der Bäume«, sagte sie zu Sam, »habe ich nur ein kleines Geschenk.« Sie drückte ihm eine Schachtel von schlichtem grauem Holz in die Hand, ohne Verzierungen, bis auf eine einzige silberne Rune auf dem Deckel. »Hier steht ein G wie Galadriel«, sagte sie, »doch in eurer Sprache könnte es auch für ›Garten‹ stehen. In der Schachtel ist Erde aus meinem Obstgarten, mit allem Segen, den Galadriel noch verleihen kann. Auf deinem Wege wird sie dir nicht helfen und dich vor keiner Gefahr schützen; aber wenn du sie bewahrst und am Ende deine Heimat wiedersiehst, könnte sie es dir lohnen. Solltest du auch alles dort kahl und verwüstet vorfinden, werden doch nur wenige Gärten in Mittelerde blühen wie der deine, wenn du diese Erde darauf verstreust. Dann denk an Galadriel und erhasche in der Ferne noch einmal einen kurzen Blick auf Lórien, das du nur in unserem Winter gesehn hast. Denn unser Lenz und Sommer sind dahin und werden außer im Gedenken nie wieder auf der Erde zu sehen sein.«
    Sam wurde rot bis über die Ohren und brummte etwas Unverständliches. Die Schachtel fest in beiden Händen haltend, machte er eine Verbeugung, so gut er konnte.
    »Und welches Geschenk mag nun ein Zwerg sich von den Elben erbitten?«, sagte Galadriel, sich zu Gimli hinwendend.
    »Keines, hohe Frau«, antwortete Gimli. »Mir genügt es, die Herrin der Galadhrim mit eigenen Augen gesehen und ihre freundlichen Worte gehört zu haben.«
    »Hört ihn euch an, ihr Elben!«, rief sie ihrem Gefolge zu. »Niemand sage mehr, Zwerge seien raffgierig und ungehobelt! Doch gewiss begehrst du etwas, Gimli Glóinssohn, das ich dir geben könnte? Nenne deinen Wunsch, ich bitte dich! Nicht du als Einziger sollst ohne Gastgeschenk fortgehen.«
    »Ich wüsste nichts, Frau Galadriel«, stammelte Gimli und verbeugte sich tief. »Nichts, es sei denn, ich dürfte … dürfte bitten um … nein, ich will es nur nennen: eine Strähne von deinem Haar, das alles Gold der Welt übertrifft, so wie die Sterne die Edelsteine aus dem Bergwerk beschämen. Ich bitte nicht um eine solche Gabe. Aber du befahlst mir, meinen Wunsch zu nennen.«
    Unter den Elben gab es ein verblüfftes Geraune, und Celeborn blickte den Zwerg erstaunt an, aber Galadriel lächelte. »Der Zwerge Hände, so heißt es, seien geschmeidiger als ihre Zungen«, sagte sie, »aber das gilt nicht für Gimli. Denn niemand hat je eine so kühne und doch artige Bitte an mich gerichtet. Und wie könnte ich sie abschlagen, da ich ihm doch befohlen hatte zu sprechen? Aber sag mir, was würdest du tun mit einem solchen Geschenk?«
    »Es hüten wie einen Schatz, hohe Frau«, antwortete er, »zum Gedenken der Worte, die du bei unserer ersten Begegnung zu mir sprachst. Und wenn ich die Schmieden meiner Heimat je wiedersehe, soll es in unvergängliches Kristall gefasst werden, als ein Erbgut meines Hauses und als Unterpfand der Freundschaft zwischen Berg und Wald bis ans Ende aller Tage.«
    Da löste Galadriel eine ihrer langen Flechten auf, schnitt drei goldene Haare ab und legte sie Gimli in die Hand. »Diese Worte mögen das Geschenk begleiten«, sagte sie. »Ich weissage nicht, denn alles Weissagen ist nun vergebens: Auf der einen Seite liegt Dunkelheit, auf der andern nur Hoffnung. Doch wenn die Hoffnung nicht trügen sollte, sag ich dir, Gimli Glóinssohn, dann werden deine Hände im Golde baden, und dennoch wird das Gold keine Macht über dich haben.
    Und zu dir nun, Ringträger«, sagte sie zu Frodo, »komme ich zuletzt, obwohl du nicht der Letzte bist, an den ich denke. »Für dich habe ich dies bereitet.« Sie hielt eine kleine kristallene Phiole empor, die bei dieser Bewegung glitzerte und weiße Lichtstrahlen aussandte. »In dieser Phiole eingefangen ist Licht von Earendils Stern, so wie er im Wasser meiner Quelle gespiegelt ward. Heller wird sie strahlen, wenn Nacht um dich ist. Möge sie dir an dunklen Orten leuchten, wenn alle andern Lichter erlöschen. Denk an Galadriel und ihren Spiegel!«
    Frodo nahm die Phiole, und für einen Augenblick, als sie zwischen ihnen schimmerte, schien Galadriel wieder groß und schön wie eine Königin vor ihm zu stehen, doch nicht länger schrecklich. Er verbeugte sich, fand aber keine Worte.
    Nun stand Galadriel auf, und Celeborn führte sie alle zurück zum Landesteg. Gelb lag der Mittag auf der grünen Landzunge, und das Wasser glitzerte silbern. Alles war bereit. Die Gefährten nahmen ihre Plätze

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