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Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Titel: Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John R Tolkien
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grünen Straßen von Caras Galadhon, durch die sie gingen, waren leer, aber aus den Bäumen darüber hörten sie viel Gesang und Stimmengemurmel. Sie selbst schwiegen. Schließlich führte Haldir sie den Südhang des Hügels hinunter, durch das große Tor mit denLampen und über die weiße Brücke; und so verließen sie die Stadt der Elben. Dann bogen sie von der gepflasterten Straße ab und nahmen einen Weg, der durch dichtes Mellyrngehölz und dann weiter durch welliges, silbern überschattetes Waldland führte, stetig bergab nach Südosten, zum Flussufer hin.
    Etwa zehn Meilen waren sie gegangen, und der Mittag war nahe, als sie an eine hohe grüne Mauer kamen. Durch eine Öffnung traten sie plötzlich aus dem Wald heraus. Vor ihnen lag ein langer Streifen Wiese mit sattgrünem Gras, dicht besät mit den in der Sonne golden schimmernden Elanor. Die Wiese lief in eine schmale, leuchtend umrandete Landzunge aus: rechts und im Westen der glitzernde Silberlauf, links und im Osten der Große Strom, breit, tief und dunkel. Auf den gegenüberliegenden Ufern erstreckten sich die Wälder, soweit das Auge reichte, nach Süden, doch die Uferstreifen selbst waren kahl. Kein Mallorn reckte jenseits von Lóriens Grenzen seine goldbelaubten Zweige in die Höhe.
    Am Ufer des Silberlaufs, ein Stück weiter vor der Einmündung in den Großen Strom, war ein Landesteg aus weißen Steinen und weißem Holz. Viele Boote und Kähne lagen dort vertäut, manche hell angestrichen, silbern, grün und golden glänzend, die meisten aber weiß oder grau. Drei kleine graue Boote waren für die Reisenden bereitgemacht worden, und darin verstauten die Elben nun ihr Gepäck. Sie fügten noch Seile hinzu, drei Rollen für jedes Boot. Dünn sahen sie aus, waren aber stark, fühlten sich an wie Seide und hatten denselben grauen Farbton wie die Elbenmäntel.
    »Was sind denn das für …?«, fragte Sam und hob eines auf, das im Gras lag.
    »Seile, was sonst?«, sagte ein Elb aus den Booten. »Keine Meile ohne Seile! Auf jeder Reise braucht man sie, und zwar lange, starke und leichte. Solche wie diese. Aus so mancher Klemme werden sie dir helfen.«
    »Das brauchst du mir nicht zu sagen!«, sagte Sam. »Ich hatte keines mitgenommen und hab mir schon die ganze Zeit Sorgen gemacht. Aber ich wüsste zu gern, woraus sie gedreht sind, denn vonder Seilerei versteh ich ein bisschen – liegt in der Familie, könnte man sagen.«
    »Sie sind aus Hithlain «, sagte der Elb, »doch keine Zeit ist jetzt, dich in der Kunst des Seildrehens zu unterrichten. Vieles hätten wir dich lehren können, hätten wir gewusst, dass es dich interessiert. Nun aber, sofern du nicht irgendwann wiederkommst, musst du dich mit unserer Gabe begnügen. Möge sie dir gute Dienste leisten!«
    »Kommt nun!«, sagte Haldir. »Alles ist bereit. Steigt in die Boote! Aber zuerst mit Vorsicht!«
    »Höret unseren Rat!«, sagten die anderen Elben. »Diese Boote sind leicht und kunstvoll gebaut und nicht wie anderer Völker Boote. Beladet sie, wie ihr wollt, und sie werden nicht sinken; doch störrisch sind sie gegen die gefühllose Hand. Klugerweise solltet ihr erst hier am Steg das Ein- und Aussteigen üben, ehe ihr euch stromabwärts auf den Weg macht.«
    Die Gefährten verteilten sich auf die Boote: Aragorn, Frodo und Sam in einem; Boromir, Merry und Pippin in dem zweiten; Legolas und Gimli, die nun gute Freunde geworden waren, im dritten. In diesem dritten Boot war der größte Teil der Vorräte und des Gepäcks verstaut. Getrieben und gelenkt wurden die Boote mit kurzschäftigen Paddeln mit breitem Blatt. Als alles fertig war, machten sie unter Aragorns Führung eine Probefahrt den Silberlauf aufwärts. Die Strömung war stark, und sie kamen nur langsam voran. Sam saß im Bug, klammerte sich an die Seiten und blickte sehnsüchtig zum Ufer zurück. Das sonnenglitzernde Wasser blendete ihn. Als sie die grüne Landzunge hinter sich hatten, traten die Bäume dicht ans Ufer heran. Hier und da tanzten goldgelbe Blätter auf dem gekräuselten Wasser. Es war sehr hell und windstill, und nichts war zu hören als hoher, ferner Lerchengesang.
    Sie fuhren um eine scharfe Biegung des Flusses, und ein riesengroßer, stolzer Schwan kam ihnen flussabwärts entgegengeschwommen. An der weißen Brust unter dem geschwungenen Hals strudelte das Wasser zu beiden Seiten vorüber. Der Schnabel glänzte wieblankes Gold, und die Augen schimmerten kohlschwarz zwischen gelben Flecken; die großen weißen Schwingen

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