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Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Titel: Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John R Tolkien
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in den Booten ein wie zuvor. »Lebt wohl!«, riefen die Elben von Lórien und stießen sie mit langen grauen Stangen in die Strömung hinaus, die sie langsam davontrug. Die Reisenden saßen still, ohne zu reden oder die Paddel zu führen. Auf dem grünen Ufer dicht an der äußersten Spitze der Landzunge stand Frau Galadriel, stumm und ganz allein. Als sie an ihr vorübergetrieben waren, drehten sie sich um und verfolgten mit den Blicken, wie sie langsam davonschwamm. Denn so erschien es ihnen: Lórien glitt rückwärts davon wie ein leuchtendes Schiff mit verzauberten Bäumen als Masten, das zu vergessenen Ufern fuhr, während sie hilflos festsaßen am Rand einer grauen, unbelaubten Welt.
    Während sie noch zurückblickten, ging der Silberlauf in die Strömungen des Anduin über, die Boote nahmen die neue Richtung auf und begannen schneller nach Süden zu treiben. Bald war Galadriels weiße Gestalt klein und fern. Sie glänzte wie ein Fenster auf einem Hügel in der Abendsonne oder wie ein von einem hohen Gipfel herab gesehener Bergsee: ein in den Schoß des Landes gefallener Kristall. Dann schien es Frodo, dass sie zu einem letzten Gruß die Arme hob, und leise, aber durchdringend klar trug der Wind ihnen den Klang ihrer Stimme nach. Sie sang, doch nun in der alten Sprache der Elben jenseits des Meeres, und er verstand die Worte nicht. Schön klang es, aber nicht tröstlich.
    Doch wie Elbenworte zu tun pflegen, hafteten sie in seinem Gedächtnis, und viel später erst versuchte er, so gut er konnte, sich über ihren Sinn klar zu werden. Es war die Sprache der alten Elbenlieder, und darin war von Dingen die Rede, von denen man wenig wusste in Mittelerde.
    Ai! laurië lantar lassi súrinen,
    Yéni únótime ve rámar aldaron!
    Yéni ve linte yuldar avánier
    mi oromardi lisse-miruvóreva
    Andúne pella, Vardo tellumar
    nu luini yassen tintilar i eleni
    ómaryo airetári-lírinen.
    Sí man i yulma nin enquantuva?
    An sí Tintalle Varda Oiolosseo
    ve fanyar máryat Elentári ortane
    ar ilye tier unduláve lumbule;
    ar sindanóriello caita mornië
    i falmalinnar imbe met, ar hísië
    untúpa Calaciryo míri oiale.
    Sí vanwa ná, Rómello vanwa, Valimar!
    Namárië! Nai hiruvalye Valimar.
    Nai elye hiruva. Namárië!
    »Ah, wie Gold fallen die Blätter im Winde, Jahre, lang und ungezählt wie die Schwingen der Bäume! Die langen Jahre sind verflossen wie schneller Trunk vom süßen Met in den hohen Hallen jenseits des Westmeers, unter Vardas blauen Gewölben, wo die Sterne erbeben beim Gesang ihrer heiligen, königlichen Stimme. Wer nun wird mir von neuem den Becher füllen? Denn nun hat Varda, die Entfacherin, die Königin der Sterne, auf dem Immerweißen Berg die Hände wie Wolken erhoben, und alle Pfade sind tief im Schatten versunken; und aus einem grauen Land zieht Dunkelheit über die schäumenden Wogen zwischen uns, und Nebel verhüllt die Juwelen des Calacirya für immer. Unerreichbar nun, unerreichbar für jene aus dem Osten ist Valimar! Lebewohl! Vielleicht wirst du Valimar suchen! Vielleicht wirst du es finden! Lebewohl!« Varda ist der Name der Herrin, welche die Elben in diesen Landen ihres Exils Elbereth nennen.
    Der Fluss trug sie um eine Biegung, die Ufer auf beiden Seiten stiegen an, und Lóriens Licht erreichte sie nicht mehr. Niemals sah Frodo das schöne Land wieder.
    Die Reisenden wandten die Gesichter in die Fahrtrichtung; die Sonne stand vor ihnen, und sie waren halb blind, denn alle hatten sie Tränen in den Augen. Gimli weinte unverhohlen.
    »Zum letzten Mal hab ich gesehen, was das Schönste war«, sagte er zu Legolas, seinem Bootsgefährten. »Von nun an will ich nichts mehr schön nennen, außer ihrem Geschenk.« Und er legte die Hand aufs Herz.
    »Sag mir, Legolas, warum musste ich auf diese Fahrt gehen? Hätt ich doch gewusst, welches die höchste Gefahr ist! Elrond hat wahr gesprochen: Wir können nicht voraussehn, was uns unterwegs begegnet. Qualen in der Dunkelheit hab ich am meisten gefürchtet, und davon ließ ich mich nicht abschrecken. Aber ich wäre nichtmitgekommen, hätt ich die Gefahren gekannt, die vom Licht und vom Glück ausgehen. Nun hat mich dieser Abschied schlimm verwundet, schlimmer noch, als würde ich heute Nacht noch dem Dunklen Herrscher vorgeführt. O weh, Gimli Glóinssohn!«
    »Nein!«, sagte Legolas. »O weh für uns alle! Und für alle, die in diesen verspäteten Tagen auf Erden wandeln! Denn so ist es der Welt Lauf: finden und verlieren; und so erscheint es

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