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Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Titel: Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John R Tolkien
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Hand. Jeden Augenblick erwarteten sie, den Biss eines schwarzgefiederten Pfeils zu spüren. Viele Pfeile sausten überihre Köpfe oder fielen nahebei ins Wasser, doch keiner traf mehr. Es war dunkel, aber nicht zu dunkel für die Nachtaugen der Orks, und im Sternenlicht konnten die Gefährten für ihre gerissenen Feinde nicht allzu schwer zu treffen sein, es sei denn, dass die grauen Mäntel aus Lórien und das graue Holz der Elbenboote die Bogenschützen verwirrten.
    Zug für Zug paddelten sie weiter. Im Dunkeln war schwer festzustellen, ob sie überhaupt vorankamen, aber allmählich ließ das Strudeln des Wassers nach, und der Schatten des Ostufers blieb in der Nacht hinter ihnen zurück. Endlich hatten sie, soweit sie es erkennen konnten, wieder die Mitte des Stroms erreicht und etwas Abstand zu den ins Wasser vortretenden Felsen gewonnen. Dann machten sie eine halbe Wendung und hielten mit aller Kraft aufs westliche Ufer zu. Unter Büschen, die sich übers Wasser neigten, hielten sie an und schöpften Atem.
    Legolas legte sein Paddel hin und nahm den Bogen, den er aus Lórien mitgebracht hatte. Dann sprang er ans Ufer und stieg ein paar Schritte die Böschung hinauf. Während er den Bogen spannte und einen Pfeil auflegte, spähte er über den Fluss in die Dunkelheit. Schreie gellten übers Wasser, aber zu sehen war nichts.
    Frodo schaute zu dem Elben hinauf, wie er hoch über ihm stand und in der Nacht ein Ziel suchte. Sein Kopf war dunkel und über ihm glitzerten, wie eine Krone, strahlend weiße Sterne vor dem tiefschwarzen Hintergrund des Himmels. Doch von Süden zogen nun dicke Wolken herauf und schickten dunkle Vorreiter in das Sternenfeld aus. Ein Grauen kam plötzlich über die Gefährten.
    »Elbereth Gilthoniel!« seufzte Legolas, als er dort hinaufblickte. Und schon kam ein dunkles Gebilde, etwas wie eine Wolke, aber viel schneller fliegend, aus der Schwärze im Süden auf die Boote zugeeilt, alles Licht im Herannahen verdunkelnd. Bald konnte man ein großes geflügeltes Tier erkennen, schwärzer als der Abgrund der Nacht. Raue Stimmen begrüßten es vom andern Ufer. Frodo fühlte sich plötzlich von einer Kälte durchschauert, die ihm ans Herz griff; ein tödlicher Frost, wie die Erinnerung an eine alte Wunde, erwachtein seiner Schulter. Er duckte sich tief ins Boot, als wollte er sich verstecken.
    Der große Bogen aus Lórien sang. Schrill pfiff der Pfeil von der Elbenhaarsehne. Frodo blickte hoch. Fast genau über ihm überschlug sich das Flügelwesen. Mit einem krächzenden Schrei stürzte es ab und verschwand in der Dunkelheit auf dem östlichen Ufer. Der Himmel war wieder klar. Von fern drang Getöse von vielen Stimmen herüber, Heulen und Fluchen in der Finsternis. Dann wurde es still. Kein Pfeil und kein Schrei kamen in dieser Nacht mehr von Osten.
    Nach einer Weile ließ Aragorn sie stromaufwärts zurückfahren. Sie tasteten sich ein Stück weit am Rande des Wassers entlang, bis sie eine kleine flache Bucht fanden. Unterhalb einer steilen felsigen Böschung standen ein paar niedrige Bäume dicht am Wasser. Hier beschlossen sie den Morgen abzuwarten; bei Nacht weiterfahren zu wollen, war sinnlos. Sie schlugen kein Lager auf und machten kein Feuer, sondern streckten sich, so gut es ging, in den aneinander vertäuten Booten aus.
    »Lob und Preis für Galadriels Bogen und für Legolas’ Hand und Auge!«, sagte Gimli, an einer Lembas-Waffel kauend. »Ein gewaltiger Schuss war das, mein Freund, und im Dunkeln!«
    »Aber wer weiß, was ich getroffen habe?«, sagte Legolas.
    »Ich nicht«, sagte Gimli. »Ich bin nur froh, dass dieser Schatten nicht näher kam. Er gefiel mir gar nicht. Er erinnerte mich allzu sehr an den in Moria – den Schatten des Balrogs.« Die letzten Worte flüsterte er nur.
    »Ein Balrog war es nicht«, sagte Frodo, immer noch bibbernd vor Kälte, die ihm in die Glieder gefahren war. »Es war etwas Kälteres. Ich denke, es war …« Er sprach es nicht aus und verstummte.
    »Was denkst du?«, fragte Boromir gespannt und beugte sich aus seinem Boot herüber, als wollte er versuchen, Frodos Gesicht zu erkennen.
    »Ich denke … Nein, ich mag nicht davon reden«, antwortete Frodo.»Was es auch war, sein Abschuss hat unsere Feinde eingeschüchtert.«
    »So scheint es«, sagte Aragorn. »Doch wo sie sind und wie viele, und was sie als Nächstes tun werden, wissen wir nicht. Heute Nacht müssen wir alle ohne Schlaf auskommen. Aber was der Tag bringen wird, wer kann es wissen? Haltet die

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