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Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Titel: Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John R Tolkien
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eine ebene Stelle gab. Dann wurden die Boote aus dem Wasser gezogen und hinaufgetragen. Sie waren viel leichter als erwartet. Vom Holz welcher Bäume sie im elbischen Land gezimmert worden waren, wusste nicht einmal Legolas; aber es war ein hartes und dabei seltsam leichtes Holz. Über das flache Stück konnten Merry und Pippin ihr Boot bequem allein tragen; aber im Gelände, das dann zu durchqueren war, bedurfte es der Kraft der zwei Menschen. Vom Ufer ging es bergauf über ein Geröllfeld voller grauer Kalksteinblöcke, mit vielen unter Kräutern und Büschen verborgenen Löchern, wo Brombeergestrüpp und tiefe Mulden im Weg waren und hier und da ein Sumpfloch, in dem von den Terrassen weiter landeinwärts herabrieselndes Wasser sich staute.
    Eines nach dem andern trugen Boromir und Aragorn die Boote hinauf, während die anderen das Gepäck nachschleppten. Endlichlag alles auf dem Tragweg. Ohne größere Behinderungen als durch etwas wucherndes Dorngestrüpp und viele herabgestürzte Steine gingen sie dann alle zusammen weiter. Nebelschleier hingen immer noch über der bröckeligen Felswand, und zur Linken war der Fluss von Dunst verhüllt: Sie hörten ihn über die scharfen Schwellen und Felszacken der Sarn Gebir brausen und brodeln, aber sehen konnten sie ihn nicht. Zweimal mussten sie den Weg machen, bis alles zum südlichen Anlageplatz geschafft war.
    Dort, wo der Tragweg wieder ans Ufer führte, ging es sachte zum flachen Rand eines kleinen Teiches hinab. Dieser schien nicht künstlich ins Ufer hineingegraben, sondern vom Wasser ausgewaschen worden zu sein, das von den Sarn Gebir herab gegen eine niedrige Felsplatte wirbelte, die wie eine Mole ein Stück weit in den Strom hinausragte. Dahinter stieg das Ufer zu einer grauen Klippe hin an, und einen weiteren Fußweg gab es nicht.
    Der kurze Nachmittag war schon vergangen, und eine trübe, wolkige Dämmerung zog herauf. Sie setzten sich ans Wasser und hörten dem wirren Getöse der im Nebel verborgenen Stromschnellen zu. Sie waren müd und schläfrig, und ihre Laune war ebenso trüb wie das schwindende Tageslicht.
    »So, da wären wir, und hier müssen wir wohl die Nacht zubringen«, sagte Boromir. »Wir brauchen Schlaf, und selbst wenn Aragorn der Sinn danach stünde, bei Nacht durchs Tor der Argonath zu fahren, würde ich sagen, dazu sind wir alle zu müde – ausgenommen natürlich unser wackerer Zwerg.«
    Gimli gab keine Antwort; er war schon im Sitzen eingenickt.
    »Wir wollen nun so viel schlafen wie möglich«, sagte Aragorn. »Morgen müssen wir wieder bei Tag fahren. Wenn das Wetter uns keinen Streich spielt und noch mal umschlägt, haben wir gute Aussichten, durchzuschlüpfen, ohne dass uns jemand vom östlichen Ufer aus sieht. Aber heute Nacht müssen reihum immer zwei von uns Wache halten: drei Stunden Schlaf, eine Stunde Wache.«
    Nichts Schlimmeres passierte in dieser Nacht als ein kurzer Nieselregen eine Stunde vor Morgengrauen. Sobald es richtig hell war, fuhren sie los. Schon lichtete sich der Nebel. Sie hielten sich so dicht wie möglich ans Westufer und konnten sehen, wie die verschwommenen Umrisse der niedrigen Klippen nach hinten immer höher anstiegen, schattenhafte Wälle mit den Füßen im dahineilenden Strom. Am Vormittag drückten die Wolken tiefer herab, und es begann stark zu regnen. Sie zogen die Felldecken über die Boote, damit sie nicht voll liefen, und ließen sich weitertreiben. Voraus wie ringsum war durch die grauen Regenschleier nicht viel zu sehen.
    Aber lange hielt der Regen nicht an. Allmählich wurde der Himmel heller; dann rissen die Wolken plötzlich auf und zogen in zerfransten Fetzen flussaufwärts nach Norden ab. Nebel und Dunst waren verschwunden. Vor den Reisenden öffnete sich eine breite Schlucht zwischen hohen, felsigen Hängen, wo sich auf Vorsprüngen und in Spalten einige verkrümmte Bäume festklammerten. Die Wasserrinne wurde schmaler und die Strömung schneller. Sie sausten dahin, ohne viel Hoffnung, halten oder wenden zu können, was auch immer auf sie zukommen mochte. Über ihnen war ein Streifen blassblauer Himmel, ringsum der überschattete Fluss und vor ihnen, schwarz und sonnenversperrend, die Hügel der Emyn Muil, in denen keine Öffnung zu erkennen war.
    Frodo, der vorausspähte, sah aus der Ferne zwei große Felsen näher kommen: Wie große Spitztürme oder Säulen sahen sie aus. Hoch und glatt und drohend ragten sie zu beiden Seiten senkrecht aus dem Wasser. Eine schmale Lücke zwischen ihnen

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