Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Titel: Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John R Tolkien
Vom Netzwerk:
Durchzug zertrampelt und besudelt worden.Auf einmal schrie Aragorn überrascht auf und wandte sich seitwärts.
    »Bleibt stehn!«, rief er. »Folgt mir noch nicht!« Er rannte nach rechts vom Weg ab, denn er hatte Fußstapfen gesehen, die dort von den anderen wegführten, Abdrücke von kleinen, unbeschuhten Füßen. Diese aber führten nicht weit, dann wurden sie von Orkstapfen durchkreuzt, die vor und hinter ihnen ebenfalls von der Hauptspur abzweigten und nach einer scharfen Kehre wieder zu ihr zurückliefen, wo sie sich im plattgetrampelten Gras verlor. An der entferntesten Stelle bückte sich Aragorn und hob etwas aus dem Gras auf; dann kam er zurück.
    »Ja«, sagte er, »das sind ganz eindeutig Fußstapfen eines Hobbits, Pippins, glaube ich, er ist kleiner als der andere. Und seht mal das hier!« Er hielt ein kleines glitzerndes Ding in die Sonne, das aussah wie ein frisch aufgebrochenes Buchenblatt, schön und fremd in der baumlosen Ebene.
    »Die Spange von einem Elbenmantel!«, riefen Gimli und Legolas zugleich.
    »Lóriens Blätter fallen nicht umsonst«, sagte Aragorn. »Und dieses wurde nicht zufällig verloren; es wurde mit Bedacht fallen gelassen als Zeichen für jemanden, der ihnen folgen könnte. Ich glaube, Pippin ist nur deshalb aus der Reihe weggerannt.«
    »Dann ist er jedenfalls noch am Leben«, sagte Gimli, »und sein Verstand ist ebenso rege wie seine Beine. Das ist ermutigend. Unsere Jagd ist nicht vergebens.«
    »Hoffen wir nur, dass er seine Verwegenheit nicht zu teuer bezahlen musste!«, sagte Legolas. »Kommt, weiter! Der Gedanke, dass diese munteren jungen Burschen nun wie Vieh vorangetrieben werden, liegt mir schwer auf dem Herzen.«
    Die Sonne stieg zur Mittagshöhe und wanderte dann langsam himmelabwärts. Dünne Wolken zogen von der See im fernen Süden herauf und wurden vom Wind weggeblasen. Die Sonne sank. Dunkelheit streckte von Osten her ihre langen Arme aus. Die drei Jägerliefen und liefen. Ein Tag war nun vergangen, seit Boromir gefallen war, und noch immer hatten die Orks einen großen Vorsprung. Auf der flachen Ebene waren sie weit außer Sicht.
    Als die Schatten der Nacht sich um sie schlossen, blieb Aragorn stehen. Nur zweimal hatten sie während des Tages eine kurze Rast eingelegt, und zwischen ihnen und dem Ostwall, wo sie am Morgen gestanden hatten, lagen nun zwölf Wegstunden.
    »Nun stehn wir vor einer schwierigen Entscheidung«, sagte er. »Sollen wir die Nacht über ruhen oder weiterlaufen, solange der Wille und die Füße uns tragen?«
    »Wenn unsere Feinde nicht ebenfalls rasten, werden sie uns weit hinter sich lassen, wenn wir uns schlafen legen«, sagte Legolas.
    »Aber sicher müssen doch auch Orks mal eine Marschpause machen?«, sagte Gimli.
    »Selten marschieren Orks bei Sonnenschein unter freiem Himmel, doch diese haben es getan«, sagte Legolas. »Sie werden gewiss nicht bei Nacht rasten.«
    »Aber bei Nacht können wir ihre Spur nicht verfolgen«, sagte Gimli.
    »Die Spur führt immer geradeaus und biegt, so weit mein Auge reicht, weder nach rechts noch nach links ab«, sagte Legolas.
    »Vielleicht könnte ich euch auf gut Glück im Dunkeln führen und die Richtung einhalten«, sagte Aragorn, »doch wenn sie abbiegen oder wir die Spur verlieren, könnte es bei Tage dann lange dauern, bis wir sie wieder gefunden hätten.«
    »Und noch etwas«, sagte Gimli. »Nur bei Tage können wir sehen, ob Spuren seitlich abzweigen. Sollte ein Gefangener entkommen oder weggeschleppt werden, zum Beispiel nach Osten zum Großen Strom und nach Mordor, so laufen wir an den Zeichen vorüber und erfahren nie etwas davon.«
    »Stimmt«, sagte Aragorn. »Doch wenn ich die Zeichen, an denen wir vorübergekommen sind, richtig deute, dann haben die Orks der Weißen Hand sich behauptet, und der ganze Trupp strebt nun nach Isengard. Dafür spricht auch ihre jetzige Marschrichtung.«
    »Dennoch wäre es voreilig, ihrer Absichten allzu sicher zu sein«, sagte Gimli. »Und was, wenn einer entflieht? Im Dunkeln hätten wir die Spuren nicht bemerkt, die dich zu der Spange hinführten.«
    »Seitdem werden die Orks doppelt wachsam und die Gefangenen umso müder sein«, sagte Legolas. »Sie werden nicht mehr entkommen, wenn wir ihnen nicht dabei helfen. Wie das zu machen wäre, ist nicht abzusehen; aber erst einmal müssen wir sie einholen.«
    »Aber selbst ich, ein weit gewanderter Zwerg und nicht der Lahmste von Durins Volk, kann nicht ohne Pause bis nach Isengard laufen«, sagte Gimli.

Weitere Kostenlose Bücher