Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Titel: Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John R Tolkien
Vom Netzwerk:
waren Mauhúr und seine »Jungs« erledigt oder verjagt worden. Die Reiter waren auf ihre früheren Posten zurückgekehrt und nahmen ihre still drohende Wacht wieder auf. Viel länger würde sie nicht mehr dauern. Die Nacht schritt voran. Im Osten, wo es unbewölkt geblieben war, begann der Himmel sich aufzuhellen.
    »Wir müssen in Deckung gehn«, sagte Pippin, »oder man wird uns sehen. Es wäre ein schwacher Trost, wenn diese Reiter erst, nachdem sie uns umgebracht hätten, bemerkten, dass wir keine Orks sind.« Er stand auf und vertrat sich die Beine. »Diese Stricke haben eingeschnitten wie Draht; aber meine Füße werden wieder warm. Ich könnte loshumpeln. Wie steht’s mit dir, Merry?«
    Auch Merry stand auf. »Na«, sagte er, »es wird schon gehen. Lembas stärkt einem wirklich Leib und Seele. Und kommt einem auch viel natürlicher vor als dieses orkische Feuerwasser. Woraus sie das wohl gebrannt haben? Aber ich glaube, das will ich lieber nicht wissen. Trinken wir erst mal einen Schluck Wasser, um die Erinnerung daran wegzuspülen!«
    »Nicht hier, die Ufer sind zu steil«, sagte Pippin. »Vorwärts jetzt!« Sie drehten sich um und gingen Seite an Seite langsam am Fluss entlang. Hinter ihnen wurde es im Osten heller. Im Gehen tauschten sie ihre Erfahrungen aus, schwätzten leichthin, wie es nur Hobbits können, über alles, was sie seit ihrer Gefangennahme erlebt hatten. Kein Zuhörer hätte aus ihren Worten erraten können, dass sie Fürchterliches erduldet und bis vor kurzem noch in höchster Gefahr geschwebt hatten, ohne viel Hoffnung, dem Foltertod zu entgehen. Und auch jetzt noch, wie sie wohl wussten, hatten sie wenig Aussicht, jemals ihre Freunde wiederzufinden oder an einen sicheren Ort zu gelangen.
    »Mein lieber Herr Tuk«, sagte Merry, »du scheinst dich ja wirklich gut gehalten zu haben. Vielleicht kriegst du dafür sogar ein Kapitel in Bilbos Buch, wenn ich je Gelegenheit haben sollte, ihm alles zu berichten. Gute Arbeit, vor allem, dass du erraten hast, was dieser haarige Schurke im Schilde führte, und wie du auf sein Spiel eingegangen bist! Ich weiß nur nicht, ob jemals irgendwer deine Spur und die Spange finden wird. Meine Spange würde ich ungern verlieren, aber deine, fürchte ich, bist du los für immer.
    Jetzt werde ich mächtig strampeln müssen, um mit dir gleichzuziehen. Doch jetzt zeigt Vetter Brandybock mal, was er kann. Jetzt kann er zeigen, was er draufhat! Ich glaube nicht, dass du allzu genau weißt, wo wir sind; aber ich habe meine Zeit in Bruchtal besser genutzt. Wir gehen jetzt an der Entwasser entlang nach Westen. Vor uns sehen wir den letzten Zipfel des Nebelgebirges und den Fangornwald.«
    Währenddessen ragte der dunkle Saum des Waldes schon dicht vor ihnen auf. Die Nacht schien sich unter die hohen Bäume geflüchtet zu haben und sich vor dem nahenden Morgen zu verkriechen.
    »Geh nur voran, Herr Brandybock!«, sagte Pippin. »Oder gehn wir lieber zurück? Vor dem Fangornwald hat man uns doch gewarnt. Aber kundig, wie du ja bist, hast du das sicher nicht vergessen.«
    »Nein«, sagte Merry, »aber der Wald gefällt mir immer noch besser als der Gedanke, umzukehren und mitten in eine Schlacht hineinzuplatzen.«
    Er schritt voran und trat unter die großen Äste der Bäume. Unsagbar alt schienen die Bäume zu sein. Lange Schleppen und Bärte von Flechten hingen von ihnen herab und wiegten sich im Wind. Aus den Schatten lugten die Hobbits den Hang hinunter: kleine, behende Gestalten, die im Dämmerlicht wie Elbenkinder aussahen, die in den Tiefen der Zeit aus den wilden Wäldern hervorspähten und zum ersten Mal den Sonnenaufgang erblickten.
    Denn hinter dem Großen Strom und den Braunen Landen, viele graue Meilen entfernt, zog nun der Morgen herauf, rot wie eine Flamme. Laut erschallten die Jagdhörner zu seiner Begrüßung. Die Reiter von Rohan erwachten zum Leben. Ein Hornstoß antwortete dem andern.
    Durch die kalte, klare Luft hörten Merry und Pippin das Wiehern der kampferprobten Pferde und den plötzlich einsetzenden Schlachtgesang vieler Männer. Die auftauchende Sonne, ein feuriger Bogen, erhob sich über den Rand der Welt. Dann, mit einem lauten Kampfruf, griffen die Reiter von Osten her an, und der rote Lichtschein glühte auf ihren Panzern und Speeren. Die Orks schrien und schossen alle Pfeile ab, die sie noch hatten. Mehrere Reiter sahen die Hobbits fallen; aber in geschlossenen Reihen sprengten sie bis auf die Hügelkuppe und drüber hinweg, schwenkten

Weitere Kostenlose Bücher