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Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Titel: Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John R Tolkien
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erkannten sie Grischnákhs dicken Kopf und sein abscheuliches Gesicht; sein Mundgeruch stieg ihnen in die Nasen. Er fing an, sie zu beklopfen und abzutasten. Pippin schauderte es, als die harten, kalten Finger seinen Rücken hinabkrochen.
    »Na, meine Kleinen«, flüsterte Grischnákh leise. »Schön, mal so ein bisschen auszuruhen, was? Oder nicht? Ein bisschen ungemütlich, die Lage, vielleicht: auf der einen Seite Peitschen und Schwerter, auf der andern böse spitze Speere! Kleine Leute sollen sich nicht in Dinge einmischen, die zu groß für sie sind.« Seine Finger tasteten weiter. Ein Licht wie von einem fahlen, doch heißen Feuer stand in seinen Augen.
    Plötzlich kam Pippin ein Gedanke, wie abgelesen aus den augenblicklichen Gedanken seines Feindes: »Grischnákh weiß von dem Ring. Er sucht danach, während Uglúk anderswo zu tun hat: Wahrscheinlich will er ihn für sich.« Die kalte Furcht durchschauerte ihn, doch zugleich überlegte er, wie er sich Grischnákhs Begehrlichkeit zunutze machen könnte.
    »Ich glaube, so wirst du ihn nicht finden«, flüsterte er. »So leicht ist er nicht zu finden.«
    »Ihn finden?«, sagte Grischnákh. Seine Finger hörten auf zu krabbeln und packten Pippin an der Schulter. »Was finden? Wovon redest du, mein Kleiner?«
    Einen Moment schwieg Pippin. Dann machte er im Dunkeln plötzlich ein kehliges Geräusch: gollum, gollum. »Von nichts, mein Schatz!«, fügte er hinzu.
    Die Hobbits spürten, wie Grischnákhs Finger zuckten. »Oho!«, hauchte er sie an. »Den meint er, was? Oho! Sehr, sehr gefährlich, meine Kleinen.«
    »Vielleicht«, sagte Merry, nun hellwach, denn er hatte erraten, worauf Pippin hinauswollte. »Vielleicht, und nicht nur für uns. Aber wie es um dich steht, wirst du ja selbst wissen. Willst du ihn haben oder nicht? Und was würdest du dafür geben?«
    »Ob ich ihn haben will? Ob ich ihn haben will?«, sagte Grischnákh, als ob er nicht verstünde; aber seine Arme zitterten. »Was ich dafür geben würde? Wie meint ihr das?«
    »Wir meinen«, sagte Pippin und wählte seine Worte mit Bedacht, »dass im Dunkeln herumzutasten nichts bringt. Wir könnten dir viel Zeit und Mühe ersparen. Aber zuerst musst du uns die Beine losbinden, sonst tun und sagen wir gar nichts.«
    »Ihr lieben, niedlichen kleinen Dummchen!«, zischte Grischnákh. »Alles, was ihr habt, und alles, was ihr wisst, wird noch beizeiten aus euch herausgequetscht werden, aber alles! Ihr werdet wünschen, ihr könntet dem Befrager noch mehr sagen, um ihn zufriedenzustellen – doch, werdet ihr, und zwar bald! Aber wir werden nichts überstürzen, o nein! Was denkt ihr wohl, wozu ihr am Leben gelassen werdet? Meine lieben kleinen Kerlchen, bitte glaubt mir, wenn ich euch sage, das war nicht aus Freundlichkeit: Den Fehler hat nicht einmal Uglúk.«
    »Das zu glauben fällt mir nicht schwer«, sagte Merry. »Aber du hast deine Beute noch nicht unter Dach und Fach. Und es sieht nicht so aus, als ob sie dir zufallen wird, egal, was hier noch passiert. Wenn wir nach Isengard kommen, wird der große Grischnákh leer ausgehen; Saruman nimmt sich dann alles, was er findet. Wenn du etwas für dich haben willst, wäre jetzt der Augenblick für ein Geschäft.«
    Grischnákh verlor allmählich die Beherrschung. Der Name Saruman schien ihn besonders wütend zu machen. Die Zeit verstrich, und die Verwirrung auf dem Hügel hatte sich gelegt. Uglúk oder seine Isengarder konnten jeden Augenblick zurückkommen. »Habt ihr ihn – einer von euch?«, fauchte er.
    »Gollum, gollum!«, machte Pippin.
    »Mach uns die Beine los!«, sagte Merry.
    Sie spürten, wie Grischnákhs Arme heftig zitterten. »Verdammtes kleines Geziefer!«, zischte er. »Ich euch die Beine losmachen? Jede Sehne im Leib werd ich euch losmachen! Denkt ihr, ich kann euch nicht bis auf die Knochen filzen? Ach was, filzen, ich schneid euch in zuckende kleine Streifen! Eure Beine brauch ich nicht, um euch auf die Seite zu schaffen – und dann hab ich euch ganz für mich!«
    Plötzlich packte er fest zu. Die Kraft in seinen Schultern und den langen Armen war beängstigend. Er klemmte sich unter jede Achsel einen und drückte sie fest an seine Seiten; eine große, erstickende Hand hielt jedem von beiden den Mund zu. Dann rannte er los, tief geduckt. Schnell und in aller Stille kam er an den Rand der Hügelkuppe. Dort suchte er sich eine Lücke zwischen den Wachtposten aus und tauchte wie ein böser Schatten in der Nacht unter, den Hang hinab, immer

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