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Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Titel: Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John R Tolkien
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Gedanke, da durch zu müssen, gefällt mir nicht. Auf hundert Meilen im Umkreis nichts zu essen, könnt ich mir vorstellen. Wie steht es denn mit unseren Vorräten?«
    »Schlecht«, sagte Merry. »Wir sind losgerannt, jeder mit nichts als einem Päckchen Lembas in der Tasche, und alles andere haben wir liegen gelassen.« Sie sahen nach, wie viel von dem Elbenbrot noch übrig war: zerbrochene Stückchen für etwa fünf magere Tage, mehr nicht. »Und keine Decke und nichts Warmes«, sagte Merry. »Heute Nacht werden wir frieren, egal wo wir hingehn.«
    »Aber über den Weg werden wir uns besser jetzt gleich klar«, sagte Pippin. »Der Morgen muss schon weit vorgerückt sein.«
    Gleich darauf bemerkten sie, dass sich ein Stück tiefer im Waldein gelbes Licht breitgemacht hatte; Bündel von Sonnenstrahlen waren plötzlich durchs Dach der Baumkronen gedrungen.
    »Nanu!«, sagte Merry. »Die Sonne muss hinter einer Wolke gesteckt haben, während wir hier unter den Bäumen saßen, und nun ist sie zum Vorschein gekommen; oder sie ist inzwischen hoch genug gestiegen, um durch eine Öffnung da reinzuschauen. Es ist nicht weit – gehn wir uns dort umsehen!«
    Es war weiter, als sie gedacht hatten. Das Gelände stieg immer noch kräftig an und wurde felsiger. Der Lichtfleck wuchs, während sie darauf zugingen, und bald sahen sie eine Felswand vor sich: die Flanke eines Hügels oder das abrupte Ende eines langen Arms, den das ferne Hochgebirge bis hierher ausstreckte. Keine Bäume wuchsen auf ihr, und die Sonne schien mit voller Kraft auf die steinerne Fläche. Die Zweige der Bäume zu ihren Füßen standen steif und reglos empor, als streckten sie sich der Wärme entgegen. Wo bisher alles grau und stumpf ausgesehen hatte, da glänzte der Wald nun in vollen Brauntönen, und die glatte schwarzgraue Baumrinde schimmerte wie Lackleder. Um die jüngeren Stämme leuchtete ein zartes Grün wie von neuem Gras: Vorfrühling oder ein leises Vorgefühl des Frühlings hüllte sie ein.
    In der Felswand war etwas wie eine Treppe: eine natürliche vermutlich, durch Verwittern und Absplittern entstanden, denn sie war schief und holprig. Weit oben, fast auf gleicher Höhe mit den Wipfeln der Bäume, war eine Felsplatte unter einer steilen Wand. An ihrem Rand wuchsen ein bisschen Gras und Kraut, doch weiter stand dort nichts als ein alter Baumstumpf, der nur noch zwei krumme Äste hatte. Fast sah es aus, als stünde dort ein knorriger alter Mann und blinzelte in die Morgensonne.
    »Gehn wir mal da rauf!«, sagte Merry vergnügt. »Da gibt es mehr Luft und einen Blick übers Land.«
    Sie stiegen und kraxelten hinauf. Wenn die Treppe künstlich angelegt war, dann für größere Füße und längere Beine als die ihren. Sie waren zu eifrig bei der Sache, um sich darüber zu wundern, wieerstaunlich schnell die Wunden und Schrammen aus ihrer Gefangenschaft verheilt und ihre Kräfte wiedergekehrt waren. Schließlich kamen sie zum Rand der Felsplatte, fast zu Füßen des alten Baumstumpfs, sprangen hinauf, kehrten dem Berg den Rücken und schauten tief aufatmend nach Osten hinaus. Sie sahen, dass sie erst drei oder vier Meilen tief in den Wald eingedrungen waren: Die Baumkronen zogen sich die Hänge hinunter bis zur Ebene. Dort, dicht am Waldsaum, stiegen schwarze Rauchschwaden hoch empor, kringelten sich und trieben zu ihnen herüber.
    »Der Wind springt um«, sagte Merry. »Er kommt wieder von Osten. Es wird kühl hier oben.«
    »Ja«, sagte Pippin, »ich fürchte, das ist nur ein kurzer Lichtblick, und gleich wird alles wieder grau. Wie schade! Im Sonnenschein sah dieser zottige alte Wald ganz anders aus. Ich hätte fast schon gedacht, die Gegend gefällt mir.«
    »Fast schon gedacht, der Wald gefällt dir! Das ist gut! Das ist ungemein nett von dir«, sagte eine fremde Stimme. »Nun dreht euch um und lasst euch ins Gesicht schauen! Ich hätte fast schon gedacht, ihr beide gefallt mir gar nicht, aber seien wir nicht hastig!« Eine große, knorrige Hand legte sich jedem von ihnen auf die Schulter, und sie wurden sachte, aber unwiderstehlich herumgedreht; dann hoben zwei mächtige Arme sie empor.
    Sie blickten in ein Gesicht, wie sie noch keines gesehen hatten. Es gehörte zu einer großen, menschenähnlichen, aber fast auch trollähnlichen Gestalt, mindestens vierzehn Fuß hoch, sehr stämmig, mit großem Kopf und kaum einer Spur von einem Hals. Ob das Zeug an ihrem Leib, das wie graugrüne Baumrinde aussah, eine Bekleidung war oder die Haut, war

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