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Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Titel: Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John R Tolkien
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durch einen glücklichen Zufall entkommen sind, müssen sie sich im Wald versteckt haben, oder sie wären gesehen worden. Wenn wir von hier bis zum Waldrand nichts finden, suchen wir zuletzt noch auf dem Schlachtfeld und in der Asche. Aber da ist wenig zu hoffen: Die Reiter von Rohan haben allzu gute Arbeit geleistet.«
    Eine Zeitlang krochen und tasteten die Gefährten auf dem Boden herum. Über sie gebeugt stand der Baum, sein trockenes Laub hing nun schlaff herab und raschelte traurig im kühlen Ostwind. Langsam entfernte Aragorn sich vom Lager. Er kam zur Asche des Wachtfeuers in der Nähe des Flussufers und begann von dort aus den Boden zu dem Hügel hin zu untersuchen, wo der Kampf ausgetragen worden war. Plötzlich bückte er sich, bis er fast schon die Nase ins Gras steckte. Dann rief er die andern. Sie kamen herbeigerannt.
    »Hier endlich finden wir einen Hinweis«, sagte Aragorn. Er hob ein zerrissenes Blatt auf und zeigte es ihnen: ein großes, helles, goldfarbenes Blatt, das nun verdorrte und braun wurde. »Ein Mallornblatt aus Lórien, es sind noch ein paar Krümel dran und weitere Krümel im Gras. Und schaut, da ganz in der Nähe Stücke von zerschnittenen Stricken!«
    »Und da ist das Messer, mit dem sie zerschnitten wurden!«, sagte Gimli. Er bückte sich und zog aus einem Grasbüschel, in das ein schwerer Fuß sie hineingestampft hatte, eine kurze, gezackte Messerklinge. Das abgebrochene Heft lag daneben. »Eine Orkwaffe«,sagte er, sie mit spitzen Fingern anfassend und mit einem angewiderten Blick auf den geschnitzten Griff, der einen abscheulichen Kopf mit Schielaugen und hohnlachendem Mund darstellte.
    »Nun, von allen Rätseln, auf die wir bisher gestoßen, ist dies das seltsamste!«, rief Legolas. »Ein Gefangener in Fesseln entkommt sowohl den Orks als auch den sie umzingelnden Reitern. Dann, noch im offenen Gelände, macht er halt und zerschneidet seine Fesseln mit einem Orkmesser. Doch wie und warum? Denn wie konnte er laufen, wenn seine Beine gefesselt waren? Oder, wenn seine Arme gefesselt waren, wie konnte er das Messer gebrauchen? Oder, wenn er Arme und Beine frei hatte, warum zerschnitt er dann die Stricke? Und, sehr zufrieden mit seinem Erfolg, setzt er sich dann hin und lässt sich in aller Ruhe ein Stück Wegzehrung munden. Beweis genug, auch ohne das Mallornblatt, dass er nur ein Hobbit gewesen sein kann. Danach hat er vermutlich seine Arme in Flügel verwandelt und ist wie ein Vogel singend in den Wald geflogen. Leicht dürfte es sein, ihn zu finden, hätten wir unsererseits Flügel.«
    »Sicher war da Hexerei im Spiel«, sagte Gimli. »Was hat wohl dieser alte Mann hier gemacht? Was sagst du zu Legolas’ Deutung, Aragorn? Weißt du eine bessere?«
    »Ja, vielleicht«, sagte Aragorn lächelnd. »Da sind noch ein paar andere Spuren in der Nähe, die ihr nicht beachtet habt. Richtig, der Gefangene muss ein Hobbit gewesen und entweder die Beine oder die Hände frei gehabt haben, bevor er hierher kam. Ich vermute, die Hände, denn so wird das Rätsel leichter lösbar; und außerdem, wenn ich die Spuren richtig lese, wurde er an dieser Stelle von einem Ork getragen. Dort, ein paar Schritte weiter, ist Blut geflossen, Orkblut. Rings um diese Stelle sind tiefe Hufabdrücke und Spuren von etwas Schwerem, das weggeschleift wurde. Der Ork wurde von den Reitern erschlagen, und später wurde seine Leiche zum Feuer geschleppt. Aber den Hobbit hat man nicht gesehen; er war nicht im offenen Gelände, denn es war Nacht und er trug noch seinen Elbenmantel. Er war erschöpft und hungrig, und es ist nicht weiter verwunderlich, dass er, nachdem er sich mit dem Messer des gefallenenFeindes losgeschnitten hatte, erst mal ausruhte und etwas aß, ehe er sich davonschlich. Immerhin tröstlich zu wissen, dass er Lembas in der Tasche hatte, obwohl er doch ohne alles Gepäck losgerannt ist; und das sieht nun allerdings einem Hobbit ähnlich. Ich sage einem, hoffe und vermute aber, dass es Merry und Pippin zusammen waren. Dies kann ich allerdings nach dem, was ich sehe, nicht mit Sicherheit sagen.«
    »Und wie, glaubst du, soll einer von unseren Freunden eine Hand freibekommen haben?«, fragte Gimli.
    »Ich weiß nicht, wie es zugegangen ist«, sagte Aragorn. »Ich weiß auch nicht, warum ein Ork sie davongetragen haben sollte. Sicher nicht, um ihnen zur Flucht zu verhelfen. Nein, ich glaube, ich fange an, etwas zu verstehen, das mir von Anfang an ein Rätsel war: Warum haben sich die Orks, nachdem Boromir

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