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Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Titel: Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John R Tolkien
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was du konntest. Einen Lohn wirst du dir verdient haben. Doch Saruman ist oft nicht bei der Sache in solchen Geschäften. Ich würde dir raten, schnell zu ihm zu gehen und ihn an deine treuen Dienste zu erinnern, sonst könnte er sie vergessen.«
    »Du lügst«, sagte Schlangenzunge.
    »Diese Worte gehen dir zu oft und zu leicht von den Lippen«, sagte Gandalf. »Ich lüge nicht. Seht, Théoden, hier kriecht eine Schlange! Sie mitzunehmen, wäre nicht ungefährlich, und ebensowenig könnt Ihr sie hier lassen. Sie totzuschlagen, wäre nur gerecht. Aber sie war nicht immer, was sie jetzt ist. Sie war einmal ein Mensch und hat Euch auf ihre Weise Dienste erwiesen. Gebt ihm ein Pferd und lasst ihn ziehen, wohin er will. Welchen Weg er dann wählt, daran werdet Ihr ihn erkennen.«
    »Hast du gehört, Schlangenzunge?«, sagte Théoden. »Du hast die Wahl: Reite mit mir in den Krieg und lass uns in der Schlacht sehn, ob du treu bist; oder gehe nun, wohin du willst. Doch dann, wenn wir uns je wieder begegnen, werde ich kein Erbarmen mehr kennen.«
    Langsam stand Schlangenzunge vom Boden auf. Aus halb zugekniffenen Augen sah er sie an. Zuletzt erforschte er Théodens Gesicht. Er machte den Mund auf, als wollte er etwas sagen. Dann plötzlich richtete er sich hoch auf. Seine Hände zuckten. Seine Augen glitzerten. So viel Hass sprach aus ihnen, dass die Männer zurückwichen. Er bleckte die Zähne, und dann, mit einem zischenden Laut, spuckte er dem König vor die Füße und stürzte zur Seite davon, die Treppe hinunter.
    »Ihm nach!«, sagte der König. »Seht zu, dass er niemandem etwas tut, aber verletzt ihn nicht und hindert ihn nicht. Gebt ihm ein Pferd, wenn er eines will!«
    »Und wenn eines ihn tragen will«, sagte Éomer.
    Einer der Wächter rannte die Treppe hinunter. Ein anderer ging zu der Quelle am Fuß der Terrasse und schöpfte Wasser in seinen Helm. Damit spülte er die Steine, die Schlangenzunge besudelt hatte, ab.
    »Nun kommt, meine Gäste!«, sagte Théoden. »Kommt und stärkt euch, so gut es die Eile erlaubt!«
    Sie gingen zurück in das große Haus. Schon hörten sie unten in der Stadt die Herolde rufen und die Kriegshörner schallen. Denn der König wollte aufbrechen, sobald die Männer aus der Stadt und ihrer Umgebung gerüstet und zusammengerufen sein konnten.
    An der Tafel des Königs saßen Éomer und die vier Gäste, und auch Frau Éowyn war zugegen, die dem König aufwartete. Sie aßen und tranken rasch. Die anderen schwiegen, während Gandalf auf Théodens Fragen über Saruman antwortete.
    »Wie weit sein Verrat zurückreicht, wer kann es wissen?«, sagte Gandalf. »Er war nicht immer tückisch. Kein Zweifel, einst war er ein Freund Rohans; und auch als sein Herz kälter wurde, fand er Euch noch immer nützlich. Aber nun hat er schon lange auf Euren Untergang hingearbeitet und Euch Freundschaft nur noch vorgespiegelt, bis alles bereit war. In diesen Jahren hatte Schlangenzunge leichtes Spiel, und alles, was Ihr tatet, war bald darauf in Isengard bekannt, denn Euer Land lag offen, und Fremde kamen und gingen. Und stets hattet Ihr Schlangenzunges Einflüsterungen im Ohr. Er vergiftete Eure Gedanken, erkältete Euer Herz und schwächte Eure Glieder, während andere untätig zuschauen mussten, denn er lenkte Euren Willen.
    Als ich aber Saruman entkommen war und Euch gewarnt hatte, war die Maske für jeden, der Augen im Kopf hat, zerrissen. Danach wurde das Spiel für Schlangenzunge gefährlicher: Immer musste er versuchen, Euch aufzuhalten und Euch zu hindern, alle Eure Kräfte zu sammeln. Darin verfuhr er sehr geschickt; er schläferte den Argwohn ein und machte sich die Furcht der Leute zunutze, je nach Gelegenheit. Erinnert Ihr Euch, wie heftig er darauf bestand, kein Mann dürfe für ein unnötiges Geplänkel im Norden abgestellt werden, weil die unmittelbare Gefahr doch von Westen komme? Er hat Euch überredet, Éomer die Verfolgung der durchs Land ziehenden Orks zu verbieten. Hätte Éomer sich Schlangenzunges Befehl, den er aus Eurem Munde hören musste, nicht widersetzt, so hätten diese Orks inzwischen Isengard erreicht und ein wichtiges Pfand mitgebracht. Zwar nicht dasjenige, das Saruman über alle Maßen gern haben wollte, doch immerhin zwei von meinen Gefährten, Mitwisser eines Geheimnisses, das uns eine Hoffnung gibt, über die ich selbst zu Euch, Herr, jetzt noch nicht offen sprechen kann. Nicht auszudenken, was sie jetzt erdulden müsstenoder was Saruman vielleicht zu unserm

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