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Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Titel: Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John R Tolkien
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wenn er nachdächte oder auf etwas lauschte.
    Frodo sah zu Sam hinüber. Ihre Blicke begegneten und verstanden sich. Sie lockerten ihre Haltung, lehnten die Köpfe zurück und ließen die Augen scheinbar zufallen. Bald war ihr leiser, gleichmäßiger Atem zu hören. Gollums Hände zuckten ein wenig. Kaum wahrnehmbar drehte sich sein Kopf ein wenig nach links, dann nach rechts, und erst das eine Auge, dann das andere ging einen Spalt weit auf. Die Hobbits zeigten keine Bewegung.
    Plötzlich, verblüffend schnell und behend fuhr Gollum vom Boden auf wie ein Frosch oder wie ein Grashüpfer und sprang davon in die Dunkelheit. Aber nichts anderes hatten Frodo und Sam erwartet. Sam war bei ihm, ehe er nach seinem Sprung zwei Schritte getan hatte. Frodo, dicht dahinter, packte ihn am Bein und brachte ihn zu Fall.
    »Ich glaube, wir haben wieder Verwendung für dein Seil, Sam«, sagte er.
    Sam holte es hervor. »Und wohin wollten Sie denn in diesen kalten, bösen Ländern, lieber Herr Gollum?«, knurrte er. »Das möchten wir wissen, ja, möchten wir wissen. Zu deinen lieben Freunden, den Orks, würd ich wetten, du hinterlistiges Scheusal! Um den Hals gehört dir dieser Strick, und dann brauchte man nur noch einen schönen festen Ast.«
    Gollum lag ganz still und leistete keinen Widerstand. Er gab Sam keine Antwort, warf ihm aber einen kurzen, giftigen Blick zu.
    »Wir brauchen nur etwas, woran wir ihn festhalten können«, sagte Frodo. »Er muss laufen, also hat es keinen Sinn, ihm die Beine zu fesseln – auch nicht die Arme, denn die scheint er fast ebenso viel zu gebrauchen. Binde ihm das eine Ende um den Knöchel, und das andere behältst du in der Hand.«
    Er blieb bei Gollum stehen, während Sam den Knoten band. Das Ergebnis war für sie beide überraschend. Gollum fing an zu schreien, mit einem dünnen, nervensägenden Ton, scheußlich anzuhören. Er wand sich, versuchte den Knöchel an den Mund zu ziehen und das Seil durchzubeißen. Er heulte und heulte.
    Schließlich kam Frodo zu der Überzeugung, dass er wirklich Schmerzen haben musste; aber der Knoten konnte es nicht sein, was sie hervorrief. Er untersuchte ihn und fand ihn keinesfalls zu fest, eher ein wenig zu locker. Sam war gutmütiger als seine Reden. »Was ist los mit dir?«, sagte er. »Wenn du wegzulaufen versuchst, müssen wir dich anbinden; aber wehtun wollen wir dir nicht.«
    »Es tut uns aber weh, es tut weh!«, krächzte Gollum. »Es ist eiskalt, es beißt! Ist von Elben gedreht, verflucht soll’n sie sein! Böse, grausame Hobbits! Darum wollen wir flüchten, natürlich darum,mein Schatz! Haben uns gedacht, dass sie böse Hobbits sind. Verkehren mit Elben, grausamen Elben mit scharfen Augen. Nehmt es uns ab! Es tut uns weh.«
    »Nein, ich nehm es dir nicht ab«, sagte Frodo, »es sei denn« – er überlegte einen Augenblick – »es sei denn, du gibst mir irgendein Versprechen, dem ich vertrauen kann.«
    »Wir wollen schwören, alles zu tun, was er will, ja, ja«, sagte Gollum, sich immer noch windend und an seinen Knöchel fassend. »Es tut uns weh!«
    »Schwören?«, sagte Frodo.
    »Sméagol«, sagte Gollum plötzlich mit klarer Stimme, riss die Augen weit auf und sah Frodo mit einem seltsamen Glanz darin fest ins Gesicht. »Sméagol schwört auf den Schatz.«
    Frodo richtete sich auf, und wieder war Sam erstaunt über seine Worte und die Strenge seines Tons. »Auf den Schatz? Wie kannst du es wagen?«, sagte er. »Bedenke doch!
    Ein Ring, sie zu knechten, sie alle zu finden,
    Ins Dunkel zu treiben und ewig zu binden.
    Würdest du darauf dein Versprechen abgeben wollen, Sméagol? Da wärest du freilich gebunden. Aber der Schatz ist noch tückischer als du. Er könnte dir die Worte verdrehen. Nimm dich in Acht!«
    Gollum duckte sich. »Auf den Schatz, auf den Schatz!«, wiederholte er.
    »Und was würdest du schwören?«, fragte Frodo.
    »Sehr, sehr gut zu sein«, sagte Gollum. Dann kroch er Frodo zu Füßen, wälzte sich heiser flüsternd auf dem Boden; ein Schauer überlief ihn, als ob die Worte, die er sprach, ihn vor Angst bis in die Knochen erzittern ließen. »Sméagol wird schwören, nie, niemals zu dulden, dass ER ihn bekommt. Nimmer! Sméagol wird ihn davor bewahren. Aber er muss auf den Schatz schwören.«
    »Nein, nicht auf ihn!«, sagte Frodo und blickte in finsterem Mitgefühl auf ihn hinab. »Du willst doch nur eins: ihn sehen und,wenn möglich, berühren, obwohl du doch weißt, dass er dich zum Wahnsinn triebe. Nicht auf ihn –

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