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Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Titel: Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John R Tolkien
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Stoßzähnen, mit goldenen Bändern verziert, troff Blut. Die scharlachrote und golddurchwirkte Satteldecke umflatterte ihn in Fetzen. Auf seinem wogenden Rücken schwankten Reste von etwas, das einmal ein Schlachtturm gewesen sein musste und bei der wilden Jagd durch die Gehölze zertrümmert worden war; und hoch an seinem Hals klammerte sich noch verzweifelt eine winzige Gestalt fest – ein gewaltiger Krieger, ein Hüne unter den Schwärzlingen.
    Weiter stürmte das große Tier, raste in blinder Wut durch den Weiher und die Gebüsche. Pfeile zerbrachen an der dreifach dicken Haut seiner Flanken. Freund und Feind flohen vor ihm, doch viele Männer holte er ein und trampelte sie nieder. Bald war er außer Sicht, aber noch immer hörte man ihn von fern stampfen und trompeten. Was aus ihm wurde, hatte Sam nie erfahren: ob er davonkam und eine Zeitlang das Land durchstreifte, bis er fern von seiner Heimat zugrunde ging; ob man ihn in einer Fallgrube fing; oder ob er weiterraste bis in den Großen Strom und von ihm verschlungen wurde.
    Sam holte tief Luft. »Ein Olifant war das!«, sagte er. »Es gibt also doch Olifanten, und ich habe einen gesehen. Dass ich das erleben durfte! Aber zu Hause wird es mir niemand glauben. Na, wenn das nun vorbei ist, kann ich wohl ein bisschen schlafen.«
    »Schlaf, so lange du kannst!«, sagte Mablung. »Aber der Feldhauptmann wird zurückkommen, wenn er nicht verwundet ist, und dann werden wir schnell aufbrechen müssen. Man wird uns verfolgen, sobald der Feind von unserer Tat Meldung hat, und das wird nicht lange dauern.«
    »Geht bitte leise, wenn ihr fort müsst!«, sagte Sam. »Stört mich nicht im Schlaf; ich bin die ganze letzte Nacht gelaufen.«
    Mablung lachte. »Ich glaube nicht, dass der Hauptmann dich hier zurücklassen will, Master Samweis«, sagte er. »Aber wir werden sehen.«

FÜNFTES KAPITEL

    DAS FENSTER NACH WESTEN
    S am glaubte, nur ein paar Minuten gedöst zu haben, als er erwachte und feststellte, dass es spät am Nachmittag war. Faramir war zurückgekehrt und hatte viele Männer mitgebracht: alle, die den Überfall überlebt hatten, zwei- oder dreihundert Mann, die sich ganz in der Nähe auf dem Hang gesammelt hatten. Sie saßen in einem weiten Halbkreis auf dem Boden, in der Mitte zwischen den beiden Enden Faramir, der ebenfalls saß, während Frodo vor ihm stand. Es sah ganz nach dem Verhör eines Gefangenen aus.
    Sam kroch aus dem Farn heraus, aber niemand beachtete ihn, und er setzte sich ans eine Ende der Reihen von Menschen, wo er alles, was vor sich ging, hören und sehen konnte. Er passte scharf auf, bereit, Frodo, wenn nötig, zu Hilfe zu eilen. Er konnte Faramirs Gesicht sehen, das nun nicht mehr maskiert war: Es war streng und gebieterisch, und aus seinem forschenden Blick sprach ein reger Verstand. Zweifel stand in den grauen Augen, die Frodo unverwandt ansahen.
    Bald wurde Sam klar, dass der Feldhauptmann mit Frodos Auskünften über seine Fahrt in mehreren Punkten nicht zufrieden war: welches seine Rolle in der Fahrtgemeinschaft hatte sein sollen, als sie sich von Bruchtal auf den Weg machten; warum er sich von Boromir getrennt hatte; und wohin er nun wollte. Und immer wieder kam er auf Isildurs Fluch zurück. Offenbar hatte er erkannt, dass Frodo etwas sehr Wichtiges vor ihm geheim hielt.
    »Aber Isildurs Fluch sollte doch beim Auftritt des Halblings erwachen, wie man den Spruch wohl verstehen muss«, fragte er nach. »Bist du also der besagte Halbling, so hast du zweifelsohne diesesDing, was es auch sein mag, in die Ratsversammlung mitgebracht, von der du sprichst, und dort hat Boromir es gesehen. Willst du das leugnen?«
    Frodo gab keine Antwort. »So!«, sagte Faramir. »Ich wünsche von dir mehr darüber zu erfahren; denn was Boromir angeht, geht auch mich an. Isildur kam durch einen Orkpfeil um, heißt es in den alten Berichten. Doch solche Pfeile hat Boromir von Gondor schon viele gesehen, und den Anblick eines weiteren würde er nicht als Wink des Schicksals deuten. Hattest du dieses Ding in Verwahrung? Es ist geheim, sagtest du – aber gibt es dafür einen anderen Grund als den, dass du beschlossen hast, es verborgen zu halten?«
    »Nein, nicht weil ich es so beschlossen habe«, antwortete Frodo. »Es gehört nicht mir. Es gehört keinem Sterblichen, sei er ein großer oder geringer; doch wenn irgendwer Anspruch darauf erheben könnte, dann wäre dies Aragorn, Arathorns Sohn, den ich schon erwähnte, der Führer auf unserer Fahrt von Moria

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