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Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Titel: Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John R Tolkien
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dich nach vielem ausfragen, denn du kannst ihm von seinem Sohn Boromir berichten. Er hat ihn sehr geliebt, zu sehr vielleicht, und umso mehr, als sie einander nicht ähnlich waren. Doch wird er glauben, unter dem Deckmantel seiner Vaterliebe von dir leichter als von mir erfahren zu können, was er wissen möchte. Sag ihm nicht mehr, als du sagen musst, und schweige still von Frodo und seinem Auftrag. Ich werde zur rechten Zeit davon reden. Und sage auch nichts von Aragorn, wenn es nicht sein muss.«
    »Warum nicht? Was kann er denn gegen Streicher haben?«, flüsterte Pippin. »Er wollte doch herkommen, nicht? Und er wird doch sowieso bald selber hier sein.«
    »Vielleicht, vielleicht«, sagte Gandalf. »Aber wenn er kommt, dann wahrscheinlich auf eine Weise, wie es niemand erwartet, nicht einmal Denethor. Es wäre auch besser so. Zumindest sollte er nicht von uns angekündigt kommen.«
    Gandalf blieb vor einer hohen Tür von geschliffenem Metall stehen. »Hör zu, Herr Pippin, ich hab jetzt keine Zeit, dich über die Geschichte Gondors zu unterrichten; auch wenn es besser wäre, du hättest etwas darüber gelernt, als du noch in den auenländischen Wäldern Vogelnester ausnahmst, statt in die Schule zu gehn. Tu jetzt, was ich dir sage! Wenn man einem Mächtigen die Nachricht vom Tod seines Erben überbringt, wäre es nicht klug, allzu viel von der Ankunft eines Mannes zu reden, der, wenn er kommt, auf die Königswürde Anspruch erheben wird.«
    »Die Königswürde?«, sagte Pippin erstaunt.
    »Ja«, sagte Gandalf. »Und wenn du all die Tage schläfrig und mit verstopften Ohren herumgelaufen bist, dann wache nun auf!« Er klopfte an die Tür.
    Die Tür ging auf, aber niemand war zu sehen, der sie geöffnet hatte. Pippin blickte in einen großen Saal. Er wurde durch niedrige Fenster in den breiten Seitenschiffen erhellt, hinter den Reihen hoher Säulen, welche die Decke trugen. Die Säulen, Monolithen von schwarzem Marmor, stiegen zu großen Kapitellen auf, in die vielerlei seltsame Tier- und Pflanzengestalten eingemeißelt waren; und weit darüber im Schatten schimmerte das breite Deckengewölbe stumpfgolden, durchbrochen von verschlungenen Rankenmustern in vielen Farben. Wandbehänge oder Bildteppiche sah man nicht in dem langen, feierlichen Saal, und auch sonst nichts aus gewebtem Tuch oder aus Holz; doch zwischen den Säulen war eine stumme Gesellschaft großer Standbilder von kaltem Stein versammelt.
    Pippin musste an die behauenen Steine der Argonath denken, und voll Ehrfurcht blickte er die Reihe der längst verblichenen Könige entlang. Am andern Ende des Saals, auf einer um mehrere Stufen erhöhten Empore, stand ein Thronsessel, überdacht von einem marmornen Baldachin in der Form eines Kronenhelms; und die Wand dahinter zeigte das eingemeißelte und mit Edelsteinen besetzte Bild eines blühenden Baums. Der Thronsessel aber war leer. Am Fuß der Empore, auf der breiten untersten Stufe, stand ein steinerner Stuhl, schwarz und ohne Zierat, und darauf saß ein alter Mann und hielt den Blick in den Schoß gesenkt. In der Hand hielt er einen weißen Stab mit goldenem Knauf. Er sah ihnen nicht entgegen, als sie gemessenen Schritts durch den weiten Saal gingen und drei Schritt vor ihm stehen blieben. Gandalf ergriff das Wort.
    »Seid gegrüßt, Herr und Statthalter von Minas Tirith, Denethor, Ecthelions Sohn! Ich bringe Rat und Nachricht in dieser düsteren Stunde.«
    Nun blickte der alte Mann auf. Pippin sah sein stolzes, kantiges Gesicht, die Haut wie Elfenbein und die lange, gebogene Nase zwischen den dunklen, tiefgründigen Augen, und es erinnerte ihn weniger an Boromir als an Aragorn. »Düster ist die Stunde wahrhaftig«, sagte der alte Mann, »und zu solchen Zeiten kommst du für gewöhnlich, Mithrandir. Doch wenn auch alle Vorzeichen auf Gondors nahes Ende hindeuten, kann dies mich nicht düsterer stimmen, als ich es schon bin. Man sagte mir, du bringst einen mit, der meinen Sohn sterben sah. Ist es dieser hier?«
    »Er ist es«, sagte Gandalf. »Einer von zweien. Der andere ist beiThéoden in Rohan und kommt vielleicht später. Halblinge sind sie, wie du siehst, doch nicht er ist derjenige, von dem in der Weissagung die Rede war.«
    »Dennoch, ein Halbling«, sagte Denethor grimmig, »und ungern hör ich den Namen, seit jener verfluchte Spruch unsere Pläne verwirrte und meinen Sohn zur tollköpfigen Fahrt in den Tod lockte. Mein Boromir! Nun fehlst du uns. Faramir hätte statt seiner gehen sollen.«
    »Er

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