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Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Titel: Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John R Tolkien
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Gehen, in der Armut wie im Reichtum, im Frieden wie im Kriege, im Leben wie im Sterben, von dieser Stunde an, bis mein Herr mich aus meiner Pflicht entlässt, der Tod mich hinrafft oder die Welt endet. So spreche ich, Peregrin, Paladins Sohn, aus dem Auenland der Halblinge.«
    »Und dies höre ich, Denethor, Ecthelions Sohn, Herr von Gondor und Statthalter des Hohen Königs, und weder will ich es vergessen noch versäumen, Empfangenes zu vergelten: Lehenstreue mit Liebe, Tapferkeit mit Ehre, Eidbruch mit Rache.« Dann erhielt Pippin sein Schwert zurück und steckte es in die Scheide.
    »Und nun«, sagte Denethor, »ergeht mein erster Befehl an dich: Sprich und verschweige nichts! Erzähle mir deine Geschichte von Anfang an und entsinne dich, so gut du kannst, alles dessen, was meinen Sohn Boromir angeht. Setz dich und fang an!« Bei diesen Worten schlug er einen kleinen silbernen Gong, der neben seinem Fußschemel stand, und sogleich kamen Diener herbei. Pippin sah nun, dass sie in Nischen beiderseits der Tür gestanden hatten, wo er und Gandalf sie beim Eintreten nicht bemerkt hatten.
    »Bringt Wein und Speisen und Stühle für die Gäste«, sagte Denethor, »und eine Stunde lang soll uns niemand stören!
    Mehr Zeit kann ich nicht erübrigen, denn um vieles andere noch muss ich mich kümmern«, sagte er zu Gandalf. »Vieles von größerer Bedeutung, wie es scheinen könnte, was mir doch weniger nahgeht. Aber vielleicht können wir uns am Ende des Tages noch einmal sprechen.«
    »Und früher, will ich hoffen«, sagte Gandalf, »denn ich bin nicht von Isengard hierher geritten, hundertundfünfzig Wegstunden in Windeseile, nur um Euch einen kleinen Krieger zu bringen, und sei er noch so höflich. Bedeutet es Euch nichts, dass Théoden eine große Schlacht geschlagen hat, dass Isengard niedergeworfen ist und dass ich Sarumans Stab zerbrochen habe?«
    »Viel bedeutet es mir. Doch von diesen Taten weiß ich schon alles, was für meine eigenen Pläne gegen die Gefahr aus dem Osten von Belang ist.« Er wandte seine dunklen Augen Gandalf zu, und nun bemerkte Pippin eine Ähnlichkeit zwischen den beiden und zugleich eine glimmende Spannung, die jeden Moment aufflammen konnte, fast so, als wäre ein feuerglühendes Band von Auge zu Auge gespannt.
    Denethor sah sogar sehr viel eher als Gandalf wie ein großer Zauberer aus, königlicher, schöner, stärker und älter. Doch ein anderer Sinn als der seiner Augen sagte Pippin, dass Gandalf der mächtigere und weisere war und von einer Würde, die er nicht offen zur Schau trug. Und älter musste er auch sein, viel älter. »Wie viel älter?«, fragte er sich und fand es merkwürdig, dass er darüber noch nie nachgedacht hatte. Baumbart hatte etwas über Zauberer gesagt, aber da hatte Pippin gar nicht daran gedacht, dass Gandalf einer von ihnen war. Was war Gandalf überhaupt? In welch fernem Wo und Wann war er zur Welt gekommen, und wann würde er sie wieder verlassen? Dann rissen seine Grübeleien ab, und er sah, dass Denethor und Gandalf sich noch immer in die Augen blickten, als läsen sie einer die Gedanken des andern. Doch wer zuerst den Blick abwandte, war Denethor.
    »Ja«, sagte er, »denn mögen die Steine auch, wie man sagt, verloren sein, haben die Herren von Gondor doch immer noch ein schärferes Auge als geringere Menschen, und vielerlei Nachrichten fliegen ihnen zu. Doch setzt euch nun!«
    Diener kamen mit einem Stuhl und einem niedrigen Schemel, und einer brachte ein Tablett mit einer silbernen Kanne, Bechern und weißen Kuchen. Pippin setzte sich, doch er konnte den Blick nicht von dem alten Fürsten abwenden. Bildete er sich’s ein, oder traf es zu, dass Denethors Augen, als er von den Steinen sprach, ihn plötzlich angeblitzt hatten?
    »Nun erzähle mir deine Geschichte, Lehnsmann!«, sagte Denethor halb freundlich, halb spöttisch. »Denn was einer zu berichten hat, mit dem mein Sohn so gut Freund war, soll mir hochwillkommen sein.«
    Niemals vergaß Pippin diese Stunde im großen Saal, unter dem durchdringenden Blick des Herrn von Gondor, der ihn hin und wieder mit einer bohrenden Frage unterbrach; und die ganze Zeit war er sich Gandalfs an seiner Seite bewusst, der beobachtete und zuhörte und (wie Pippin spürte) seine Ungeduld und seinen Zorn immer schwerer bezähmen konnte. Als die Stunde um war und Denethor wieder den Gong anschlug, fühlte Pippin sich ausgelaugt. »Es kann nicht später als neun sein«, dachte er. »Jetzt könnte ich dreimal hintereinander

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