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Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Titel: Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John R Tolkien
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bin ich nicht lieber gefahren?«, dachte er, wie immer zu Beginn eines Fußmarschs. »Und alle meine weichen Federbetten gehören jetzt den Sackheim-Beutlins. Denen würde ich diese Baumwurzeln wünschen.« Er reckte sich. »Aufgewacht, Hobbits!«, rief er. »Was für ein schöner Morgen.«
    »Was soll daran schön sein?«, sagte Pippin, mit einem Auge über den Rand seiner Decke lugend. »Sam, Frühstück bitte um halb zehn! Ist das Badewasser schon heiß?«
    Sam sprang auf, aber auch er sah noch nicht ganz wach aus. »Nein, werter Herr, noch nicht«, sagte er.
    Frodo zog Pippin die Decken weg und rollte ihn beiseite, dann ging er zum Waldrand. Im Osten stieg die Sonne rot aus den Nebeln, die dick über dem Land lagen. Die gold- und rotfleckigen Herbstbäume schienen wurzellos auf einem schattenhaften Meer zu schwimmen. Ein wenig unterhalb von ihm führte die Straße links in eine steile Mulde hinab und verschwand.
    Als er zurückkam, hatten Sam und Pippin ein ordentliches Feuer gemacht. »Wasser!«, brüllte Pippin. »Wo bleibt das Wasser?«
    »Ich hab keins in der Tasche«, sagte Frodo.
    »Wir dachten, du bist welches holen gegangen«, sagte Pippin, der schon die Becher und das Frühstück hinstellte. »Dann geh wenigstens jetzt!«
    »Ihr solltet mitkommen«, sagte Frodo, »mit allen Wasserflaschen.« Am Fuß des Hügels floss ein Bach. Sie füllten die Flaschen und den kleinen Kochkessel an einer Stelle, wo das Wasser ein paar Fuß tief über einen grauen Felsen herabfiel. Es war eiskalt, und sie stöhnten und prusteten, als sie Gesicht und Hände hineintauchten.
    Als sie mit dem Frühstück fertig waren und die Rucksäcke wieder zugeschnürt hatten, war es nach zehn Uhr, und allmählich wurde es ein schöner, warmer Tag. Sie gingen den Hang hinunter und über den Bach, der unter der Straße hindurchfloss, dann den nächsten Hang hinauf und so weiter, bergauf, bergab über einen neuen Höhenzug; und allmählich wurden ihnen die Mäntel, Decken, Wasserflaschen, Verpflegung und was sie sonst noch mitschleppten zu einer drückenden Last.
    Der Tagesmarsch schien eine schweißtreibende Strapaze zu werden. Nach einigen Meilen jedoch war es mit dem ewigen Auf und Ab vorbei; die Straße klomm nun in ermüdenden Zickzackwindungen eine steile Bergflanke hinauf und ging dann in einen letzten Abstieg über. Vor ihnen lag jetzt das flache Land, gefleckt von kleinen Baumgruppen, die in der Ferne zu einem bräunlichen Waldesdunst verschwammen. Sie blickten über das Waldende zum Ufer des Brandywein. Die Straße wand sich vor ihnen dahin wie eine lange Schnur.
    »Die Straße kann immer so weiter und weiter gehn«, sagte Pippin; »aber ich kann das nicht, ohne mal Rast zu machen. Es wird höchste Zeit für die Mittagspause.« Er setzte sich auf die Böschung neben der Straße und schaute nach Osten in den Dunst, hinter dem der Fluss lag und die Grenze des Auenlands, in dem er sein ganzes Leben zugebracht hatte. Sam blieb neben ihm stehen. Seine runden Augen waren groß, denn er blickte über Gegenden hin, die er noch nie gesehen hatte, zu einem fremden Horizont.
    »Leben in den Wäldern dort Elben?«, fragte er.
    »Nicht, dass ich je davon gehört hätte«, sagte Pippin. Frodo blieb stumm. Auch er schaute die Straße entlang nach Osten, als ob er das Land hier noch nie gesehen hätte. Mit einem Mal begann er zu sprechen, langsam und mit lauter Stimme, aber wie zu sich selbst:
    Die Straße gleitet fort und fort,
    Weg von der Tür,wo sie begann,
    Weit überland, von Ort zu Ort,
    Ich folge ihr, so gut ich kann.
    Ihr lauf ich müden Fußes nach,
    Bis sie sich groß und breit verflicht
    Mit Weg und Wagnis tausendfach.
    Und wohin dann? Ich weiß es nicht.
    »Hört sich an wie ein Gedicht von unserem alten Bilbo«, sagte Pippin. »Oder hast du es in seinem Stil gemacht? Gerade ermutigend klingt es ja nicht.«
    »Ich weiß nicht«, sagte Frodo. »Es kam mir so in den Sinn, als ob mir’s gerade einfiele, aber vielleicht hab ich es auch vor langer Zeit mal gehört. Jedenfalls erinnert es mich sehr an Bilbo in den letzten Jahren, bevor er fortging. Er hat oft gesagt, es gebe nur eine Straße, und die sei wie ein großer Strom: er entspringt an allen Türschwellen, und jeder Feldweg ist ein Nebenfluss. ›Den Fuß vor die Tür zu setzen ist eine gefährliche Sache, Frodo‹, hat er immer gesagt. ›Du trittst auf die Straße, und wenn du deine Füße nicht streng im Zaum hältst, kannst du nicht wissen, wohin sie dich tragen. Ist dir klar,

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