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Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Titel: Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John R Tolkien
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Niederungen des Luchs hinunter und weiter nach Stock. Rechts aber zweigte ein Weg ab, der sich durch einen Wald von alten Eichen nach Waldhof hinschlängelte. »Diesen Weg nehmen wir«, sagte Frodo.
    Nicht weit von der Abzweigung fanden sie einen riesigen Baumstamm. Er hatte noch Leben, und die kleinen Zweige um die Stümpfe seiner längst niedergebrochenen Äste waren belaubt; doch war er hohl, und auf der vom Weg abgewandten Seite stand eine große Spalte offen. Dort krochen die Hobbits hinein und setzten sich auf den Boden, der mit altem Laub und morschem Holz bedeckt war. Sie ruhten sich aus und aßen ein paar Bissen, sprachen leise miteinander und horchten von Zeit zu Zeit nach draußen.
    Als sie wieder ins Freie krochen, war die Dämmerung angebrochen. Der Westwind stöhnte leise in den Zweigen; das Laub wisperte. Bald begann der Weg im
     Abendlicht sachte, aber stetig bergab zu führen. Im schon dunkleren Osten vor ihnen trat über den Bäumen ein Stern hervor. Sie gingen im Gleichschritt
     nebeneinander, um sich bei Laune zu halten. Nach einer Weile, als die Sterne dichter und heller am Himmel standen, verflog ihre Unruhe, und sie horchten
     nicht mehr, ob Hufgetrappel sich näherte. Sie begannen ein Lied zu summen, wie es Hobbits auf Wanderungen gern tun, besonders nachts, wenn es nicht mehr
     weit ist bis zur eigenen Höhle. Von den meisten Hobbits wird man dann ein Lied hören, in dem das sie erwartende Abendbrot oder das weiche Bett besungen
     wird; diese Hobbits aber summten ein Wanderlied (obgleich natürlich auch darin Bett und Abendbrot nicht unerwähnt blieben). Bilbo Beutlin hatte den Text
     geschrieben, zu einer Melodie, die so alt war wie die Berge, und ihn Frodo beigebracht, als sie zusammen durchs Wässertal streiften und von Abenteuern
     sprachen.
    Im Herd das Feuer leuchtet rot,
    Im Hause warten Bett und Brot;
    Die Füße sind noch nicht so wund,
    Dass nicht ums Eck ein seltner Fund
    Noch lockt, ein Baum, ein schroffer Stein,
    Den niemand sah als wir allein.
    Baum und Blüte, Laub und Gras,
    War es das? War es das?
    Unterm Himmel Berg und See,
    Geh nur, geh! Geh nur, geh!
    Hinter der nächsten Biegung gleich
    Ein Tor führt ins geheime Reich,
    Und gehn wir heute dran vorbei,
    Steht morgen dieser Weg uns frei:
    Der fremde, der verborgne Pfad,
    Der bald der Sonn’, dem Mond bald naht.
    Apfel, Dorn und Nuss und Schlehn,
    Wiedersehn! Wiedersehn!
    Tal und Teich und Sumpf und Wüst’,
    Seid gegrüßt! Seid gegrüßt!
    Die Heimat schrumpft, die Welt wird groß,
    Mit tausend Pfaden schrankenlos,
    Durch Dämmerung zum Rand der Nacht,
    Bis alle Sterne sind entfacht.
    Dann umgekehrt, und geradeaus
    Geht’s heim ins warme Bett und Haus.
    Nebel, Schatten, Wolkenwand,
    Seid verbannt! Seid verbannt!
    Herd und Lampe, Brot und Fett,
    Und dann zu Bett! Und dann zu Bett!
    Das Lied war zu Ende. »Und nun zu Bett! Und nun zu Bett!«, wiederholte Pippin noch einmal mit lauter Stimme.
    »Pssst!«, machte Frodo. »Ich glaube, ich höre wieder Hufe!«
    Sie blieben wie angewurzelt stehen, stumm wie Baumschatten, und horchten. Ein Hufgeräusch kam den Weg entlang, ein ganzes Stück weit hinter ihnen, aber langsam und deutlich vom Wind herangetragen. Schnell und leise huschten sie vom Weg in den tieferen Schatten unter den Eichen.
    »Nicht zu weit!«, sagte Frodo. »Ich möchte nicht gesehen werden, will aber sehen, ob es wieder ein Schwarzer Reiter ist.«
    »Schön«, sagte Pippin. »Aber vergiss nicht das Geschnüffel!«
    Die Hufe kamen näher. Sie hatten keine Zeit mehr, ein besseres Versteck zu suchen als die Dunkelheit überall unter den Bäumen. Sam und Pippin hockten sich hinter einen großen Stumpf, während Frodo ein paar Schritte weit zum Weg zurückkroch. Der Weg war grau und fahl, ein Streifen schwindenden Lichts durch den Wald. Über ihm war der dunkle Himmel voller Sterne, aber der Mond schien nicht.
    Das Hufgetrappel hörte auf. Frodo sah etwas Dunkles über die hellere Fläche zwischen zwei Bäumen gehen und dann anhalten. Es sah aus wie der schwarze Schatten eines Pferdes, geführt von einem kleineren schwarzen Schatten. Der Schatten stand dicht an der Stelle, wo sie den Weg verlassen hatten, und bog sich von einer Seite zur andern. Frodo glaubte wieder das Schnüffelgeräusch zu hören. Der Schatten beugte sich tief auf den Boden herab und begann auf ihn zuzukriechen.
    Wieder überkam Frodo der Wunsch, den Ring aufzustecken, doch nun stärker als beim vorigen Mal. So stark, dass er, fast ehe er

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