Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)
Schwerts, siegreich in der Schlacht und mit heilenden Händen, Elbenstein, Elessar aus dem Hause Valandils, dessen Vater Isildur war, der Sohn Elendils von Númenor. Soll er König sein und in die Stadt eintreten und dort wohnen?«
Und das ganze Heer und alles Volk riefen einstimmig: »Ja!«
Und Ioreth sagte zu ihrer Kusine: »Weißt du, das ist jetzt bloß noch die Zeremonie, Base, so machen wir das hier nämlich; denn eigentlich ist er ja, wie gesagt, schon in der Stadt gewesen; und zu mir hat er gesagt …«
Und wieder musste sie schweigen, denn Faramir ergriff noch einmal das Wort.
»Menschen von Gondor, die Gelehrten sagen uns, dass nach altem Brauch der König die Krone vor dem Tod seines Vaters aus dessen Händen empfing, oder, wenn dies nicht möglich war, dass er allein hinging in die Gruft, wo sein Vater aufgebahrt lag, und die Krone von ihm nahm. Da aber heute nun anders verfahren werden muss, habe ich kraft meines Amtes als Statthalter aus der Rath Dínen die Krone Earnurs hierher gebracht, des letzten Königs zur Zeit unserer Vorväter.«
Dann traten die vier Wachen vor, und Faramir öffnete die Truhe und hielt eine alte Krone hoch. Sie war von gleicher Form wie die Helme der Turmwache, nur höher und ganz und gar weiß, und die Flügel an beiden Seiten waren von perlenbesetztem Silber und sahen aus wie die Schwingen eines Seevogels, denn sie war das Wahrzeichen der Könige, die übers Meer gekommen waren; und in den Stirnreif waren sieben Diamanten eingesetzt, und ein einzelner Edelstein auf dem Scheitel leuchtete im Licht wie eine Flamme.
Aragorn nahm die Krone, hielt sie empor und sprach: »Et Earello Endorenna utúlien. Sinome maruvan ar Hildinyar tenn’ Ambarmetta!«
Und dies waren die Worte, die Elendil gesprochen hatte, als er auf den Flügeln des Sturms übers Meer gekommen war: »Aus dem Großen Meer bin ich nach Mittelerde gekommen. Hier will ich bleiben, und nach mir meine Erben, bis an der Welt Ende.«
Dann waren viele verwundert, als Aragorn sich die Krone nicht aufsetzte, sondern sie Faramir zurückgab und sagte: »Mut und Mühe von vielen haben mir zu meinem Erbe verholfen. Zum Zeichen dafür möchte ich, dass der Ringträger mir die Krone bringt und dass Mithrandir sie mir aufsetzt, wenn es ihm recht ist; dennbei all dem, was vollbracht wurde, ist er die treibende Kraft gewesen, und dies ist sein Sieg.«
Da trat Frodo vor und nahm die Krone von Faramir und trug sie zu Gandalf; und Aragorn kniete nieder, und Gandalf setzte ihm die weiße Krone auf und sagte:
»Nun kommen die Tage des Königs, und gesegnet sollen sie sein, so lange die Throne der Valar dauern!«
Doch als Aragorn aufstand, blickten ihn alle in stillem Erstaunen an, denn nun war ihnen, als sähen sie ihn zum ersten Mal. Groß wie die alten Seekönige überragte er alle, die um ihn waren; hochbetagt schien er zu sein und doch im besten Mannesalter; Weisheit stand ihm auf die Stirn geschrieben, und seine Hände hatten die Kraft, Wunden zu schlagen und Wunden zu heilen; und um ihn war ein Licht. Nun rief Faramir:
»Sehet den König!«
Und in diesem Augenblick wurden alle Trompeten geblasen, und König Elessar schritt vorwärts zu der Schranke, und Húrin, der Schlüsselbewahrer, öffnete sie; und dann spielten die Harfen und Flöten, und hellstimmiger Gesang erscholl, als der König durch die blumengeschmückten Straßen zur Zitadelle ging und eintrat; und das Banner des Baums und der Sterne wurde an der Spitze des Turms aufgezogen, und die Herrschaft König Elessars hatte begonnen, von der in vielen Liedern berichtet wird.
In seiner Zeit wurde die Stadt schöner, als sie selbst in den Tagen ihrer ersten Blüte je gewesen war; denn Bäume wurden gepflanzt und Springbrunnen angelegt, und das Tor bekam neue Flügel aus Mithril und Stahl, und die Straßen wurden mit weißem Marmor gepflastert; und das Volk vom Einsamen Berg machte sich nützlich, das Waldvolk kam gern dorthin, und alles wurde wieder gut und richtig. Und die Häuser waren voller Männer und Frauen und lachender Kinder, und kein Fenster war mehr blind und kein Hof verlassen; und als das Dritte Zeitalter der Welt zu Ende ging und die neue Zeit anbrach, bewahrte die Stadt noch das Andenken an den Glanz der entschwundenen Jahre.
In den Tagen nach seiner Krönung saß der König auf seinem Thron in der Königshalle und sprach Recht. Und Gesandtschaften kamen von vielen Ländern und Völkern, aus dem Osten und dem Süden, von den Rändern des Düsterwalds
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