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Der Herr der Ringe

Der Herr der Ringe

Titel: Der Herr der Ringe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien
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betrifft, so würde er jedem alles verraten; oder Unheil anrichten bloß zum Spaß.«
    »Was soll Farning verraten und was hat mein Missgeschick mit ihm zu tun?«, fragte Frodo, der immer noch entschlossen war, Streichers Andeutungen nicht zu verstehen.
    »Nachrichten über Euch natürlich«, antwortete Streicher. »Ein Bericht über Eure Darbietung wäre für gewisse Leute sehr interessant. Danach wäre es kaum noch nötig, ihnen Euren wirklichen Namen zu verraten. Ich halte es für nur allzu wahrscheinlich, dass sie davon hören werden, ehe die Nacht vorbei ist. Ist das genug? Ihr könnt es mit meiner Belohnung nach Belieben halten: mich als Führer nehmen oder nicht. Aber ich darf sagen, dass ich alle Länder zwischen dem Auenland und dem Nebelgebirge kenne, denn ich durchwandere sie seit vielen Jahren. Ich bin älter, als ich aussehe. Ich könnte mich als nützlich erweisen. Nach dem heutigen Abend werdet Ihr die offene Straße vermeiden müssen; denn die Reiter werden sie Tag und Nacht beobachten. Es mag sein, dass Ihr aus Bree entkommt und man Euch gehen lässt, solange die Sonne scheint; aber Ihr werdet nicht weit kommen. Sie werden Euch in der Wildnis überfallen, an irgendeinem dunklen Ort, wo es keine Hilfe gibt. Wollt Ihr, dass sie Euch finden? Sie sind entsetzlich!«
    Die Hobbits schauten ihn an und sahen zu ihrer Überraschung, dass sein Gesicht gleichsam schmerzverzerrt war und seine Hände die Sessellehnen umklammerten. Das Zimmer war ganz ruhig und still, und das Licht schien dämmrig geworden zu sein. Eine Weile saß er mit leerem Blick da, als erginge er sich in fernen Erinnerungen oder lauschte Geräuschen in der Nacht weit fort.
    »Ja!«, rief er nach einem Augenblick und fuhr sich mit der Hand über die Stirn. »Vielleicht weiß ich mehr über diese Verfolger als Ihr. Ihr fürchtet sie, aber Ihr fürchtet sie noch nicht genug. Morgen werdet Ihr entkommen müssen, wenn Ihr könnt. Streicher kann Euch auf Pfaden führen, die selten begangen werden. Wollt Ihr ihn haben?«
    Es herrschte ein bedrücktes Schweigen. Frodo antwortete nicht, sein Sinn war verwirrt von Zweifel und Furcht. Sam runzelte die Stirn, schaute seinen Herrn an und platzte schließlich heraus:
    »Wenn du erlaubst, Herr Frodo: Ich würde nein sagen! Dieser Streicher warnt uns und sagt, wir sollten vorsichtig sein; und dazu sage ich ja, und zwar zuerst einmal ihm gegenüber. Er kommt aus der Wildnis, und über solche Leute habe ich nie was Gutes gehört. Er weiß etwas, das ist klar, und mehr, als mir lieb ist; aber das ist kein Grund, warum wir zulassen sollten, dass er uns an irgendeinen dunklen Ort führt, wo es keine Hilfe gibt, wie er sich ausdrückt.«
    Pippin rutschte unruhig hin und her und sah verlegen aus. Streicher gab Sam keine Antwort, sondern richtete seine scharfen Augen auf Frodo. Frodo spürte seinen Blick und schaute weg. »Nein«, sagte er bedächtig. »Der Meinung bin ich nicht. Ich glaube, Ihr seid nicht wirklich, was zu sein Ihr vorgebt. Zuerst habt Ihr mit mir geredet wie die Bree-Leute, aber Eure Stimme hat sich verändert. Immerhin hat Sam insoweit recht: Ich sehe nicht ein, warum Ihr uns warnen solltet, vorsichtig zu sein, und uns dennoch auffordert, Euch zu vertrauen. Warum die Verstellung? Wer seid Ihr? Was wisst Ihr wirklich über – über meine Angelegenheit; und woher wisst Ihr es?«
    »Die Lektion in Vorsicht ist gut gelernt worden«, sagte Streicher mit einem grimmigen Lächeln. »Aber Vorsicht und Zaudern sind zweierlei. Allein werdet Ihr niemals nach Bruchtal kommen, und Ihr habt keine andere Wahl, als mir zu vertrauen. Ihr müsst Euch entscheiden. Einige Eurer Fragen will ich beantworten, wenn das Eure Entscheidung erleichtert. Aber warum solltet Ihr meiner Geschichte Glauben schenken, wenn Ihr mir nicht schon vertraut? Immerhin, hier ist sie …«
    In diesem Augenblick klopfte es an der Tür. Herr Butterblume erschien mit Kerzen, und hinter ihm kam Kunz mit Heißwasserkannen. Streicher zog sich in eine dunkle Ecke zurück.
    »Ich bin gekommen, um Euch gute Nacht zu wünschen«, sagte der Wirt und stellte die Kerzen auf den Tisch. »Kunz! Bring das Wasser in die Zimmer!« Er trat ein und schloss die Tür.
    »Es ist Folgendes«, begann er zögernd und sah richtig bekümmert aus. »Wenn ich irgendwelchen Schaden angerichtet habe, dann tut es mir wirklich leid. Aber eins verdrängt das andere, wie Ihr zugeben werdet; und ichbin ein vielbeschäftigter Mann. Aber erst eine Sache und dann noch eine in

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