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Der Herr der Ringe

Der Herr der Ringe

Titel: Der Herr der Ringe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien
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landete, peng, auf einem Tablett voller Bierkrüge, rutschte aus und rollte mit einem Krachen, Klirren und einem Bums unter den Tisch. Die Zuhörer sperrten schon den Mund auf, um herzhaft zu lachen, hielten plötzlich inne und starrten ohne einen Laut; denn der Sänger war verschwunden. Er war einfach weg, als sei er geradewegs durch den Fußboden gegangen, ohne ein Loch zu hinterlassen!
    Die ortsansässigen Hobbits saßen völlig verblüfft da, dann sprangen sie auf und riefen nach Gerstenmann. Die ganze Gesellschaft zog sich von Pippin und Sam zurück, die allein in einer Ecke sitzen blieben und aus einigem Abstand finster und zweifelnd beäugt wurden. Es war klar, dass viele Leute sie jetzt für die Gefährten eines wandernden Magiers mit unbekannten Fähigkeiten und Absichten hielten. Aber da war ein dunkelhäutiger Breeländer, der sah sie mit einem so wissenden und halb spöttischen Ausdruck an, dass ihnen ganz unbehaglich wurde. Wenig später schlüpfte er zur Tür hinaus, gefolgt von dem schielenden Südländer: Die beiden hatten den Abend über eine ganze Menge zusammen getuschelt.
    Frodo kam sich sehr töricht vor. Da er nicht wusste, was er sonst tun sollte, krabbelte er unter den Tischen hindurch in die dunkle Ecke zu Streicher, der ungerührt dasaß und nicht erkennen ließ, was er dachte. Frodo lehnte sich an die Wand und zog den Ring ab. Wie er auf seinen Finger geraten war, konnte er nicht sagen. Er konnte sich nur vorstellen, dass er in der Tasche mit ihm gespielt hatte, während er sang, und dass er ihm irgendwie auf den Finger gerutscht war, als er die Hand ruckartig ausstreckte, um sich beim Sturz abzustützen. Einen Augenblick fragte er sich, ob ihm nicht der Ring selbst einen Streich gespielt hatte; vielleicht hatte er versucht, sich bemerkbar zu machen, um einem Wunsch oder Befehl zu entsprechen, den er im Raum spürte. Ihm gefielen die Männer nicht, die hinausgegangen waren.
    »Nun?«, sagte Streicher, als Frodo wieder sichtbar war. »Warum habt Ihr das getan? Es war schlimmer als alles, was Eure Freunde hätten erzählen können. Jetzt seid Ihr mit Eurem Fuß ins Fettnäpfchen geraten, oder sollte ich sagen: mit Eurem Finger?«
    »Ich weiß nicht, was Ihr meint«, sagte Frodo, verärgert und beunruhigt.
    »O doch, das wisst Ihr«, antwortete Streicher. »Aber wir wollen lieber warten, bis sich der Aufruhr gelegt hat. Dann, wenn’s recht ist, Herr Beutlin , würde ich gern in aller Ruhe ein Wort mit Euch reden.«
    »Worüber?«, fragte Frodo und hörte über die plötzliche Verwendung seines richtigen Namens hinweg.
    »Über eine Sache von einiger Bedeutung – für uns beide«, antwortete Streicher und sah Frodo in die Augen. »Es mag sein, dass Ihr etwas hört, was von Nutzen für Euch ist.«
    »Sehr schön«, sagte Frodo; er versuchte, gelassen zu erscheinen. »Ich werde später mit Euch reden.«
    Am Kamin fand derweil eine Auseinandersetzung statt. Herr Butterblume war hereingekommen und bemühte sich jetzt, verschiedenen widersprechenden Berichten über das Ereignis gleichzeitig zu folgen.
    »Ich sah ihn, Herr Butterblume«, sagte ein Hobbit. »Oder vielmehr, ich sah ihn nicht, wenn Ihr versteht, was ich meine. Er hat sich einfach in Luft aufgelöst, sozusagen.«
    »Was Ihr nicht sagt, Herr Labkraut!«, sagte der Wirt, der ganz verstört aussah.
    »Doch«, beteuerte Labkraut. »Und ich meine es genau so, wie ich es sage, was noch mehr heißen will.«
    »Da liegt irgendein Irrtum vor«, sagte Butterblume und schüttelte den Kopf. »Dieser Herr Unterberg war viel zu leibhaftig, als dass er sich einfach in Luft auflösen könnte.«
    »Ja, wo ist er denn dann?«, schrien verschiedene Stimmen.
    »Woher soll ich das wissen? Er kann gehen, wohin er will, vorausgesetzt, dass er am Morgen seine Rechnung bezahlt. Da ist Herr Tuk: Der ist nicht verschwunden.«
    »Na, was ich gesehen habe, habe ich gesehen«, erklärte Labkraut hartnäckig.
    »Und ich sage, da liegt ein Irrtum vor«, wiederholte Butterblume, nahm das Tablett und sammelte das zerbrochene Geschirr auf.
    »Natürlich ist es ein Irrtum«, sagte Frodo. »Ich bin nicht verschwunden. Hier bin ich ja. Ich habe nur ein paar Worte mit Streicher da in der Ecke gewechselt.«
    Er trat nach vorn in den Schein des Kaminfeuers; aber die Mehrzahl der Anwesenden wich vor ihm zurück und war sogar noch befremdeter als vorher. Seine Erklärung, dass er nach seinem Sturz rasch unter den Tischen durchgekrochen sei, befriedigte sie nicht im Geringsten.

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