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Der Herr der Ringe

Der Herr der Ringe

Titel: Der Herr der Ringe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien
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Die meisten Hobbits und Menschen aus Bree waren verstimmt und gingen sofort nach Hause, an diesem Abend stand ihnen der Sinn nicht mehr nach Unterhaltung. Ein oder zwei warfen Frodo einen finsteren Blick zu und murmelten etwas vor sich hin, als sie aufbrachen. Die Zwerge und die zwei oder drei fremden Menschen, die noch geblieben waren, standen auf und sagten dem Wirt gute Nacht, nicht aber Frodo und seinen Freunden. Es dauerte nicht lange, da war nur noch Streicher da, der unbeachtet an der Wand saß.
    Herr Butterblume schien die Fassung nicht verloren zu haben. Er rechnete sich sehr wahrscheinlich aus, dass sein Haus an vielen zukünftigen Abenden wieder voll sein würde, bis das jetzige Rätsel gründlich durchgesprochen wäre. »Na, was habt Ihr denn bloß gemacht, Herr Unterberg?«, fragte er. »Mit Eurer Akrobatik habt Ihr meine Gäste erschreckt und mein Geschirr zerbrochen!«
    »Es tut mir sehr leid, dass ich Unruhe gestiftet habe«, sagte Frodo. »Es war ganz unbeabsichtigt, das versichere ich Euch. Ein höchst bedauerliches Missgeschick.«
    »Schon gut, Herr Unterberg! Aber wenn Ihr Euch mal wieder als Akrobat oder Zauberkünstler oder was immer es war betätigen wollt, dann warnt die Leute vorher – und warnt mich. Wir sind hier ein bisschen misstrauisch gegen alles, was ungewöhnlich ist – nicht ganz geheuer, wenn Ihr versteht, was ich meine; und so plötzlich können wir uns nicht dran gewöhnen.«
    »Ich werde nichts dergleichen wieder tun, Herr Butterblume, das verspreche ich. Und jetzt werde ich wohl ins Bett gehen. Wir wollen früh aufbrechen. Würdet Ihr bitte dafür sorgen, dass unsere Ponys um acht Uhr bereit sind?«
    »Sehr gut! Aber ehe Ihr geht, hätte ich Euch gern noch unter vier Augen gesprochen, Herr Unterberg. Mir ist gerade etwas wieder eingefallen, das ich Euch sagen wollte. Ich hoffe, Ihr werdet es nicht übelnehmen. Ich habe noch ein paar Kleinigkeiten zu erledigen, dann komme ich in Euer Zimmer, wenn’s recht ist.«
    »Gewiss!«, sagte Frodo; aber ihm wurde schwer ums Herz. Er fragte sich, wie viel Gespräche unter vier Augen ihm vor dem Schlafengehen noch bevorstünden und was er dabei erfahren würde. Hatten sich diese Leute alle gegen ihn verbündet? Ihm kam der Verdacht, dass sich selbst hinter dem fetten Gesicht des alten Butterblume finstere Absichten verbargen.

ZEHNTES KAPITEL
    STREICHER
    F rodo, Pippin und Sam gingen zurück in die kleine Gaststube. Es brannte kein Licht. Merry war nicht da, und das Feuer war heruntergebrannt. Erst als sie die Glut wieder zum Aufflammen gebracht und ein paar Scheite nachgelegt hatten, merkten sie, dass Streicher mitgekommen war. Da saß er ganz still auf einem Stuhl an der Tür.
    »Hallo!«, sagte Pippin. »Wer seid Ihr denn und was wollt Ihr?«
    »Ich werde Streicher genannt«, antwortete er. »Und obwohl er es vergessen haben mag, hat Euer Freund versprochen, sich in Ruhe mit mir zu unterhalten.«
    »Ihr sagtet, glaube ich, ich würde etwas hören, das von Nutzen für mich sei«, sagte Frodo. »Was habt Ihr zu sagen?«
    »Verschiedenes«, antwortete Streicher. »Aber natürlich kostet es etwas.«
    »Was meint Ihr damit?«, fragte Frodo scharf.
    »Beruhigt Euch! Ich meine nur Folgendes: Ich werde Euch sagen, was ich weiß, und Euch einige gute Ratschläge geben – aber ich erwarte eine Belohnung.«
    »Und worin soll die bestehen, bitte schön?«, fragte Frodo. Er fürchtete jetzt, einem Erpresser in die Hände gefallen zu sein, und er dachte voll Unbehagen daran, dass er nur wenig Geld bei sich hatte. Selbst die gesamte Summe würde einen Gauner wohl kaum zufriedenstellen, und eigentlich konnte er gar nichts davon entbehren.
    »Nicht mehr, als Ihr Euch leisten könnt«, antwortete Streicher mit einem schwachen Lächeln, als habe er Frodos Gedanken erraten. »Nur dies: Ihr müsst mich so lange mitnehmen, bis ich Euch verlassen will.«
    »Ach wirklich!«, erwiderte Frodo, überrascht, aber nicht sehr erleichtert. »Selbst wenn ich einen weiteren Gefährten wünschte, würde ich mit derlei nicht einverstanden sein, solange ich nicht erheblich mehr über Euch und Eure Angelegenheiten wüsste.«
    »Ausgezeichnet!«, rief Streicher, schlug die Beine über und setzte sich bequem hin. »Ihr scheint Euren Verstand wieder beisammen zu haben, und das ist auch gut. Bisher seid Ihr viel zu leichtsinnig gewesen. Nun gut. Ich werde Euch sagen, was ich weiß, und Euch die Belohnung überlassen. Ihr werdet sie vielleicht gern gewähren, wenn Ihr mich

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