Der Herr der Ringe
Abschrift des Buches des Thains in Minas Tirith. Jenes Buch war eine auf Wunsch von König Elessar angefertigte Abschrift des Roten Buches der Periannath und wurde ihm von Thain Peregrin überbracht, als er sich im Jahre IV 64 nach Gondor zurückzog.«
Das Buch des Thains war also die erste Abschrift des Roten Buches und enthielt vieles, was später ausgelassen oder vergessen wurde. In Minas Tirith kamen viele Anmerkungen und Verbesserungen hinzu, vor allem von Namen, Wörtern und Zitaten in den elbischen Sprachen; und es wurde ihm eine gekürzte Fassung von jenen Teilen der Erzählung von Aragorn und Arwen beigegeben, die nicht in den Bericht über den Krieg gehören. Die ganze Erzählung soll von Barahir, dem Enkel des Truchsess Faramir, bald nach dem Hinscheiden des Königs geschrieben worden sein. Aber Findegils Abschrift ist vor allem deshalb von Bedeutung, weil sie allein Bilbos gesamte »Übersetzungen aus dem Elbischen« enthält. Diese drei Bände erwiesen sich als ein Werk von großer Sachkenntnis und Gelehrsamkeit, für das Bilbo von 1403 bis 1418 alle ihm in Bruchtal zugänglichen Quellen, lebende wie geschriebene, benutzt hatte. Frodo machte indes wenig Gebrauch von ihnen, da sie fast ausschließlich die Altvorderenzeit behandelten, deshalb sei hier nicht mehr darüber gesagt.
Weil Meriadoc und Peregrin die Häupter ihrer großen Familien wurden und gleichzeitig ihre Beziehungen zu Rohan und Gondor aufrechterhielten, gab es in den Bibliotheken von Bockenburg und Tuckbergen so manches, was im Roten Buch nicht vorkam. Im Brandygut befanden sich viele Werke über Eriador und die Geschichte von Rohan. Manche von ihnen waren von Meriadoc selbst verfasst oder begonnen worden, obwohl er im Auenland hauptsächlich bekannt wurde durch seine Kräuterkunde des Auenlands undseine Jahreszählung, worin er den Zusammenhang zwischen den Kalendern vom Auenland und von Bree mit denen von Bruchtal, Gondor und Rohan darlegte. Auch schrieb er eine kurze Abhandlung über Alte Wörter und Namen im Auenland und ließ es sich besonders angelegen sein, die Verwandtschaft mit der Sprache der Rohirrim bei solchen »Auenlandwörtern« wie Mathom und alten Bestandteilen in Ortsnamen aufzuzeigen.
Die Bücher in Groß-Smials waren weniger fesselnd für die Leute im Auenland, wenngleich wichtiger für die größere Geschichte. Keins von ihnen war von Peregrin geschrieben worden, aber er und seine Nachfolger sammelten viele Handschriften von Schreibern aus Gondor: hauptsächlich Kopien oder Zusammenfassungen der Geschichte oder Sagen über Elendil und seine Erben. Nur hier im Auenland war umfangreiches Material für die Geschichte von Númenor und Saurons Erhebung zu finden. Wahrscheinlich wurde in Groß-Smials mit Hilfe von Unterlagen, die Meriadoc gesammelt hatte, die Erzählung der Jahre zusammengestellt. Obwohl die angegebenen Daten, besonders für das Zweite Zeitalter, oft auf Mutmaßungen beruhten, verdienen sie Aufmerksamkeit. Es ist wahrscheinlich, dass Meriadoc in Bruchtal, wo er mehr als einen Besuch machte, Beistand und Auskünfte erhielt. Obwohl Elrond schon nicht mehr da war, sind seine Söhne zusammen mit einigen der Hochelben noch lange dort geblieben. Es heißt, Celeborn habe nach dem Abschied von Galadriel dort gewohnt, aber der Tag ist nicht aufgezeichnet, an dem er sich schließlich zu den Grauen Anfurten aufmachte und mit ihm die letzte lebende Erinnerung an die Altvorderenzeit in Mittelerde dahinging.
ERSTES KAPITEL
EIN LANG ERWARTETES FEST
A ls Herr Bilbo Beutlin von Beutelsend ankündigte, dass er demnächst zur Feier seines einundelfzigsten Geburtstages ein besonders prächtiges Fest geben wolle, war des Geredes und der Aufregung in Hobbingen kein Ende.
Bilbo war sehr reich und sehr absonderlich, und seit er vor sechzig Jahren plötzlich verschwunden und unerwartet zurückgekehrt war, hatte man im Auenland nicht aufgehört, sich über ihn zu verwundern. Die Reichtümer, die er von seinen Fahrten mitgebracht hatte, waren mittlerweile zu einer Legende im Auenland geworden, und allgemein glaubte man, was immer die alten Leute auch reden mochten, dass der Bühl von Beutelsend voller Stollen sei, in denen sich die Schätze häuften. Und wenn das noch nicht für seinen Ruf genügte, dann staunte man über seine ungebrochene Lebenskraft. Die Zeit blieb nicht stehen, aber auf Herrn Beutlin schien sie wenig Wirkung auszuüben. Mit neunzig war er nicht anders als mit fünfzig. Als er neunundneunzig war, sagten
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