Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Herr der Ringe

Der Herr der Ringe

Titel: Der Herr der Ringe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien
Vom Netzwerk:
du nicht bei ihnen wärst! Die Verfolger würden dir nacheilen und uns in Frieden lassen, glaube ich. Du bist es, Frodo, und das, was du bei dir trägst, was uns alle in Gefahr bringt.«
    Darauf wusste Frodo keine Antwort, und er ließ sich überreden, Glorfindels weißes Pferd zu besteigen. Das Pony wurde stattdessen mit einem großen Teil des Gepäcks der anderen beladen, sodass sie jetzt unbeschwerter laufen konnten und eine Zeitlang rasch vorankamen. Doch fiel es den Hobbits allmählich schwer, mit den schnellen, unermüdlichen Füßen des Elben Schritt zu halten. Immer weiter führte er sie in den Rachen der Dunkelheit und immer noch weiter in die wolkenverhangene Nacht. Weder Sterne noch Mond leuchteten. Erst als die Morgendämmerung graute, erlaubte er ihnen anzuhalten. Pippin, Merry und Sam schliefen inzwischen fast auf ihren vorwärtsstolpernden Beinen; und nach Streichers hängenden Schultern zu urteilen, war auch er müde. Frodo saß in einem dunklen Traum auf dem Pferd.
    Sie warfen sich in die Heide, nur ein paar Fuß vom Straßenrand entfernt, und schliefen sofort ein. Es schien ihnen, als hätten sie kaum die Augen geschlossen, als Glorfindel, der unterdessen Wache gehalten hatte, sie wieder weckte. Die Sonne stand schon hoch im Osten, und Wolken und Nebel hatten sich verzogen.
    »Trinkt das!«, sagte Glorfindel zu ihnen und schenkte jedem reihum aus seiner silberbeschlagenen Lederflasche einen Trunk ein. Er war klar wie Quellwasser und hatte keinen Geschmack und war im Munde weder kalt noch warm; doch schienen Kraft und Stärke in ihre Glieder zu fließen, als sie ihn tranken. Nach diesem Trunk stillten das altbackene Brot und die getrockneten Früchte (das Einzige, was sie übrig hatten) ihren Hunger besser als so manches reichliche Frühstück im Auenland.
    Sie hatten weniger als fünf Stunden gerastet, als sie sich wieder auf den Weg machten. Glorfindel trieb sie immer noch voran und ließ nur zwei kurze Unterbrechungen während des Tagesmarschs zu. Auf diese Weise legten sie vor Einbruch der Nacht fast zwanzig Meilen zurück und erreichten den Punkt, an dem die Straße eine Kehre nach rechts machte und hinunterführte zur Talsohle und von dort schnurgerade auf den Bruinen zu. Bisher hatten die Hobbits von den Verfolgern nichts gesehen oder gehört; aber oft, wenn sie zurückgeblieben waren, hielt Glorfindel einen Augenblick inne und lauschte, und sein Gesicht sah besorgt aus. Ein- oder zweimal redete er mit Streicher in der Elbensprache.
    Aber wie sehr ihre Führer auch in Sorge sein mochten, es war klar, dass die Hobbits an diesem Abend nicht weitergehen konnten. Vor Ermüdung benommen torkelten sie weiter und konnten an nichts anderes als ihre Beine und Füße denken. Frodos Schmerzen hatten sich wieder verstärkt, und während des Tages verblassten die Dinge um ihn herum zu Schatten von gespenstischem Grau. Er wünschte fast, dass die Nacht käme, da dann die Welt weniger fahl und leer erschien.
    Die Hobbits waren noch müde, als sie früh am nächsten Morgen wieder aufbrachen. Zwischen ihnen und der Furt lagen noch mehrere Meilen, und sie humpelten weiter, so rasch sie konnten.
    »Die Gefahr wird für uns am größten sein, gerade ehe wir den Fluss erreichen«, sagte Glorfindel; »denn mein Herz warnt mich, dass die Verfolger jetzt dicht hinter uns sind, und andere Gefahren warten vielleicht an der Furt auf uns.«
    Die Straße lief immer noch stetig bergab, und stellenweise war jetzt dichtes Gras an beiden Seiten, auf dem die Hobbits nach Möglichkeit liefen, um ihre müden Füße zu schonen. Am späten Nachmittag kamen sie zu einer Stelle, wo die Straße plötzlich in den dunklen Schatten hoher Kiefern eintauchte und dann in einem tiefen Durchstich mit steilen, feuchten Wänden aus rotem Stein verschwand. Ihre Schritte riefen ein Echo hervor, als sie vorwärtseilten, und es klang, als ob sie verfolgt würden. Dann trat die Straße mit einem Mal gleichsam durch einen Torweg aus Licht am Ende des Tunnels wieder ins Freie. Dort am Fuße eines steilen Abhangs sahen sie flaches Land, etwa eine Meile lang, und dahinter die Furt von Bruchtal vor sich liegen. Am jenseitigen Ufer war eine steile braune Böschung, auf die sich ein gewundener Pfad hinaufzog; und dahinter reckten sich die hohen Berge, Rücken über Rücken und Gipfel über Gipfel, in den verblassenden Himmel.
    Es war immer noch ein Echo zu hören wie von Füßen, die ihnen durch den Tunnel folgten; ein raschelndes Geräusch, als ob sich

Weitere Kostenlose Bücher