Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Herr der Ringe

Der Herr der Ringe

Titel: Der Herr der Ringe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien
Vom Netzwerk:
sie weiter hinab durch den Wald. Wahrscheinlich war es genau derselbe Weg, den Gandalf, Bilbo und die Zwerge vor vielen Jahren gegangen waren. Nach ein paar Meilen kamen sie oberhalb einer hohen Böschung an der Straße heraus. An diesem Punkt hatte die Straße den Weißquell in seinem engen Tal schon weit hinter sich gelassen, schmiegte sich jetzt dicht an den Fuß der Berge und zog sich in vielen Windungen zwischen Wäldern und heidebewachsenen Hängen zur Furt und zum Gebirge hin. Ein Stückchen weiter unten an der Böschung zeigte Streicher auf einen Stein im Gras. Auf ihm konnte man noch roh hineingehauene und jetzt stark verwitterte Zwergenrunen und geheime Zeichen erkennen.
    »Aha«, sagte Merry. »Das muss der Stein sein, der die Stelle kennzeichnet, wo das Gold der Trolle versteckt war. Wie viel mag von Bilbos Anteil wohl noch übrig sein, Frodo?«
    Frodo betrachtete den Stein und wünschte, dass Bilbo keine gefährlicheren oder weniger leicht loszuwerdenden Schätze heimgebracht hätte. »Überhaupt nichts«, sagte er. »Bilbo hat alles verschenkt. Er sagte mir, er habe das Gefühl, es gehöre ihm eigentlich gar nicht, da es von Räubern stammte.«
    Die Straße lag still da unter den langen Schatten des frühen Abends. Von irgendwelchen anderen Wanderern war keine Spur zu sehen. Da es ihnen nicht möglich war, eine andere Richtung einzuschlagen, kletterten sie die Böschung hinunter und bogen nach links auf die Straße ein und gingen, so schnell sie konnten. Bald verschwand die im Westen untergehende Sonnehinter einem Bergrücken. Ein kalter Wind blies vom Gebirge vor ihnen herab.
    Sie begannen schon, sich nach einem Platz abseits der Straße umzuschauen, wo sie ihr Lager für die Nacht aufschlagen könnten, als sie ein Geräusch hörten, das ihre Herzen wieder mit Furcht erfüllte: das Geräusch von Hufen hinter ihnen. Sie schauten zurück, konnten aber wegen der vielen Windungen und Biegungen der Straße nichts sehen. So rasch sie konnten, gingen sie seitwärts über die mit niedrigem Heidekraut und Blaubeersträuchern bewachsenen Hänge, bis sie zu einem dichten Haselnussgebüsch kamen. Als sie durch die Büsche spähten, konnten sie die Straße, undeutlich und grau in der Dämmerung, etwa dreißig Fuß unter sich liegen sehen. Das Geräusch der Hufe kam näher. Sie schlugen schnell, mit einem leichten Klippedi Klippedi Klipp . Dann hörten sie schwach, als ob es der Wind von ihnen wegtrüge, ein leises Läuten wie von kleinen Glöckchen.
    »Das klingt nicht wie das Pferd eines Schwarzen Reiters!«, sagte Frodo, der angespannt lauschte. Die anderen Hobbits stimmten ihm hoffnungsvoll bei, doch waren sie alle noch misstrauisch. Sie hatten sich so lange vor Verfolgung gefürchtet, dass jedes Geräusch von hinten ihnen unheilvoll und feindselig erschien. Aber Streicher beugte sich jetzt vor und legte den Kopf mit der Hand am Ohr auf den Boden, er hatte einen freudigen Gesichtsausdruck.
    Das Tageslicht verblasste, und die Blätter an den Büschen raschelten leise. Klarer und näher läuteten jetzt die Glöckchen, und klippedi klipp klang das Hufgetrappel. Plötzlich kam unten ein weißes Pferd in raschem Lauf in Sicht, das durch die Schatten schimmerte und rasch dahineilte. In der Dämmerung glänzte und blitzte sein Stirnriemen, als sei er mit Edelsteinen wie mit wahrhaftigen Sternen besetzt. Der Mantel des Reiters wehte hinter ihm, und seine Kapuze war zurückgeworfen; sein goldenes Haar flatterte schimmernd im Wind. Frodo kam es so vor, als schiene ein weißes Licht durch die Gestalt und das Gewand des Reiters wie durch einen dünnen Schleier.
    Streicher sprang aus dem Versteck hervor und stürzte mit einem Ruf über die Heide zur Straße; aber schon ehe er sich gerührt oder gerufen hatte, hatte der Reiter die Zügel angezogen und gehalten; er blickte hinauf zu dem Gebüsch, wo sie standen. Als er Streicher sah, stieg er ab, lief ihm entgegen und rief: Ai na vedui Dúnadan! Mae govannen! Seine Sprache und seine hell klingende Stimme ließen keinen Zweifel in ihren Herzen: Der Reiter gehörte zum Volk der Elben. Keine anderen Bewohner der weiten Welt hatten so schöne Stimmen. Aber Hast oder Furcht schien in seinem Ruf mitzuschwingen, und sie sahen, dass er jetzt schnell und drängend mit Streicher sprach.
    Bald winkte Streicher ihnen, die Hobbits kamen aus den Büschen hervor und eilten hinunter zur Straße. »Das ist Glorfindel, der in Elronds Haus wohnt«, sagte Streicher.
    »Heil! Gut, dass wir uns

Weitere Kostenlose Bücher