Der Herr der Ringe
finden müssen, um den Gefahren der Welt zu begegnen.
Daher soll jetzt offen über die Dinge gesprochen werden, die bis zum heutigen Tage allen außer wenigen verborgen geblieben sind. Und zuerst soll, damit alle verstehen können, worin die Gefahr liegt, die Geschichte des Ringes von Anfang an bis jetzt erzählt werden. Und ich werde mit diesem Bericht beginnen, obwohl andere ihn beenden sollen.«
Alle hörten dann zu, als Elrond mit seiner klaren Stimme von Sauron sprach und von den Ringen der Macht und wie sie im lang vergangenen Zweiten Zeitalter der Welt geschmiedet worden waren. Ein Teil der Begebenheiten war einigen bekannt, die ganze Geschichte aber niemandem, und viele Augen blickten voll Furcht und Staunen auf Elrond, als er von den Elbenschmieden von Eregion erzählte und von ihrer Freundschaft mit Moria und ihrer Wissbegierde, wodurch Sauron sie umgarnte. Denn zu jener Zeit war er noch nicht als böse zu erkennen, und sie nahmen seine Hilfe an und erlangten gewaltige Fertigkeiten, während er alle ihre Geheimnisse kennenlernte und sie täuschte und heimlich im Feurigen Berg den Einen Ringschmiedete, um sie zu beherrschen. Aber Celebrimbor war auf der Hut vor ihm und versteckte die Drei, die er gemacht hatte; und es gab Krieg, und das Land wurde verwüstet und das Tor von Moria geschlossen.
Dann spürte Sauron in all den Jahren, die folgten, dem Ring nach, aber da diese Geschichte anderswo erzählt ist und Elrond sie selbst in seinen Geschichtsbüchern aufgezeichnet hatte, soll sie hier nicht wiederholt werden. Denn es ist eine lange Erzählung über große und entsetzliche Taten, und obwohl sich Elrond kurzfasste, verging der Vormittag, und die Sonne stand schon hoch, ehe er endete.
Von Númenor sprach er, von seinem Ruhm und Sturz und der Rückkehr der Könige der Menschen nach Mittelerde aus den Tiefen des Meeres, getragen auf den Flügeln des Sturms. Dann wurden Elendil der Lange und seine mächtigen Söhne Isildur und Anárion große Herrscher; und sie errichteten das Nordreich in Arnor und das Südreich in Gondor an den Mündungen des Anduin. Doch Sauron von Mordor überfiel sie, und sie schlossen das Letzte Bündnis zwischen Elben und Menschen, und die Heerscharen von Gil-galad und Elendil sammelten sich in Arnor.
Dann hielt Elrond eine Weile inne und seufzte. »Ich entsinne mich sehr wohl der Pracht ihrer Banner«, sagte er. »Es erinnerte mich an den Glanz der Altvorderenzeit und an die Heere Beleriands, denn so viele große Fürsten und Hauptleute waren versammelt. Und doch waren es nicht so viele oder so edle wie damals, als Thangorodrim bezwungen wurde und die Elben glaubten, das Böse habe für immer ein Ende, und dem nicht so war.«
»Daran erinnert Ihr Euch?«, fragte Frodo und sprach in seiner Verblüffung laut aus, was er dachte. »Ich hatte geglaubt«, stammelte er, als Elrond sich zu ihm umwandte, »ich hatte geglaubt, dass Gil-galads Sturz schon vor langer Zeit war.«
»Das ist auch richtig«, antwortete Elrond ernst. »Aber meine Erinnerung reicht zurück bis zur Altvorderenzeit. Earendil war mein Vater, und er war in Gondolin geboren, bevor es fiel, und meine Mutter war Elwing, die Tochter Diors, des Sohnes von Lúthien von Doriath. Ich habe drei Zeitalter im Westen erlebt, und viele Niederlagen und viele fruchtlose Siege.
Ich war Gil-galads Herold und zog aus mit seinem Heer. Ich war bei der Schlacht von Dagorlad vor dem Schwarzen Tor von Mordor, wo wir Sieger blieben. Denn dem Speer von Gil-galad und dem Schwert von Elendil, Aeglos und Narsil, konnte niemand widerstehen. Ich sah den letzten Kampf auf den Hängen des Orodruin, wo Gil-galad starb und Elendil fiel und Narsil unter ihm zerbrach; doch Sauron wurde überwältigt, und Isildur schnitt den Ring von seiner Hand mit dem geborstenen Heft vom Schwert seines Vaters und nahm ihn für sich.«
Hier unterbrach ihn der Fremde, Boromir. »So, das ist also aus dem Ring geworden!«, rief er. »Wenn je im Süden eine solche Geschichte erzählt worden ist, dann ist sie längst vergessen. Ich habe von dem Großen Ring dessen, den wir nicht nennen, gehört; doch glaubten wir, er sei beim Untergang seines ersten Reichs aus der Welt verschwunden. Isildur nahm ihn also! Das ist wahrlich eine Neuigkeit!«
»Ja, leider«, sagte Elrond. »Isildur nahm ihn, was nicht hätte sein dürfen. Der Ring hätte damals in das Feuer des nahegelegenen Orodruin geworfen werden sollen, wo er gemacht worden war. Aber wenige bemerkten, was Isildur tat.
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