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Der Herr der Ringe

Der Herr der Ringe

Titel: Der Herr der Ringe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien
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vor wie die Fortsetzung von etwas, das ich träumte. Dass du es warst, der sprach, habe ich erst kurz vor dem Ende begriffen.«
    »Es ist wirklich schwierig, hier wachzubleiben, bis man daran gewöhnt ist«, sagte Bilbo. »Nicht, dass Hobbits jemals so viel Geschmack an Musik und Poesie und Erzählungen finden werden wie Elben. Sie scheinen sich ebenso viel daraus zu machen wie aus Essen und Trinken. Jetzt werden sie noch lange dabeibleiben. Was meinst du, wollen wir uns zu einer etwas ruhigeren Unterhaltung davonstehlen?«
    »Kann man das?«, fragte Frodo.
    »Natürlich. Das hier ist Vergnügen und keine Pflichtübung. Du kannst kommen und gehen, wie es dir gefällt, solange du keinen Lärm machst.«
    Sie standen auf, zogen sich still in den Schatten zurück und gingen zur Tür. Sam ließen sie dort, denn er schlief fest mit einem Lächeln auf den Lippen. So sehr sich Frodo über Bilbos Gesellschaft freute, empfand er doch eine Spur Bedauern, als sie die Halle des Feuers verließen. Gerade als sie auf der Schwelle waren, stimmte eine einzelne klare Stimme ein Lied an.
    A Elbereth Gilthoniel,
    silivren penna míriel
    o menel aglar elenath!
    Na-chaered palan-díriel
    o galadhremmin ennorath,
    Fanuilos, le linnathon
    nef aear, sí nef aearon!
    Frodo blieb einen Augenblick stehen und schaute zurück. Elrond saß auf seinem Sessel, und der Feuerschein auf seinem Gesicht war wie Sommerlicht auf den Bäumen. In seiner Nähe saß Frau Arwen. Zu seiner Überraschung sah Frodo, dass Aragorn neben ihr stand; seinen dunklen Mantel hatte er zurückgeworfen; darunter schien er ein Elben-Kettenhemd zu tragen, und ein Stern leuchtete auf seiner Brust. Sie sprachen miteinander, und dann plötzlich war es Frodo, als ob Arwen sich zu ihm wandte, und das Licht ihrer Augen fiel von fern auf ihn und durchbohrte sein Herz.
    Er stand verzaubert da, während die süßen Laute des Elbenliedes herabsanken wie klare Edelsteine aus Wort und Melodie, die ineinander übergehen. »Es ist ein Lied an Elbereth«, sagte Bilbo. »Dieses und andere Lieder des Glückseligen Reichs werden sie heute Abend noch viele Male singen. Komm!«
    Er führte Frodo in sein kleines Zimmer. Es ging auf den Garten hinaus und schaute nach Süden über die Bruinen-Schlucht. Dort saßen sie eine Weile, betrachteten durch das Fenster die leuchtenden Sterne über den steil aufragenden Wäldern und unterhielten sich leise. Sie sprachen nicht mehr von den kleinen Ereignissen im weit entfernten Auenland, und auch nicht von den dunklen Schatten und Gefahren, die sie umringten, sondern von den schönen Dingen, die sie gemeinsam in der Welt gesehen hatten, von den Elben, den Sternen, von Bäumen und vom sanften Fallen des lichten Jahrs in den Wäldern.
    Schließlich klopfte es an der Tür. »Ich bitte um Entschuldigung«, sagte Sam und streckte den Kopf herein, »aber ich frage mich, ob ihr irgendwelche Wünsche habt.«
    »Und ich bitte auch um Entschuldigung, Sam Gamdschie«, antwortete Bilbo. »Du findest vermutlich, dass es für deinen Herrn Zeit ist, ins Bett zu gehen?«
    »Nun ja, Herr, morgen früh soll eine Beratung sein, wie ich höre, und er ist heute zum ersten Mal aufgestanden.«
    »Ganz recht, Sam«, lachte Bilbo. »Du kannst umkehren und Gandalf sagen, dass er ins Bett gegangen ist. Gute Nacht, Frodo! Meiner Treu, es hat gut getan, dich wiederzusehen! Es geht doch nichts über Hobbits, wenn man ein wirklich gutes Gespräch führen will. Ich werde sehr alt und fragte mich schon, ob ich es noch erleben würde, deine Kapitel von unserer Geschichte zu sehen. Gute Nacht! Ich werde wohl noch einen Spaziergang machen und im Garten einen Blick auf Elbereths Sterne werfen. Schlaf wohl!«

ZWEITES KAPITEL
    DER RAT VON ELROND
    A m nächsten Tag wachte Frodo früh auf und fühlte sich frisch und munter. Er trat auf die Terrassen über dem laut fließenden Bruinen und beobachtete, wie die blasse, kühle Sonne über dem fernen Gebirge aufging und ihre schrägen Strahlen durch den dünnen, silbrigen Nebel schickte; der Tau auf den gelben Blättern flimmerte, und die Fäden des Altweibersommers glitzerten auf jedem Busch. Sam ging neben ihm, sagte nichts, sondern schnupperte in der Luft und blickte immer wieder voll Staunen auf die hohen Berge im Osten. Der Schnee auf ihren Gipfeln war weiß.
    Auf einer in den Fels gehauenen Sitzbank an einer Biegung des Pfads fanden sie Gandalf und Bilbo ins Gespräch vertieft. »Hallo! Guten Morgen!«, sagte Bilbo. »Bist du bereit für den

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