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Der Herr der Ringe

Der Herr der Ringe

Titel: Der Herr der Ringe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien
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Arm hinunter und vorbei an den dräuenden Klippen von Tol Brandir. Das Brausen des großen Wasserfalls kam näher. Selbst mit der Unterstützung, die Sam zu gewähren vermochte, war es ein schwieriges Unterfangen, am südlichen Ende der Insel das Boot durch die Strömung hindurch zum östlichen Ufer zu bringen.
    Schließlich kamen sie auf den südlichen Hängen des Amon Lhaw wieder an Land. Dort fanden sie ein sanft abfallendes Ufer, und sie zogen das Boot heraus und versteckten es hoch über dem Wasser hinter einem großen Findling. Dann schulterten sie ihre Rucksäcke und nahmen die Suche auf nach einem Pfad, der sie über die grauen Berge des Emyn Muil und hinunter in das Land des Schattens bringen würde.





ERSTES KAPITEL
    BOROMIRS ABSCHIED
    A ragorn eilte weiter den Berg hinauf. Dann und wann bückte er sich und untersuchte den Boden. Hobbits haben einen leichten Schritt, und selbst für einen Waldläufer sind ihre Fußspuren nicht leicht zu lesen; doch nicht weit vom Gipfel kreuzte eine Quelle den Pfad, und auf der nassen Erde sah er, was er suchte.
    »Ich habe die Zeichen richtig gelesen«, sagte er zu sich. »Frodo ist zum Berggipfel gelaufen. Was mag er dort wohl gesehen haben? Aber er kam auf demselben Weg zurück und ist bergab gegangen.«
    Aragorn zögerte. Er hatte selbst den Wunsch, zu dem Hochsitz zu gehen, denn er hoffte, dort etwas zu sehen, das ihn aus seiner Ratlosigkeit herausführen könnte; doch die Zeit drängte. Plötzlich sprang er voran und rannte zum Gipfel, über die großen Steinplatten und die Stufen hinauf. Als er dann auf dem Hochsitz saß, blickte er sich um. Aber die Sonne schien verdunkelt und die Welt verschwommen und entrückt. Er wandte sich von Norden ringsum und wieder nach Norden zurück, und er sah nichts als die fernen Berge; nur dort, wo sie in ganz weiter Ferne lagen, sah er wiederum einen großen Vogel, vielleicht einen Adler, der in weiten Kreisen langsam zur Erde niederschwebte.
    Während er noch schaute, vernahmen seine scharfen Ohren Geräusche in dem Waldgelände unten am Westufer des Flusses. Er fuhr zusammen. Es waren Schreie, und zu seinem Entsetzen erkannte er darunter die rauhen Stimmen von Orks. Dann plötzlich erklang das tief tönende Schmettern eines großen Horns, und sein Schall traf auf die Berge und hallte in den Tälern wider und erhob sich zu einem mächtigen Ruf, der das Brausen des Wasserfalls übertönte.
    »Das Horn von Boromir!«, rief er. »Er ist in Not!« Er sprang über die Stufen und eilte den Pfad hinunter. »O weh! Ein böses Geschick liegt heute auf mir, und alles, was ich tue, läuft falsch. Wo ist Sam?«
    Während er rannte, waren die Schreie erst lauter geworden und dann leiser, und das Horn blies verzweifelt. Wütend und schrill stiegen die Schreie der Orks auf, und plötzlich verstummte das Horn. Aragorn eilte über den letzten Hang, doch ehe er den Fuß des Berges erreicht hatte, wurden die Geräusche schwächer; und als er sich nach links wandte und auf sie zulief, entfernten sie sich, bis er sie schließlich nicht mehr hörte. Er zog sein blankes Schwert und brach mit dem Ruf Elendil! Elendil! zwischen den Bäumen hindurch.
    Eine Meile vielleicht von Parth Galen, auf einer kleinen Lichtung nicht weit vom See, fand er Boromir. Er saß mit dem Rücken an einem großen Baum, als ob er ruhe. Aber Aragorn sah, dass er von vielen schwarz gefiederten Pfeilen durchbohrt war; sein Schwert hielt er noch in der Hand, doch war es dicht am Heft abgebrochen; sein in zwei Teile geborstenes Horn lag neben ihm. Viele erschlagene Orks lagen um ihn herum und zu seinen Füßen.
    Aragorn kniete neben ihm nieder. Boromir öffnete die Augen und mühte sich zu sprechen. Schließlich kamen zögernde Worte. »Ich habe versucht, Frodo den Ring wegzunehmen«, sagte er. »Es tut mir leid. Ich habe dafür bezahlt.« Sein Blick wanderte über die gefallenen Feinde; zumindest zwanzig lagen dort. »Sie sind fort, die Halblinge; die Orks haben sie mitgenommen. Ich glaube, sie sind nicht tot. Orks haben sie gefesselt.« Er hielt inne und schloss ermattet die Augen. Nach einem Augenblick sprach er noch einmal.
    »Leb wohl, Aragorn! Geh nach Minas Tirith und rette mein Volk! Ich habe versagt.«
    »Nein!«, sagte Aragorn, nahm seine Hand und küsste ihn auf die Stirn. »Du hast gesiegt. Wenige haben einen solchen Sieg errungen. Sei beruhigt! Minas Tirith soll nicht fallen!«
    Boromir lächelte.
    »In welcher Richtung sind sie gegangen? War Frodo da?«, fragte

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