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Der Herr der Ringe

Der Herr der Ringe

Titel: Der Herr der Ringe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien
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hat er das nicht getan. Er erriet die Gedanken seines Herrn und kam hierher zurück, ehe Frodo fort war. Frodo fand es nicht leicht, Sam zurückzulassen!«
    »Aber warum ließ er uns zurück und ohne ein Wort?«, fragte Gimli. »Das war eine seltsame Tat!«
    »Und eine tapfere Tat«, sagte Aragorn. »Sam hatte recht, glaube ich. Frodo wollte nicht, dass ihn einer seiner Freunde auf der Todesfahrt nach Mordor begleitete. Aber er wusste, dass er selbst gehen musste. Irgendetwas geschah, nachdem er uns verlassen hatte, das stärker war als seine Angst und sein Zweifel.«
    »Vielleicht haben ihn Orks, die nach ihm suchten, aufgespürt, und er floh«, sagte Legolas.
    »Er floh gewiss«, sagte Aragorn, »aber nicht vor Orks, glaube ich.« Was seiner Meinung nach der Grund für Frodos plötzlichen Entschluss und seine Flucht war, sagte Aragorn nicht. Boromirs letzte Worte hielt er lange geheim.
    »Nun, soviel ist jetzt wenigstens klar«, sagte Legolas. »Frodo ist nicht mehr auf dieser Seite des Flusses: Nur er kann das Boot genommen haben. Und Sam ist bei ihm; nur er hätte sein Bündel genommen.«
    »Wir stehen nun vor der Entscheidung«, sagte Gimli, »entweder das letzte Boot zu nehmen und Frodo zu folgen, oder aber zu Fuß die Orks zu verfolgen. Beides ist nicht sehr hoffnungsvoll. Wir haben bereits kostbare Stunden verloren.«
    »Lasst mich nachdenken«, sagte Aragorn. »Und möge ich jetzt eine richtige Entscheidung treffen und das böse Geschick dieses unseligen Tages wenden!« Er verharrte einen Augenblick schweigend. »Ich werde die Orks verfolgen«, sagte er schließlich. »Ich hätte Frodo nach Mordor geführt und wäre bis zum Ende mit ihm gegangen; aber wenn ich ihn jetzt in der Wildnis suche, muss ich die Gefangenen im Stich lassen und sie der Folter und dem Tod ausliefern. Mein Herz spricht endlich deutlich: Das Schicksal des Ringträgers liegt nicht länger in meiner Hand. Die Gemeinschaft hat ihre Rolle gespielt. Dennoch können wir, die wir übrig geblieben sind, nicht unsere Gefährten preisgeben. Kommt! Wir wollen jetzt gehen. Lasst alles zurück, was entbehrlich ist. Wir wollen vorwärtseilen bei Tag und bei Nacht!«
    Sie zogen das letzte Boot heraus und trugen es zu den Bäumen. Darunter legten sie diejenigen ihrer Sachen, die sie nicht brauchten und nicht mitnehmen konnten. Dann verließen sie Parth Galen. Der Nachmittag verblasste, als sie zu der Lichtung zurückkamen, wo Boromir gefallen war. Dort nahmen sie die Fährte der Orks auf. Es bedurfte keiner großen Kunst, sie zu finden.
    »Kein anderes Volk trampelt derartig herum«, sagte Legolas. »Es scheint ihnen Freude zu machen, Pflanzen, die ihnen nicht einmal im Wege sind, zu zerstören und abzuhauen.«
    »Aber trotz alledem gehen sie mächtig schnell«, sagte Aragorn, »und werden nicht müde. Und später mag es sein, dass wir unseren Weg in ödem, kahlem Gelände suchen müssen.«
    »Also, ihnen nach!«, sagte Gimli. »Auch Zwerge vermögen schnell zu gehen und werden nicht eher müde als Orks. Aber es wird eine lange Verfolgung werden: Sie haben einen großen Vorsprung.«
    »Ja«, sagte Aragorn, »wir alle werden die Ausdauer von Zwergen brauchen. Aber kommt! Mit Hoffnung oder ohne Hoffnung werden wir der Fährte unserer Feinde folgen. Und wehe ihnen, wenn wir uns als schneller erweisen! Wir werden eine solche Hetzjagd veranstalten, dass sie als ein Wunder betrachtet werden wird unter den Drei Geschlechtern: Elben, Zwergen und Menschen. Vorwärts, die Drei Jäger!«
    Wie ein Hirsch sprang er davon. Durch die Bäume eilte er. Weiter und immer weiter führte er sie, unermüdlich und schnell, da er nun endlich zu einem Entschluss gekommen war. Die Wälder um den See ließen sie hinter sich. Lange Hänge erklommen sie, die sich dunkel und scharfkantig gegen den schon vom Sonnenuntergang geröteten Himmel abhoben. Die Dämmerung senkte sich herab. Sie verschwanden, graue Schatten in einem steinigen Land.

ZWEITES KAPITEL
    DIE REITER VON ROHAN
    D ie Dämmerung wurde dunkler. Nebel hing hinter ihnen zwischen den tiefer stehenden Bäumen und schwebte über den bleichen Rändern des Anduin, doch war der Himmel klar. Sterne kamen hervor. Der zunehmende Mond stand im Westen, und die Schatten der Felsen waren schwarz. Sie hatten den Fuß steiniger Berge erreicht, und ihr Schritt wurde langsamer, denn es war nicht mehr so einfach, der Fährte zu folgen. Hier erstreckten sich die Ausläufer des Emyn Muil von Norden nach Süden in zwei langen, zerklüfteten

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