Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Herr der Ringe

Der Herr der Ringe

Titel: Der Herr der Ringe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien
Vom Netzwerk:
Gemachs. Fetzen hoher Wolken segelten droben in einem steifen Wind aus Osten. Baumbart war nicht zu sehen; aberwährend Merry und Pippin in dem Becken unter dem Gewölbebogen badeten, hörten sie ihn summen und singen, als er den Pfad zwischen den Bäumen entlangkam.
    »Hu, ho! Guten Morgen, Merry und Pippin!«, dröhnte er, als er sie sah. »Ihr schlaft lange. Ich habe heute schon viele hundert Schritte getan. Jetzt werden wir etwas trinken und dann zum Entthing gehen.«
    Er goss ihnen aus einem Steinkrug zwei volle Schalen ein; aber aus einem anderen Krug. Der Geschmack war nicht derselbe wie am Abend zuvor: Er war erdiger und gehaltvoller, stärkender und sozusagen mehr wie ein Nahrungsmittel. Während die Hobbits tranken und dabei auf dem Bettrand saßen und kleine Stückchen des Elbenkuchens knabberten (mehr weil sie glaubten, dass Essen nun mal zum Frühstück dazugehörte, als weil sie hungrig waren), blieb Baumbart stehen, summte auf Entisch oder Elbisch oder in irgendeiner fremden Sprache und schaute zum Himmel hinauf.
    »Wo ist Entthing?«, wagte Pippin zu fragen.
    »Hu, wie? Entthing?«, sagte Baumbart und drehte sich um. »Das ist kein Ort, es ist eine Versammlung der Ents – was heutzutage nicht oft vorkommt. Aber es ist mir gelungen, von einer ziemlich großen Zahl das Versprechen zu erhalten, dass sie kommen. Wir werden uns an dem Ort treffen, wo wir uns immer getroffen haben: Tarntobel heißt er bei den Menschen. Er liegt weit südlich von hier. Wir müssen vor dem Mittag dort sein.«
    Bald machten sie sich auf den Weg. Baumbart trug die Hobbits in den Armen wie am vorigen Tag. Am Eingang zum Vorhof wandte er sich nach rechts, machte einen großen Schritt über den Bach und ging weiter nach Süden am Fuß großer, steiler Hänge entlang, wo nur wenige Bäume standen. Weiter oben sahen die Hobbits Dickichte von Birken und Ebereschen und dahinter dunkel emporsteigende Tannenwälder. Bald wandte sich Baumbart ein wenig ab von den Bergen und gelangte in tiefe Haine, wo die Bäume größer waren, höher und dichter als alle, die die Hobbits je gesehen hatten. Eine Weile beschlich sie wieder schwach das erstickende Gefühl, das sie bemerkt hatten, als sie sich zuerst nach Fangorn hineingewagt hatten, aber es verging bald. Baumbart redete nicht mit ihnen. Er summte tief und nachdenklich vor sich hin, doch konnten Merry und Pippin keine richtigen Wörter verstehen: Es klang wie bum, bum, rambum, burar, bum bum, darar bum bum, darar bum und so weiter mit ständigem Wechsel von Ton und Rhythmus. Dann und wann glaubten sie eine Antwort zu hören, ein Summen oder einen bebenden Ton, der aus der Erde zu kommen schien oder aus den Zweigen über ihren Köpfen, oder vielleicht auch von den Stämmen der Bäume; doch Baumbart hielt nicht an und drehte auch den Kopf nicht zur Seite.
    Sie waren schon eine lange Zeit gegangen – Pippin hatte versucht, die »Entschritte« zu zählen, aber bei ungefähr dreitausend verhaspelte er sich –, alsBaumbart seine Geschwindigkeit verlangsamte. Plötzlich blieb er stehen, setzte die Hobbits ab, legte die gewölbten Hände an den Mund, sodass sie ein hohles Rohr bildeten; dann blies oder rief er hindurch. Ein gewaltiges hum, hom wie ein tief tönendes Horn erschallte im Wald und schien von den Bäumen widerzuhallen. Von weit her kam aus verschiedenen Richtungen ein ähnliches hum, hom, hum, das kein Echo, sondern eine Antwort war.
    Baumbart setzte sich Merry und Pippin auf die Schultern und ging weiter, und dann und wann stieß er wieder einen Hornruf aus, und jedes Mal waren die Antworten lauter und näher. Auf diese Weise kamen sie schließlich zu einer undurchdringlich erscheinenden Wand aus dunklen, immergrünen Bäumen, Bäume von einer Art, die die Hobbits nie zuvor gesehen hatten: Sie verzweigten sich unmittelbar aus den Wurzeln und trugen wie dornenlose Stechpalmen ein dichtes Kleid aus dunklen, glänzenden Blättern und viele steif aufrechtstehende Blütenähren mit großen, olivfarben schimmernden Knospen.
    Baumbart wandte sich nach links, ging an dieser riesigen Hecke vorbei und kam mit ein paar großen Schritten zu einem schmalen Einlass. Durch ihn führte ein ausgetretener Pfad, der plötzlich einen langen, steilen Hang hinunterging. Die Hobbits sahen, dass der Pfad in einen großen Tobel hinunterführte, der fast so rund war wie eine Trinkschale, sehr breit und tief und am Rand gekrönt mit der hohen, dunklen, immergrünen Hecke. Der Tobel war innen glatt und

Weitere Kostenlose Bücher