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Der Herr der Ringe

Der Herr der Ringe

Titel: Der Herr der Ringe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien
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»Wie kam es, dass sie alle gestorben sind?«
    »Sie sind nicht gestorben«, sagte Baumbart. »Ich habe nicht gestorben gesagt. Wir haben sie verloren, sagte ich. Wir haben sie verloren und können sie nicht wiederfinden.« Er seufzte. »Ich dachte, die meisten Leute wüssten das. Es hat Lieder gegeben über die Suche der Ents nach den Entfrauen, die vonElben und Menschen von Düsterwald bis Gondor gesungen worden sind. Sie können nicht ganz vergessen sein.«
    »Nun, ich fürchte, die Lieder sind nicht nach Westen über das Gebirge ins Auenland gekommen«, sagte Merry. »Wollt Ihr uns nicht etwas mehr erzählen oder uns eins der Lieder vorsingen?«
    »Ja, das will ich wirklich«, sagte Baumbart, anscheinend erfreut über die Bitte. »Aber ich kann es nicht richtig erzählen, nur kurz; und dann müssen wir unsere Unterhaltung beenden: Morgen haben wir Versammlungen einzuberufen und Arbeit zu erledigen und vielleicht zu einem Marsch aufzubrechen.«
    »Es ist eine ziemlich merkwürdige und traurige Geschichte«, fuhr er nach einer Pause fort. »Als die Welt jung war und die Wälder weit und wild, wanderten die Ents zusammen mit den Entfrauen – und damals gab es Entmaiden: Ah, wie lieblich war Fimbrethil, Windenast, die Leichtfüßige, in den Tagen unserer Jugend –, sie gingen zusammen und sie lebten auch zusammen. Aber unsere Herzen entwickelten sich dann nicht auf dieselbe Weise: Die Ents schenkten ihre Liebe den Dingen, denen sie in der Welt begegneten, und die Entfrauen dachten an andere Dinge. Denn die Ents liebten die großen Bäume und die wilden Wälder und die Hänge der hohen Berge; und sie tranken aus den Gebirgsbächen und aßen nur jene Früchte, die die Bäume auf ihren Weg fallen ließen; und sie lernten von den Elben und redeten mit den Bäumen. Doch den Entfrauen lag mehr an den geringeren Bäumen und den Wiesen im Sonnenschein jenseits des Fußes der Wälder; und im Frühling sahen sie die Schlehe im Dickicht und den wilden Apfel und die Kirsche blühen und im Sommer die grünen Kräuter in den Bachtälern und auf den herbstlichen Feldern die samentragenden Gräser. Sie hatten nicht das Verlangen, mit diesen Lebewesen zu reden; doch wünschten sie, sie sollten auf das hören und dem gehorchen, was ihnen gesagt wurde. Die Entfrauen befahlen ihnen, nach ihren Wünschen zu wachsen und Blatt und Frucht zu tragen nach ihrem Geschmack; denn die Entfrauen wünschten Ordnung und Überfluss und Frieden (worunter sie verstanden, dass die Pflanzen dort blieben, wo sie sie hingesetzt hatten). So legten die Entfrauen Gärten an, um in ihnen zu leben. Wir Ents aber wanderten weiterhin und kamen nur dann und wann in die Gärten. Als dann die Dunkelheit im Norden hereinbrach, überquerten die Entfrauen den Großen Strom und legten neue Gärten an und bestellten neue Felder, und wir sahen sie seltener. Als die Dunkelheit besiegt war, blühte das Land der Entfrauen üppig, und ihre Felder waren voller Korn. Viele Menschen lernten die Künste der Entfrauen und erwiesen ihnen viel Ehre; aber wir waren nur eine Sage für sie, ein Geheimnis im Herzen des Waldes. Dennoch sind wir immer noch hier, während alle Gärten der Entfrauen verwüstet sind: Die Menschen nennen sie jetzt die Braunen Lande.
    Ich entsinne mich, es ist schon lange her – zu der Zeit des Krieges zwischen Sauron und den Menschen des Meeres –, da überkam mich der Wunsch, Fimbrethil wiederzusehen. Sehr schön war sie noch in meinen Augen, als ich sie zuletzt gesehen hatte, wenn auch den Entmaiden von einst wenig ähnlich. Denn die Entfrauen waren gebeugt und gebräunt durch ihre schwere Arbeit; ihr Haar war von der Sonne gebleicht und hatte nun die Farbe von reifem Korn, und ihre Wangen waren wie rote Äpfel. Doch ihre Augen waren immer noch die Augen unseres Volkes. Wir überquerten den Anduin und kamen in ihr Land; doch fanden wir eine Wüste; alles war verbrannt und entwurzelt, denn der Krieg war darüber hingegangen. Aber die Entfrauen waren nicht da. Lange riefen wir und suchten lange; und wir fragten alles Volk, dem wir begegneten, wohin die Entfrauen gegangen seien. Einige sagten, sie haben sie nie gesehen; und einige sagten, sie haben sie nach Westen wandern sehen, und manche sagten nach Osten, und andere nach Süden. Doch wo immer wir auch hingingen, nirgends konnten wir sie finden. Unser Kummer war sehr groß. Doch der wilde Wald rief, und so kehrten wir zu ihm zurück. Viele Jahre lang sind wir hin und wieder hinausgegangen und haben

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