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Der Herr der Ringe

Der Herr der Ringe

Titel: Der Herr der Ringe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien
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Ihnen schien, als habe Gandalf niemals so schön und passend mit ihrem Herrn gesprochen. Grob und hochmütig erschienen ihnen jetzt alle seine Verhandlungen mit Théoden. Und ein Schatten kroch über ihre Herzen, die Furcht vor einer großen Gefahr: das Ende der Mark in einer Dunkelheit, in die Gandalf sie trieb, während Saruman neben einem Tor zur Flucht stand, das er halb offen hielt, sodass ein Lichtstrahl hindurchfiel. Es herrschte ein bedrücktes Schweigen.
    Gimli der Zwerg war es, der es plötzlich brach. »Die Worte dieses Zauberers stehen auf dem Kopf«, grollte er und packte den Griff seiner Axt. »In der Sprache von Orthanc bedeutet Hilfe Untergang, und retten bedeutet erschlagen, das ist klar. Aber wir sind nicht hierhergekommen, um zu bitten.«
    »Ruhig!«, sagte Saruman, und für einen flüchtigen Augenblick war seine Stimme weniger milde, und ein Funkeln flackerte in seinen Augen auf und verschwand wieder. »Noch spreche ich nicht mit Euch, Gimli, Glóins Sohn«, sagte er. »Fern ist Eure Heimat, und von geringer Bedeutung sind für Euch die Wirren dieses Landes. Doch war es nicht Eure eigene Absicht, dass Ihr in sie hineinverwickelt wurdet, und deshalb will ich Euch nicht tadeln wegen der Rolle, die Ihr gespielt habt – eine tapfere, daran zweifle ich nicht. Doch bitte ich, erlaubt mir zuerst mit dem König von Rohan zu sprechen, meinem Nachbarn und einst meinem Freund.
    Was habt Ihr zu sagen, König Théoden? Wollt Ihr Frieden mit mir haben und alle Hilfe, die mein in langen Jahren erlangtes Wissen zu gewähren vermag? Wollen wir gemeinsam beratschlagen, wie die bösen Zeiten zu bestehen sind, und unsere Schäden wiedergutmachen mit so viel gutem Willen, dass unser beider Besitztümer zu schönerer Blüte kommen denn je zuvor?«
    Noch immer antwortete Théoden nicht. Ob er gegen Zorn ankämpfte oder gegen Zweifel, konnte keiner sagen. Éomer sprach.
    »Herr, hört mich!«, sagte er. »Jetzt verspüren wir die Gefahr, vor der wir gewarnt wurden. Sind wir ausgeritten zum Sieg, um schließlich in Schrecken versetzt zu werden von einem alten Lügner mit Honig auf seiner gespaltenen Zunge? So würde der in der Falle gefangene Wolf mit den Hunden sprechen, wenn er könnte. Welche Hilfe kann er Euch in Wirklichkeit gewähren? Er wünscht sich ja nichts, als seiner jämmerlichen Lage zu entrinnen. Aber wollt Ihr unterhandeln mit diesem Mann, der nur Verräterei und Mord im Sinn hat? Denkt an Théodred an der Furt und das Grab von Háma in Helms Klamm!«
    »Wenn wir von vergifteten Zungen reden, was sollen wir dann von Eurer sagen, junge Schlange?«, fragte Saruman, und das Aufflammen seiner Wut war jetzt deutlich zu sehen. »Doch kommt, Éomer, Éomunds Sohn!«, fuhr er dann wieder mit sanfter Stimme fort. »Jedem Mann seine Rolle. Tapferkeit mit den Waffen ist die Eure, und hohe Ehre gewinnt Ihr dadurch. Erschlagt, wen Euer Herr als Feinde benennt, und begnügt Euch damit. Mischt Euch nicht in Staatsangelegenheiten, die Ihr nicht versteht. Doch werdet Ihr vielleicht herausfinden, wenn Ihr König werdet, dass man seine Freunde mit Bedacht wählen muss. Sarumans Freundschaft und die Macht von Orthanc können nicht leichthin abgetan werden, welche Gründe zu Klagen, wirkliche oder eingebildete, auch immer vorliegen mögen. Ihr habt eine Schlacht gewonnen, nicht einen Krieg – und das dank einer Hilfe, auf die Ihr nicht wieder rechnen könnt. Es mag sein, dass Ihr den Schatten des Waldes demnächst vor Eurer Tür findet: Er ist unberechenbar und unverständig und liebt die Menschen nicht.
    Aber, mein Herr von Rohan, muss ich ein Mörder genannt werden, weil tapfere Männer im Kampfe gefallen sind? Wenn Ihr in den Krieg zieht, unnötigerweise, denn ich wollte ihn nicht, dann werden Männer erschlagen. Doch wenn ich deswegen ein Mörder bin, dann ist Eorls ganzes Haus mit Mord befleckt; denn es hat viele Kriege geführt und viele angegriffen, die ihm Trotz boten. Dennoch hat es nachher mit vielen Frieden geschlossen und ist gut dabei gefahren, denn es war staatsmännisch klug. Ich sage, König Théoden: Sollen wir Frieden und Freundschaft haben, Ihr und ich? Es liegt in unserer Hand.«
    »Wir werden Frieden haben«, sagte Théoden schließlich mit belegter Stimme und mühsam. Einige der Reiter stießen Freudenrufe aus. Théoden hob die Hand. »Ja, wir werden Frieden haben«, sagte er jetzt mit klarer Stimme, »wir werden Frieden haben, wenn Ihr und all Eure Werke vernichtet seid – und die Werke Eures

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