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Der Herr der Ringe

Der Herr der Ringe

Titel: Der Herr der Ringe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien
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dann hättest du fast gewiss alles gesagt, was du weißt, zu unser aller Verderben. Aber er war zu habgierig. Er wollte nicht nur Auskünfte: Er wollte dich, und zwar rasch, um sich in aller Ruhe im Dunklen Turm mit dir zu befassen. Schaudere nicht! Wenn du dich in die Angelegenheiten von Zauberern einmischen willst, dann musst du darauf gefasst sein, an solche Dinge zu denken. Aber komm, ich verzeihe dir. Seigetrost! Die Dinge haben sich als nicht so schlimm erwiesen, wie sie hätten sein können.«
    Er hob Pippin sanft auf und trug ihn zu seiner Lagerstatt. Merry folgte ihm und setzte sich neben Pippin. »Bleibe liegen und ruhe dich aus, Pippin, wenn du kannst«, sagte Gandalf. »Vertraue mir. Wenn du wieder ein Jucken in den Händen verspürst, sage es mir! Dergleichen kann geheilt werden. Aber jedenfalls, mein lieber Hobbit, lege mir nicht wieder einen Felsbrocken unter den Ellbogen. So, jetzt werde ich euch beide eine Weile allein lassen.«
    So kehrte Gandalf zu den anderen zurück, die immer noch besorgt und nachdenklich bei dem Orthanc-Stein standen. »Gefahr kommt in der Nacht, wenn man es am wenigsten erwartet«, sagte er. »Wir sind mit knapper Not davongekommen!«
    »Wie geht es dem Hobbit, Pippin?«, fragte Aragorn.
    »Ich glaube, es wird jetzt alles gut sein«, antwortete Gandalf. »Er wurde nicht lange festgehalten, und Hobbits haben ein erstaunliches Erholungsvermögen. Die Erinnerung oder der Schrecken davon werden wahrscheinlich rasch verblassen. Zu rasch vielleicht. Willst du, Aragorn, den Orthanc-Stein nehmen und ihn behüten? Es ist eine gefährliche Verantwortung.«
    »Gefährlich fürwahr, aber nicht für alle«, sagte Aragorn. »Es gibt einen, der von Rechts wegen Anspruch auf ihn erheben kann. Denn dies ist der Palantír von Orthanc aus Elendils Schatz, den die Könige von Gondor dort hingebracht haben. Jetzt rückt meine Stunde näher. Ich werde ihn nehmen.«
    Gandalf sah Aragorn an, und zur Überraschung der Übrigen hob er dann den bedeckten Stein auf und verneigte sich, als er ihn überreichte.
    »Empfangt ihn, Herr«, sagte er, »als Vorboten anderer Dinge, die zurückgegeben werden sollen. Aber wenn ich Euch für den Gebrauch Eures Eigentums einen Rat geben darf, so gebraucht ihn nicht – noch nicht. Seid vorsichtig!«
    »Wann bin ich hastig oder unvorsichtig gewesen, der ich so viele lange Jahre gewartet und mich vorbereitet habe?«, fragte Aragorn.
    »Niemals bisher. Dann strauchelt nicht am Ende des Wegs«, antwortete Gandalf. »Doch zumindest haltet dieses Ding geheim. Ihr und alle anderen, die hier stehen! Der Hobbit Peregrin sollte vor allem nicht wissen, wo es aufbewahrt wird. Die böse Anwandlung mag ihn wieder überkommen. Denn leider hat er den Stein in der Hand gehabt und hineingeschaut, was niemals hätte geschehen dürfen. Er hätte ihn in Isengart nicht berühren sollen, und ich hätte rascher sein müssen. Aber meine Gedanken waren auf Saruman gerichtet, und ich erriet die Art des Steins erst, als es zu spät war. Erst jetzt bin ich mir über ihn klar geworden.«
    »Ja, es kann kein Zweifel bestehen«, sagte Aragorn. »Zumindest kennen wir jetzt das Bindeglied zwischen Isengart und Mordor und wie es wirkte. Viel ist damit erklärt.«
    »Seltsame Kräfte haben unsere Feinde, und seltsame Schwächen«, sagte Théoden. »Aber es gibt einen alten Spruch: Oft wird böser Wille Böses vereiteln.«
    »Das hat man viele Male erlebt«, sagte Gandalf. »Aber diesmal haben wir merkwürdiges Glück gehabt. Es könnte sein, dass ich durch den Hobbit vor einem schweren Fehler bewahrt wurde. Ich hatte darüber nachgedacht, ob ich diesen Stein selbst erproben sollte oder nicht, um seine Verwendungszwecke herauszufinden. Hätte ich das getan, dann hätte ich mich ihm offenbart. Noch bin ich nicht bereit für eine solche Prüfung, falls ich es wirklich je sein werde. Aber selbst wenn ich die Kraft gehabt hätte, mich zurückzuziehen, wäre es verhängnisvoll gewesen, wenn er mich gesehen hätte, jetzt schon – ehe die Stunde kommt, da Geheimhaltung nicht länger nützt.«
    »Diese Stunde ist jetzt gekommen, glaube ich«, sagte Aragorn.
    »Noch nicht«, sagte Gandalf. »Es bleibt eine kurze Zeit des Zweifels, die wir ausnützen müssen. Der Feind glaubt, das ist klar, dass der Stein in Orthanc sei – warum sollte er das auch nicht glauben? Und dass daher der Hobbit dort gefangen ist und von Saruman, der ihn foltern wollte, gezwungen wurde, in das Glas zu schauen. Sein dunkler Geist

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