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Der Herr der Ringe

Der Herr der Ringe

Titel: Der Herr der Ringe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien
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eingeschüchtert, wenn die Überredung nicht ausreichte. Der betrogene Betrüger, der Habicht in der Gewalt des Adlers, die Spinne in einem stählernen Netz! Seit wann, frage ich mich, ist er gezwungen worden, oft zu seinem Glas zu kommen, um überwacht und geleitet zu werden, und wie lange schon ist der Orthanc-Stein immer so auf Barad-dûr ausgerichtet, dass er die Gedanken und den Anblick eines jeden, der hineinschaut, dorthin trägt, sofern der Hinschauende nicht einen adamantenen Willen hat? Und wie er einen anzieht! Habe ich es nicht selbst verspürt? Sogar jetzt verlangt mein Herz danach, meinen Willen an ihm zu erproben, um herauszufinden, ob ich ihm den Stein nicht entreißen und ihn dorthin richten könnte, wohin ich wollte – um über die weiten Ströme des Meeres und der Zeit auf das Wunderbare Tirion zu blicken und die unvorstellbare Hand und den Geist von Feanor an der Arbeit zu sehen, alsder Weiße und auch der Goldene Baum noch blühten!« Er seufzte und schwieg.
    »Ich wünschte, ich hätte das alles vorher gewusst«, sagte Pippin. »Ich hatte keine Ahnung, was ich tat.«
    »O doch, das hattest du«, sagte Gandalf. »Du wusstest, dass du dich falsch und töricht verhieltest; und das hast du dir selber gesagt, obwohl du nicht darauf hörtest. Ich habe dir das alles nicht vorher gesagt, denn nur dadurch, dass ich über alles nachgedacht habe, was geschehen ist, habe ich es endlich verstanden, jetzt erst, da wir zusammen reiten. Aber hätte ich früher gesprochen, dann hätte es dein Verlangen nicht vermindert oder es dir leichter gemacht, ihm zu widerstehen. Im Gegenteil! Nein, wer sich die Finger verbrennt, lernt am meisten. Danach glaubt er, dass das Feuer heiß ist.«
    »Allerdings«, sagte Pippin. »Wenn alle sieben Steine jetzt vor mir ausgebreitet wären, würde ich die Augen schließen und die Hände in die Taschen stecken.«
    »Gut«, sagte Gandalf. »Das hatte ich gehofft.«
    »Aber ich würde gern wissen …«, begann Pippin.
    »Erbarmen!«, rief Gandalf. »Wenn die Erteilung von Auskünften dich von deiner Neugier heilen soll, dann werde ich den Rest meiner Tage damit verbringen, dir zu antworten. Was willst du noch wissen?«
    »Die Namen aller Sterne und aller Lebewesen und die ganze Geschichte von Mittelerde und des Oberhimmels und der Trennenden Meere«, lachte Pippin. »Natürlich! Warum weniger? Aber ich habe es nicht eilig heute Nacht. Im Augenblick machte ich mir nur Gedanken über den schwarzen Schatten. Ich hörte dich rufen ›Bote von Mordor‹. Was war das? Was kann er in Isengart vorhaben?«
    »Es war ein Schwarzer Reiter mit Flügeln, ein Nazgûl«, sagte Gandalf. »Er hätte dich mitnehmen und zum Dunklen Turm bringen können.«
    »Aber er ist doch nicht gekommen, um mich zu holen?«, stammelte Pippin. »Ich meine, er wusste nicht, dass ich …«
    »Natürlich nicht«, sagte Gandalf. »Es sind sechshundert Meilen oder mehr im geraden Flug von Barad-dûr nach Orthanc, und selbst ein Nazgûl würde ein paar Stunden für die Strecke brauchen. Aber Saruman hat gewiss seit dem Orküberfall in den Stein geblickt, und ich zweifle nicht, dass mehr von seinen geheimen Gedanken gelesen worden sind, als er beabsichtigte. Ein Bote ist ausgesandt worden, um herauszufinden, was er tut. Und nach dem, was heute Nacht geschehen ist, wird noch einer kommen, glaube ich, und zwar rasch. So wird der letzte Druck des Schraubstocks, in den Saruman seine Hand gesteckt hat, ausgeübt. Er hat keinen Gefangenen, den er schicken könnte. Er hat keinen Stein, um damit zu sehen, und er kann den Aufforderungen nicht Folge leisten. Sauron wird glauben, er halte den Gefangenen nur zurück und weigere sich, den Stein zu gebrauchen. Es wird Sarumannichts nützen, wenn er dem Boten die Wahrheit sagt. Denn Isengart mag zerstört sein, doch er ist in Orthanc immer noch in Sicherheit. Ob er will oder nicht, er wird immer als Aufrührer erscheinen. Dennoch hat er uns zurückgewiesen, so als ob er gerade das vermeiden wollte! Was er in einer derart hoffnungslosen Lage tun will, kann ich nicht erraten. Solange er in Orthanc ist, hat er, glaube ich, die Macht, den Neun Reitern zu widerstehen. Das mag er versuchen. Er mag versuchen, den Nazgûl in die Falle zu locken oder zumindest das Geschöpf, auf dem er jetzt reitet, zu töten. In diesem Fall muss Rohan auf seine Pferde aufpassen!
    Aber ich kann nicht sagen, wie es für uns ausgehen wird, ob gut oder schlecht. Es mag sein, dass die Ratschlüsse des Feindes

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