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Der Herr der Ringe

Der Herr der Ringe

Titel: Der Herr der Ringe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien
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rückt unter den Sternen. Dahinter stehen die Zinnendes Thrihyrne wie schwarze Speere. Es wird nicht lange dauern, dann erreichen wir die Wegkreuzung und kommen zum Klammtal, wo vor zwei Nächten die Schlacht geschlagen wurde.«
    Pippin schwieg eine Weile. Er hörte Gandalf leise vor sich hinsingen und kurze Bruchstücke von Versen in vielen Sprachen murmeln, während die Meilen unter ihnen dahinliefen. Schließlich ging Gandalf zu einem Lied über, dessen Worte der Hobbit verstehen konnte; einige Zeilen drangen durch das Brausen des Windes deutlich an sein Ohr:
    Hohe Schiffe, hohe Herrscher ,
             Drei mal drei,
    Was brachten sie aus versunkenem Land
             Über das flutende Meer?
    Sieben Sterne und sieben Steine
             Und einen weißen Baum.
    »Was sagst du, Gandalf?«, fragte Pippin.
    »Ich bin gerade im Geist einige Gedichte der Überlieferung durchgegangen«, antwortete der Zauberer. »Die Hobbits, nehme ich an, haben sie vergessen, selbst diejenigen, die sie einst kannten.«
    »Nein, nicht alle«, sagte Pippin. »Und wir haben viele eigene, die dich vielleicht nicht fesseln würden. Aber dieses habe ich nie gehört. Worüber ist es – die sieben Sterne und sieben Steine?«
    »Über die Palantíri der Könige von einst«, sagte Gandalf.
    »Und was sind Palantíri ?«
    »Der Name bedeutet Das, was in weite Feme schaut. Der Orthanc-Stein war einer davon.«
    »Dann ist er nicht – nicht …«, Pippin zögerte, »… nicht vom Feind gemacht?«
    »Nein«, sagte Gandalf. »Und auch nicht von Saruman. Das übersteigt seine Gelehrsamkeit, und Saurons auch. Die Palantíri kommen von noch weiter her als Westernis, aus Eldamar. Die Noldor haben sie gemacht. Feanor selbst hat sie vielleicht gearbeitet in Tagen, die so lange vergangen sind, dass sich die Zeit in Jahren nicht ermessen lässt. Aber es gibt nichts, was Sauron nicht bösen Zwecken zuführen kann. Wehe für Saruman! Es war sein Untergang, wie ich jetzt erkenne. Gefährlich für uns alle sind die Erfindungen eines Wissens, das größer ist als unser eigenes. Dennoch muss er die Schuld auf sich nehmen. Narr! Ihn zu seinem eigenen Vorteil geheimzuhalten. Kein Wort davon hat er je zu irgendeinem Mitglied des Rats gesagt. Wir hatten uns noch keine Gedanken darüber gemacht, welches Schicksal wohl die Palantíri in Gondors verheerenden Kriegen erfahren hatten. Die Menschen hatten sie schon fast vergessen. Selbst in Gondor waren sie ein Geheimnis,von dem nur noch wenige wussten; in Anor erinnert man sich ihrer nur in einem von alters her überlieferten Gedicht, das bei den Dúnedain bekannt ist.«
    »Wofür haben die Menschen von einst sie gebraucht?«, fragte Pippin, erfreut und erstaunt, dass er Antwort auf so viele Fragen erhielt, und gespannt, wie lange das anhalten würde.
    »Um weit zu sehen und in Gedanken miteinander zu sprechen«, sagte Gandalf. »Auf diese Weise haben sie das Reich Gondor lange beherrscht und geeint. Sie hatten Steine in Minas Anor und Minas Ithil und in Orthanc im Ring von Isengart. Der größte und beherrschende dieser Steine befand sich unter der Kuppel der Sterne in Osgiliath vor dessen Zerstörung. Die drei anderen waren weit weg im Norden. Im Hause von Elrond wird erzählt, sie seien in Annúminas und Amon Sûl gewesen, und Elendils Stein war auf den Turmbergen, die nach Mithlond schauen im Golf von Luhn, wo die grauen Schiffe liegen.
    Jeder Palantír sprach mit jedem, aber in Osgiliath konnte man sie alle zusammen zur gleichen Zeit betrachten. Jetzt zeigt es sich, dass der Palantír von Orthanc erhalten geblieben ist, weil dieser Turm den Stürmen der Zeit widerstanden hat. Doch allein könnte er nur kleine Bilder von weit entfernten Dingen und längst vergangenen Tagen sehen. Sehr nützlich war das zweifellos für Saruman; indes scheint es, dass er damit nicht zufrieden war. Weiter und weiter hinaus schaute er, bis er einen Blick auf Barad-dûr warf. Dann war er entdeckt!
    Wer weiß, wo alle jene anderen Steine jetzt liegen, zerbrochen oder vergraben oder im Meer versunken? Doch einen zumindest muss Sauron erhalten und seinen Zwecken untertan gemacht haben. Ich vermute, es war der Ithil-Stein, denn er hat Minas Ithil vor langer Zeit erobert und in einen bösen Ort verwandelt: Minas Morgul ist es geworden.
    Leicht kann man sich jetzt vorstellen, wie schnell Sarumans schweifendes Auge eingefangen und festgehalten wurde; und wie er seitdem immer aus der Ferne überredet wurde und

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