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Der Herr der Ringe

Der Herr der Ringe

Titel: Der Herr der Ringe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien
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Bergen wegkommen! Ich hasse sie. Ich fühle mich ganz nackt auf der Ostseite, so aufgepflanzt hier mit nichts als dem toten Flachland zwischen mir und diesem Schatten da drüben. Da ist ein Auge drin. Komm weiter! Wir müssen heute irgendwie hinunterkommen.«
    Aber der Tag zog sich hin, und als der Nachmittag in den Abend überging, kletterten sie immer noch an dem Grat entlang und hatten keinen Ausweg gefunden.
    Manchmal bildeten sie sich in der Stille des wüsten Landes ein, dass sie schwache Geräusche hinter sich hörten, einen fallenden Stein oder den Schritt tapsender Füße auf dem Felsen. Doch wenn sie anhielten und lauschten, hörten sie nichts mehr, nichts als den Wind, der seufzend über die Kanten der Steine fuhr – doch selbst das erinnerte sie an Atem, der leise zwischen scharfen Zähnen zischte.
    Den ganzen Tag, während sie sich vorankämpften, hatte sich der äußere Kamm des Emyn Muil allmählich nach Norden gezogen. An seinem Rand erstreckte sich jetzt eine weite, abfallende Ebene von zerklüftetem und verwittertem Fels, hier und dort durchschnitten von grabenartigen Rinnen, die sich steil hinunterzogen zu tiefen Klüften in der Felswand. Um einen Pfad in diesen Schluchten zu finden, mussten sich Frodo und Sam nach links halten, ziemlich weit weg von der Kante, und sie merkten gar nicht, dass sie schon mehrere Meilen langsam, aber stetig bergab gegangen waren: Die Oberkante der Felswand näherte sich der Ebene des Tieflandes.
    Schließlich wurden sie zum Anhalten gezwungen. Der Grat machte jetzt eine schärfere Kehre nach Norden und wurde durch eine tiefere Schlucht unterbrochen. Auf der anderen Seite stieg er wieder an, einen Sprung von vielen Klaftern entfernt: Eine große graue Felswand erhob sich vor ihnen, jäh abgeschnitten wie mit dem Messer. Sie konnten nicht weiter geradeaus gehen, sondern mussten sich entweder nach Westen oder Osten halten. Aber im Westen würden sie nur in neue Mühsal und Verzögerungen geraten und zurück zum Herzen der Berge kommen; im Osten würden sie zum äußeren Abhang gelangen.
    »Es bleibt nichts übrig, als diese Rinne hinunterzuklettern, Sam«, sagte Frodo. »Lass uns sehen, wo sie hinführt!«
    »In einen scheußlichen Abgrund, da wette ich«, sagte Sam.
    Die Kluft war länger und tiefer, als es den Anschein gehabt hatte. Ein Stück weiter unten fanden sie ein paar knorrige und verkrüppelte Bäume, die ersten, die sie seit Tagen sahen: größtenteils verkrüppelte Birken und hier und dort eine Tanne. Viele waren abgestorben und dürr, bis aufs Mark von den Ostwinden zerbissen. Einst in milderen Tagen musste es ein recht dichtes Gebüsch in der Schlucht gewesen sein, aber jetzt hörten die Bäume nach etwa fünfundzwanzig Klaftern auf, obwohl sich alte, geborstene Stumpen fast bis zum Rand der Felswand hinzogen. Der Boden der Rinne, die an einer Felsverwerfung entlanglief, war uneben durch abgesplitterte Steine und fiel steil ab. Als sie schließlich an ihrem Ende angelangt waren, beugte Frodo sich vor und sah über den Rand.
    »Schau!«, sagte er. »Wir müssen ein schönes Stück heruntergekommen sein, oder aber die Felswand ist abgefallen. Hier ist sie viel niedriger als vorher und sieht weniger steil aus.«
    Sam kniete sich neben ihn und schaute widerstrebend hinunter. Dann blickte er hinauf zu der großen Felswand, die sich zu ihrer Linken erhob. »Weniger steil!«, brummte er. »Na ja, ich nehme an, es ist immer leichter, hinunter- als hinaufzugehen. Wer nicht fliegen kann, kann springen.«
    »Das wäre allerdings ein großer Sprung«, sagte Frodo. »Ungefähr, na ja …«, er maß die Entfernung kurz mit den Augen, »… ungefähr achtzehn Klafter, würde ich schätzen. Nicht mehr.«
    »Und das ist genug!«, sagte Sam. »Hu! Wie ich es hasse, von einer Höhe hinunterzusehen. Aber sehen ist besser als klettern.«
    »Trotzdem glaube ich«, sagte Frodo, »wir könnten hier klettern; und ich glaube, wir werden es versuchen müssen. Schau, der Fels ist ganz anders als vor ein paar Meilen. Er hat sich gesenkt und ist zerklüftet geworden.«
    Tatsächlich war die Außenseite nicht mehr steil, sondern neigte sich ein wenig nach außen. Sie sah wie ein großer Festungswall oder ein Hafendamm aus, deren Grundmauern sich verlagert hatten, sodass sich ihre Schichten verschoben hatten und durcheinandergeraten waren, und große Spalten und lange schräge Vorsprünge waren zurückgeblieben, die stellenweise die Breite von Treppenstufen hatten.
    »Und wenn wir

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